45. Besuch im Globe Theater

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Louis lies Harry ausschlafen und so war es 11:30 Uhr, als er die Augen öffnete und sein Blick sofort zum Fenster fiel, an dem der Regen in Rinnsalen herunterlief. Seufzend, weil das Wetter so schlecht war, drehte Harry sich auf die Seite – und fiel mit einem Rumpeln aus dem Bett. In seine Decke verknotete und fluchend, weil er auf dem harten Boden gelandet war, lag er nun da. Louis kam genau in dem Moment ins Zimmer und hatte einen Teller mit Frühstück für Harry in der Hand. Beim Anblick des in seine Decke gewickelten Harry, brach er in schallendes Gelächter aus, sodass ihm beinahe das Toast vom Teller rutschte. "Ja, schön, dass es dich amüsiert." brummelte Harry, konnte sich aber ein Grinsen nicht verkneifen, denn Louis Lachen war so unglaublich ansteckend und er hatte ihn noch nie so lachen hören. Louis wankte glucksend auf das Bett zu, stellte den Teller auf der Matraze ab und zog Harry dann kichernd auf die Beine. "Tut mir Leid, aber das sah einfach zu lustig aus..." Harry wickelte sich aus seiner Decke aus und deutete aufs Fenster: "Hast du dir das Wetter schonmal angesehen? Da vergeht einem das Lachen...wie sollen wir denn heute die Stadt erkunden?" er zog eine Schute, setzte sich im Schneidersitz aufs Bett und begann sein Frühstück zu essen. Louis schien das Wetter gar nicht sonderlich zu stören, denn er zuckte nur die Schultern und sagte: "Wir haben heute sowieso etwas vor, das uns nicht ins Freie bringt." sagte er und lehnte sich zufrieden zurück, um Harry beim Essen zuzusehen. "Wohin gehen wir denn?" fragte Harry zwischen zwei Bissen und musterte seinen Freund neugierig, der ihn mit hochgezogenen Augenbrauen ansah und nur leicht lächelte. "Was? Willst du es mir nicht sagen?" fragte Harry und Louis schüttelte den Kopf: "Nein, du wirst es noch sehen. Komm, iss auf und mach dich fertig, dann können wir los." drängte er ihn und schnappte Harry den Teller weg, als er gerade den letzten Bissen Toast in den Mund geschoben hatte. Wärend der Lockenkopf in das kleine Badezimmer ging, wuselte Louis in der Küchenzeile herum, wusch den Teller ab und packte für Harry eine Flasche Wasser ein. Als der Lockenkopf fertig angezogen war, lehnte Louis schon im Türrahmen zum Flur und tippte ungeduldigt mit der Hand gegen das Holz: "Bist du fertig?" - "Jahaa." seufzte Harry und schlüpfte in seine Jacke: "Ich dachte wir entspannen uns hier ein bisschen...du stresst mich total..." - "Mag sein, aber es wird sich lohnen, glaub mir. Hast du alles? Na dann los. Komm Honey." sagte Louis, nahm ihn an der Hand und führte ihn die Treppe hinunter, wo sie vor der Tür wieder der Londoner Wahnsinn erwartete.

Harry hatte eine ganze Weile keinen Plan, wohin Louis ihn brachte, doch als sie über die Millenium Bridge gingen und er auf der anderen Seite des Flusses, ein großes, rundes Gebäude sehen konnte, machte er vor Freude einen Hüpfer: "Wir gehen ins Globe? Ich dachte das kommt erst heute Abend dran." - "Lass dich überraschen." sagte Louis und sie brachten die Brücke hinter sich, stiegen dann eine Treppe hinunter und kamen auf einem breiten Fußweg heraus, der sie direkt an der Themse entlang zum Globe Theatre führte.

