11.Ein Date

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"Du hast ein Date? Mit...dem Ding?", fragte Niall und verzog das Gesicht, nachdem Harry ihm und Liam von seinem Gespräch mit Louis erzählt hatte. Von Zayns Problemen hatte er allerdings nichts gesagt.

"Er ist kein Ding", widersprach Harry und knallte seinen Hefter ein wenig lauter auf den Tisch, als beabsichtigt, bevor er sich auf seinen Stuhl fallenließ. "Und wir haben auch kein Date." - "Nein, gar nicht. Ihr trefft euch nur heute Abend auf der Burg, die einen 'wunderschönen Ausblick' bietet....ist auch gar nicht romantisch oder so", kicherte Niall und seine Stimme triefte nur so vor Sarkasmus. Harry, der immer böser dreinblickte, sagte gar nichts. "Niall, jetzt zieh ihn doch nicht auf. Nur, weil Harry uns gleich am Anfang gestanden hat, dass er auf Jungs steht, musst du ihn doch nicht so ärgern." - "Ist doch gut, Liam, reg dich ab. Man wird ja wohl noch einen Spaß machen dürfen", sagte Niall entschuldigend und wandte sich dann an den Lockenkopf, der ihn immernoch ziemlich finster anfunkelte. "Tut mir Leid Harry. Ich dachte du findest das auch lustig. Ich werde nichts mehr dagegen sagen....versprochen." Harry nickte nur knapp. Wie es schien, war Liam der Einzige von dem sich Niall ab und zu etwas sagen ließ.

Als sie nach Schulschluss durch das große Tor der Schule traten, passierten sie Louis, der wartend am Holzflügel lehnte und einen schüchternen Schritt auf Harry zumachte. Er warf Liam und Niall kurze, abschätzende Blicke zu, dann drückte er Harry schnell einen Zettel in die Hand und ging eilig davon.

Harry sah ihm nach und fühlte das knisternde Papier zwischen seinen Fingern: was war das für eine Nachricht?

Als Louis außer Sicht war, faltete er den Zettel auseinander. "Wow, der hat aber eine schöne Handschrift", stellte Liam fest, als die drei einen Blick auf die geschwungenen und gleichmäßigen Buchstaben geworfen hatten. "Hey, die Nachricht ist für mich", beschwerte sich Harry, machte allerdings auch keine Anstalten, den Zettel vor den neugierigen Blicken der beiden zu verbergen und las dann:
"Ich hole dich heute Abend um 21:30 Zuhause ab. Zieh dich warm an auf der Burg ist es immer ein wenig kühl.
Louis"

Ziemlich altmodisch, einen Zettel zu schreiben - aber irgendwie auch sehr süß, fand zumindest Harry, grinste geschmeichelt und schob das Papier in seine Hosentasche. "Schreib uns, wie es war, ja?" fragte Liam, reckte einen Daumen nach oben und ging dann mit Niall davon. Harry sah ihnen nach und seufzte: scheinbar war Liam der einzige, der bemerkt zu haben schien, dass Harry dem Punk mit den Tattoos und dem schwarzen Ring in der Lippe bereits hilflos verfallen war.

Der Nachmittag wollte nicht vorbeigehen, obwohl Harry sich alle Mühe gab, indem er Fern sah, las, seiner Mutter auf die Nerven ging und ständig auf die Uhr sah, doch 21:30 Uhr wollte einfach nicht kommen.

Irgendwann, er hatte die letzte Stunde am Fenster gesessen und auf den Lichtkegel der Straßenlaterne geblickt, war es endlich 21:15 Uhr und er stand auf. Anne und Robin saßen im Wohnzimmer auf dem Sofa und sahen einen Krimi, als er ins Zimmer trat.

"Mum...ich geh nochmal weg", sagte er. Anne hob den Kopf und sah ihn an: "Triffst du dich mit Louis?" - "Ja...aber ich habe mein Handy dabei und es wird auch bestimmt nicht lange dauern", versuchte er, seine Mutter zu beruhigen, die ihren Mann ansah, als würde sie auf seine Erlaubnis warten. Robin musterte Harry und fragte dann: "Holt er dich ab?" - "Ja. Wir wollen uns die Burg auf dem Hügel ansehen. Louis sagt, dass das nachts besonders eindrucksvoll sein muss." Sein Stiefvater nickte und sagte: "Du darfst gehen, WENN" und dabei hob er mahnend einen Zeigefinger, "wenn Louis reinkommt und sich vorstellt, damit ich weiß mit wem du unterwegs bist UND wenn du in spätestens einer Stunde zurück bist." Harry kannte seinen Stiefvater mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass er das nicht böse meinte, sondern sich nur Sorgen machte, also nickte er und verschwand im Flur. "Ich hole Louis dann mal rein", sagte er, schlüpfte in seine Schuhe und öffnete die Tür.

Die kühle Nachtluft schlug ihm entgegen und er sah Louis, der am Gatter stand und in Richtung der Haustür blickte. "Hey...ähm meine Eltern würden dich gerne kennenlernen", sagte er leise und öffnete das Tor. Louis bewegte sich keinen Zentimeter und wirkte ziemlich unsicher. "Bist du sicher, dass sie das wollen? Wenn sie mich sehen, dann lassen sie dich doch nie mit mir zusammen weggehen." - "Ach komm, wieso sollten sie das?" - "Weil ich anders bin?", sagte Louis schlicht und schob die Hände tief in die Taschen seiner Jacke. Harry griff nach Louis Arm und zog ihn durch das Tor auf den schmalen gepflasterten Weg, der zum Haus führte. Obwohl Louis eine dicke Jacke trug, konnte Harry spüren, dass er ziemlich dünne Arme hatte.

Sie betraten den hell erleuchteten Flur und Harry bog gleich nach links ins Wohnzimmer ab. "Mum, Robin: das ist Louis." sagte er. Die Blicke der beiden Erwachsenen wanderten zur Tür und krochen von unten an Louis hinauf, musterten seine Stiefel, seine dunkle Hose mit den zerrissenen Knien wanderten über die Jacke, die Louis bis zum Kinn zugezogen hatte und blieben an dem Pierching hängen, das in Louis Unterlippe befestigt worden war.

"Hallo Louis", sagte Anne und machte Anstalten, aufzustehen, doch Louis zog nur den Kopf ein und nickte knapp, bevor er sich ein Lächeln abrang und sich dann schnell an Harry wandte, als hoffte er, der Lockenkopf würde ihm aus dieser unangenehmen Lage befreien. Er räusperte sich und sagte dann: "Prima, jetzt habt ihr euch ja kennengelernt. Wir gehen dann jetzt." Er trat wieder auf den Flur hinaus, nahm seine Jacke vom Hacken und öffnete die Haustür. Gemeinsam traten sie hinaus in die Nacht und machten sich auf den Weg zur Burg.

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