49. Fliegendes Holz

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"Nein!" schrie Harry verzweifelt, als er sah, wie Louis umfiel und hart auf dem Boden aufschlug. Der Dolch ragte aus seiner Brust und er war erstarrt. Silber lähmte Vampire, das wusste Harry und er wollte rasch zu Louis hinüberkrabbeln, um ihn zu befreien, doch er hatte vergessen, wie schnell William war: der Vampir drehte sich zu Harry um und ehe der sich versah, wurde er von ihm auf den Boden gedrückt. Er versuchte nach dem Vampir zu treten, doch der hatte ihn jetzt mit Händen und Knien regelrecht am Boden festgenagelt und Harry konnte sich keinen Millimeter bewegen. Außerdem tat ihm der Rücken weh - vermutlich hatte er sich einige Rippen gebrochen. Er kam ihm immer näher und hatte ein fieses, Grinsen im Gesicht. "Das wird deine Strafe dafür sein, dass du herausgefunden hast, dass die Werke nicht von mir sind....du wirst es Niemandem verraten, Junge. Dafür sorge ich." raunte er ihm zu und kam Harry ganz nahe, sodass sein Haar seine Haut streifte. Mit der Nase strich er über Harrys Kinn in Richtung Ohr, bis er am Hals innehielt.

Harrys Herz schlug wie verrückt und er verspürte eine Angst, wie er sie noch nie im Leben gefühlt hatte. Verzweifelt schrie er nach Louis, bäumte sich mit aller Kraft auf und versuchte sich irgendwie zu befreien, doch William war einfach zu stark. Harrys Blick wanderte hinüber zu Louis, der immernoch gelähmt dalag und ihn mit großen, ängstlichen Augen ansah. "Lou...." wimmerte Harry, doch er er wusste, dass sein Freund ihm nicht helfen konnte, solange das Silber ihn bewegungsunfähig machte. "Hm, du riechst gut...." hauchte William und drückte Harry seine Lippen auf die Haut, der die Augen zusammenkniff, weil er genau wusste was jetzt kam und es nicht verhindern konnte.

Ein stechender Schmerz, gefolgt von einem höllischen Brennen, fuhr ihm in die Kehle, als der Vampir seine Zähne in Harrys Fleisch trieb. Er schrie auf vor Schmerzen und keuchte, als er das Blut spürte, das ihm über den Hals lief und sein T-Shirt durchtränkte. William presste sich mit dem ganzen Körper auf ihn und saugte gierig jeden Tropfen auf, der seine Lippen berührte, dabei stöhnte er genüsslich - es schien ihn auf eine ziemlich perverse Art zu befriedigen. Der Schmerz pochte und pukkerte unter seiner Haut und Harry bemerkte, dass er zu hyperventilieren begann. Seine Augen huschten hin und her und seine Finger verkrampften sich, wärend William seinen Durst genüsslich stillte. Wie lange Harry dalag, zuckend und voller Schmerzen, wusste er nicht, doch er spürte, dass er irgendwann schläfrig wurde und seine Sicht verschwamm. Sein Herz stolperte einige Male und raste dann weiter, doch es schien nicht mehr viel zu geben, das es durch seine Adern pumpen konnte und Harry fiel der Kopf kraftlos zur Seite. Sein Körper resignierte. Er würde sterben - vor Louis Augen und es gab nichts, was sein Freund daran ändern konnte. Er blinzelte langsam und spürte, dass es nur noch eine Frage von Minuten war, bis sein Körper aufgeben würde. Auch William schien das zu bemerken, denn er drückte Harrys Kopf in den Nacken und saugte noch heftiger an der offenen Wunde, die er ihm zugefügt hatte, fast so als wollte er auch den letzten Tropfen seines Blutes zu sich nehmen. Den Schmerz spürte Harry nicht mehr, denn er hatte sich mittlerweile über seinen ganzen Körper ausgebreitet und es war ein gleichmäßig, pochendes Brennen, das ihn erfüllte.

Mit einem letzten Blick auf Louis, in dessen Augen die Tränen standen, weil er erkannt hatte, dass Harry nicht überleben würde, seufzte er ein letztes Mal, dann schwanden ihm die Sinne.

Louis POV:
Harry war bewusstlos geworden, jetzt konnte es nicht mehr lange dauern und William Shakespeare hatte seinen Freund getötet. Innerlich schrie Louis aus vollen Kräften, doch das Silber lähmte ihn und so kam ihm kein Laut über die Lippen. Er sah zu Harry, der blass und leblos unter dem Vampir lag und dessen Shirt mittlerweile auf einer Seite blutgetränkt war. Sein Harry durfte nicht sterben! William drückte sein Becken gegen Harrys und Louis hätte am Liebsten weggesehen, doch er konnte nicht. Es war, als würde William Harry vergewaltigen. Eine Träne lief Louis die Wange hinunter, als plötzlich ein Knall ertönte und William über Harrys Körper zusammenbrach. "Puh, ich dachte schon, ich komme zu spät." sagte eine wohlbekannte Stimme und zwei Stiefel tauchten plötzlich in Louis Blickfeld auf.

Zayn!