Endlich standen sie davor und Harry konnte sich kaum sattsehen. Das Globe war ein rundes Gebäude aus Fachwerk und weißen Lehmfüllungen. Das Dach war mit Reet gedeckt und günes Moos hatte sich darauf abgesetzt. Fenster gab es kaum, nur unter dem Dach befanden sich einige kleine Fensterchen, die mit Gittern versehen waren. Eine breite Treppe führte die Ankömmlinge unter einem Torbogen aus Stein hindurch auf einen Vorhof. Alles war sehr sauber und ordentlich gehalten und einige Schilder wiesen auf eine Glastür, hinter der sich ein kleines Shakespeare-Museum, ein Souvenirshop, sowie die Abendkasse des Theaters befand. Leider alles noch geschlossen, denn das Theater öffnete seine Tore erst am Nachmittag. Wieso waren sie dann jetzt schon hier? Hatte Louis ihm das Gebäude einfach von außen zeigen wollen? Als Harry sich mit dieser Frage an seinen Freund wandte, der ihn die ganze Zeit strahlend beobachtet hatte, schüttelte Louis den Kopf und sagte: "Nein, ich hab doch gesagt, dass ich eine Überraschung parat habe. Komm mit." Er ging mit Harry zurück zum Vorhof, sammelte einige kleine Steinchen ein und warf sie gezielt an ein Fensterchen, das sich zwei Etagen über dem Souvenirshop befand. Kritisch beobachtete Harry Louis dabei. Was sollte das? Er sah zum Fenster hinauf, das sich klappernd geöffnet hatte und ein Mann den Kopf herausstreckte. Er hatte ein schmales Gesicht, trug einen schmalen Oberlippen- und Kinnbart und sein Haar war kurz und modern gestylt. Seine Stirn war recht hoch und in seinem Gesicht zeichnete sich ein freundliches Lächeln ab. "Oh, hallo Louis. Moment, ich komme runter!" sagte der Mann erfreut, klappte das Fensterchen wieder zu und Harry drehte sich zu seinem Freund um. "Wer war das und wieso kennt er dich?" - "Wir haben vor einigen Tagen miteinander telefoniert..." antwortete Louis. "Und wer ist er?" - "Siehst du gleich." erwiderte Louis nur, schob die Hände in die Jackentasche und blickte erwartungsvoll auf die Glastür.

Harry folgte seinem Blick und sah einen Mann, der hinter der Glastür auftauchte und durch das Foyer der Museums schritt. Er schloss die Tür auf und trat hinaus auf den Hof. Der Mann war klein, etwa so groß wie Harry und Louis. Er trug eine abgenutzte Lederhose, wie ein Biker, war ziemlich schlank, sodass seine Beine dünn wie Streichhölzer aussahen. Über der Hose hatte er ein langes T-Shirt, das ihm bis über den Gürtel reichte und darüber trug er eine reich verziehrte Jacke, die verdammt teuer aussah. Er streckte Louis die Hand entgegen: "Hey, freut mich, dass es geklappt hat. Habt ihr gut hergefunden?" - "Ja, das ist ja nicht sonderlich schwer zu finden." antwortete Louis, legte den Arm um Harry und sagte zu dem Mann: "Das ist mein Freund Harry." - "Oh, der junge Mann, der so gerne meine Arbeiten liest? Freut mich. Hallo Harry, ich bin William Shakespeare." Er ergriff Harrys Hand und schüttelte sie, doch der Lockenkopf reagierte gar nicht. Er stand da wie versteinert und starrte den Mann an, der da breit grinsend vor ihm stand. Das konnte nicht sein. Louis veräppelte ihn doch. William Shakespeare war am 3.Mai 1616 gestorben. Blinzelnd musterte Harry den Mann, der sich als der große Poet vorgestellt hatte und schüttelte den Kopf: "Nein, das sind Sie nicht." sagte er, doch Louis und "William" sagten gleichzeitig: "Doch." Verwirrt sah Harry zwischen den beiden hin und her und meinte: "Aha und wie soll das gehen?" William verschränkte die Arme vor der Brust und deutete mit dem Daumen auf Louis: "Naja, genau wie es funktioniert, dass dein Freund Louis seit langer Zeit 18 Jahre alt ist." Harry schluckte hart und beäugte William immernoch misstrauisch: "Das heißt...Sie sind auch...ein Vampir?" - "Korrekt!" rief er aus, klatschte in die Hände, breitete die Arme aus und drehte sich einmal im Kreis: "Und das hier gehört alles mir! Ich habe es sogar in Auftrag gegeben, als das ursprüngliche Theater abgebrannt war und ich irgendwann gerne ein neues haben wollte. Ein reicher, amerikanischer Geschäftsmann hat sich überreden lassen, ein wenig Kleingeld locker zu machen. Und ich führe dieses Theater. Offiziell bin ich Will Thomas Burgh, aber in Wahrheit, hat der große William Shakespeare sein Theater noch immer nicht in fremde Hände gegeben." Der Mann in der dunklen Lederhose klang zufrieden mit sich selbst und wandte sich dann wieder an Harry. "Dein Freund Louis wusste von seinem Kumpel...Zayn war der Name, richtig? Dass ich noch lebte und weil du so ein großer Fan meiner Werke bist, hatte Louis mir eine Mail geschrieben und mich um ein Treffen geben. Und ich kann doch anderen Vampiren keine Bitte abschlagen, noch dazu, wenn sie so freundlich formuliert war, wie die von Louis. Kommt nur rein, ich zeig euch das Theater." William drehte sich um und schritt ihnen voraus auf die Glastür zu, aus der er gekommen war. Harry wandte sich rasch an Louis und flüsterte: "Das ist kein Witz? Du veräppelst mich nicht? DAS ist wirklich William Shakespeare?" - "Natürlich. Was wäre ich für ein Freund, wenn ich dich so heftig auf den Arm nehmen würde?" gab Louis zurück, nahm Harrys Hand und grinste, als dieser einen begeisterten Hopser machte und vor Freunde quietschte.

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