Er hatte den Revolver in der Hand, der noch qualmte und steckte ihn sich gerade hinten in die Hose, dann ging er neben Louis in die Hocke, griff nach dem silbernen Dolch und zog ihn aus seiner Brust. Augenblicklich war Louis wieder fähig sich zu bewegen und setzte sich auf. "Zayn! Schnell zu Harry!" rief er und rannte zu seinem Freund. Zayn zog William von Harry herunter und inspizierte ihn: "Das mit der Holzkugel scheint zu funktionieren. Er ist tot. Hoffe ich zumindest. Ich gehe lieber auf Nummer sicher." sagte er, griff den silbernen Dolch und stieß ihn William in die Brust um ihn ebenfalls zu lähmen. Sollte die Kugel ihr Ziel verfehlt haben, so war der Vampir wenigstens außer Gefecht gesetzt. Louis hatte sich in der Zwischenzeit über Harry gebeugt und hielt sein Gesicht sanft in seinen Händen. "Nein, das darf nicht sein....bitte Harry, du kannst nicht tot sein, ich brauche dich doch...." bettelte er und Tränen liefen ihm über die Wangen, wärend er auf das bleiche Gesicht blickte: Harrys Augen waren geschlossen, seine Lippen bläulich verfärbt und Williams blutige Finger hatten einige Abdrücke auf seiner Haut hinterlassen. "Louis, er lebt noch...du kannst ihn verwandeln....du MUSST ihn verwandeln." sagte Zayn, der sich auf Harrys andere Seite gesetzt und seinen Puls gefühlt hatte. "Der Puls ist noch ganz schwach da. Wenn wir uns beeilen, dann können wir ihn retten!" Louis war wie auf Autopilot. Er wusste was er zu tun hatte und tat es ganz automatisch, wärend seine Gedanken immernoch bei Harry waren.

Das Opfer musste das Blut von dem Vampir zu trinken bekommen, der ihn getötet hatte.

Er schob den Ärmel von Williams Hemd nach oben und biss ihm in den Arm: zwei Blutstropfen quollen aus der hellen Haut hervor und er drückte den Arm gegen Harrys Lippen, bis sie davon benetzt waren. "Er muss es auch schlucken." sagte Zayn, legte Harrys Kopf in seinen Schoß und strich ihm mit zwei Fingern fest über den Kehlkopf, um so ein Schlucken herbeizuführen. Es funktionierte. Unsicher sah Louis seinen Freund an: "Meinst du, es hat geklappt?" fragte er und lies Harry nicht aus den Augen. "Wenn er noch genug eigenes Blut im Körper hatte, dann hat es geklappt. Wir müssen warten. Bleib du bei ihm, ich kümmere mich um unseren Poeten, er hat ja jetzt seinen Zweck erfüllt." sagte Zayn, stand auf, ging zum Körper des Vampirs, warf ihn sich über die Schulter und verschwand aus dem Theatersaal. Louis blieb neben Harry sitzen und starrte, ohne zu blinzeln auf ihn hinab. Es tat ihm so Leid, was passiert war und er wünschte sich, er hätte schneller reagiert, denn so hätte William ihn nicht mit dem Dolch erwischen können. Harry sah schlimm aus und Louis hoffte inständig, dass die Verwandlung funktionierte, denn sonst müsste er Anne Harry so wie er jetzt war zurückbringen: mit einer klaffenden Wunde am Hals, mit gebrochenen Rippen und völlig ausgezehrt.

Schritte, die immer näher kamen, liesen Louis aufsehen. Auf der Seite des Zuschauerraumes öffnete sich eine Tür und Zayn kam wieder herein. Er klopfte sich die Hände an der Hose ab. "William Shakespeare liegt jetzt in der Themse." teilte er Louis zufrieden mit und hockte sich neben ihn. "Wie siehts aus?" - "Ich weiß es nicht." antwortete Louis und sah Zayn fragend an: "Wie lange geht so eine Verwandlung, wenn man so viel Blut verloren hat, wie Harry?" - "Wird schon ein bis zwei Tage dauern, denke ich. Am Besten ist wohl, wir machen ihn sauber und uns dann auf den Weg zurück nach Edinburgh. Bis dahin ist er vielleicht wieder fit." Zayn erhob sich nocheinmal und verschwand hinter der Bühne, wo die Theaterleute ihre Kostüme aufbewahrten. Er kam mit einer Schüssel Wasser und einem Hemd zurück. "Hier. Mach ihn sauber und zieh ihm das hier an. Ich kümmere mich um einen Mietwagen, damit wir ohne Probleme aus der Stadt herauskommen." Er stellte die Schüssel neben Louis ab, lies das Hemd auf der Bühne liegen und verschwand wieder. Vorsichtig zog Louis Harry das verklebte Shirt aus, ballte es zusammen und benutze den Stoff, um ihm das Blut vom Gesicht, aus den Haaren und vom Körper zu waschen. Harrys Augen begannen zu flackern, als Louis gerade fertig geworden war und ihm das Hemd anziehen wollte. Für einen kurzen Moment öffneten sie sich und er sah Louis an, doch die Augen waren leer und abwesend, sodass Louis schnell erkannte, dass sich sein Freund noch in einer tiefen Ohnmacht befand. Liebevoll strich er ihm über die Wange und küsste ihn sanft auf die Nase: "Ich weiß, es geht dir gerade schlecht....aber ich bin da und wir bringen dich nach Hause zurück....vertrau mir." flüsterte er und schloss den letzten Knopf des Hemdes.

Umzug mit FolgenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt