"Ich bin in Edinburgh aufgewachsen. Geboren wurde ich 1850. Mein Vater war ein einfacher Arbeiter und meine Mutter hat ein wenig Geld als Näherin verdient. Ich hatte drei Schwestern, Lottie, Felicité und Phoebe. Es gab noch eine Schwester, sie hieß Daisy und war Phoebes Zwillingsschwester, aber sie starb noch als Baby. Meine Familie lebte in den Straßen, die ich dir gezeigt habe. Damals waren sie schon überbaut und lagen unter der Erde, aber wir konnten uns keine Wohung leisten, also blieben wir im Untergrund, wie viele andere Familien auch. Ich tat mein Bestes, um der Familie ebenfalls zu helfen und schlug mich mit Gelegenheitsjobs durch. Meine Schwestern wurden früh verheiratet und als ich 18 Jahre alt war, 1868, sollte auch ich auf eigenen Beinen stehen und mir eine kleine Wohnung oder ein Zimmer suchen. Natürlich verdiente ich auch nicht genug Geld, um in die Neustadt von Edinburgh zu ziehen und so durchstreifte ich abends häufig die unterirdischen Gassen auf der Suche nach einem leerstehenden Zimmer. An einem Abend war ich ziemlich weit in das Netz aus Gassen und Straßen vorgedrungen und hatte mich verirrt. Dort, wo ich mich befand, gab es keine Beleuchtung mehr und ich hatte nur noch einen kleinen Kerzenstummel, mit dem ich mir den Weg durch die Gassen leuchtete. Schon damals ging das Gerücht um, es würde in den verlassenen Straßen spucken und tatsächlich fiel mich Jemand von hinten an. Was dann genau passierte, kann ich heute leider nicht mehr genau sagen, ich erinnere mich nur an einen unglaublichen Schmerz, dass ich dann ohnmächtig wurde und als ich aufwachte, hatte ich einen metallischen Geschmack im Mund. Ich ging davon aus, dass man mich überfallen und ich mir selbst dabei auf die Lippe gebissen hatte.
Mir war schummrig und ich fühlte mich unglaublich schwach, als ich mich vom Boden aufrappelte, auf dem ich aufgewacht war. Ein Fieber schüttelte meinen Körper und ich verkroch mich in einem leerstehenden Haus, wo ich mich zusammenrollte und hoffte zu sterben – so schlecht fühlte ich mich. Fast zwei Tage hatte ich in dem dunklen, feuchten Zimmer gelegen, bis es mir langsam besser ging und ich genug Kraft hatte, mich wieder zu bewegen. Meine Kehle war trocken und als ich an einem unterirdischen Brunnen ankam, wollte ich einen Schluck trinken, doch das Wasser schmeckte so bitter, dass ich mich beinahe übergeben musste. Ich war völlig verwirrt – was war mit mir los? Ich dachte ich wäre nur krank, aber die Sache mit dem Wasser passte nicht zu einer Erkrankung.Irgendwie kämpfte ich mich zurück zu meiner Familie und meine Mutter wollte mich gesund pflegen, doch es gelang ihr nicht. In einer Nacht lag ich in dem Zimmer in dem wir lebten, auf dem Bett und als eine Ratte vorbeihuschte, überkam mich etwas, das ich bis heute nicht erklären kann – es war eine Art Instinkt: ich packte die Ratte und biss hinein. Als ich das Blut schmeckte, fühlte ich mich plötzlich gestärkt und es ging mir viel besser, allerdings überkam mich ein Ekel vor mir selbst und ich erkannte sofort, was aus mir geworden war. Weil ich meine Familie nicht umbringen wollte, stahl ich mich noch in derselben Nacht davon. Es war mir lieber, wenn sie dachten, ich sei weggelaufen, oder tot, als wenn ich sie womöglich auf dem Gewissen hatte.
Ich habe sie nie wieder gesehen.Nach einigen Wochen hatte ich gelernt, mit meinem neuen Körper, den neuen Sinnen und dem unglaublichen Durst umzugehen. Ich hatte gelernt, dass ich nicht so häufig Nahrung zu mir nehmen musste, wie die Menschen. Einmal in der Woche zwei Ratten zu trinken genügte mir. Durch Zufall entdeckte ich, dass mir Sonnenlicht nichts anhaben konnte, obwohl ich lange davon ausgegangen war, dass es mir schaden würde, denn zu dieser Zeit waren Vampirgeschichten gerade sehr angesagt und häufig wurde in den Tageszeitungen in Kurzgeschichten über die Kreaturen der Nacht geschrieben. Natürlich hatte auch ich diese Geschichten ab und zu gelesen und wusste daher ein bisschen etwas über Vampire.
Zayn traf ich einige Jahre später. Ebenfalls im Untergrund. Er war schon länger ein Vampir und kannte sich noch besser aus, als ich. Während ich versuchte, mich von Ratten zu ernähren, gab Zayn sich seinen Instinkten hin und tötete, wann er es brauchte – und wen er brauchte. Wir freundeten uns an und wurden Gefährten, denn ich kannte nur ihn und er kannte nur mich...naja und so haben wir die Jahre verbracht.
Zayns Angriffe wurden als Morde ausgelegt. Vielleicht hast du schonmal von Jack the Ripper gehört? Er war der berüchtigste Serienkiller aus London 1888 – hat 5 Frauen innerhalb von 4 Monaten getötet – alle auf brutalste Weise. Naja: die Morde hat Zayn begangen. Wir sind danach aus London weg und er hat eine Weile Ruhe gegeben. Es war auch das letzte Mal, dass er einen Menschen getötet hat. Ich konnte ihn davon überzeugen, dass wir von Tieren leben oder uns in Krankenhäusern mit Blutkonserven eindecken konnten."
Harry hatte ihm lange zugehört und hob jetzt den Kopf. Während Louis gesprochen hatte, hatten seine Worte einen Film vor seinem geistigen Auge vorbeiziehen lassen und erst jetzt war er sich bewusst, dass er auf seinem Bett in seinem Zimmer saß. "War das das 'Altglas' in dem Beutel mit dem ich dich gesehen habe?", fragte Harry leise und Louis nickte rasch: "Ja. Und das ist auch der Grund weswegen Zayn und ich immer diese Thermoskannen mit uns herumtragen. Wir haben einen Mann im Krankenhaus, der uns mit Blutkonserven versorgt, wenn sie nicht mehr für Transfusionen benutzt werden können. Dieser Mann – sein Name ist Sam – verkauft sie an uns weiter. So ernähren wir uns....naja zumindest ich tue das. Zayn hat schon seit Ewigkeiten nichts mehr zu sich genommen. Er ist sein Dasein satt und hofft, vielleicht zu verhungern...aber ich glaube nicht, dass das so funktioniert."
"Hast du nie einen Menschen gebissen?", fragte Harry leise und sah Louis skeptisch an. Der Punkt fuhr sich durch die Haare und schüttelte den Kopf: "Ich habe einmal Jemanden gebissen...er war mein Freund und wusste von meinem Geheimnis, genau wie du jetzt auch. Er hatte mir angeboten, dass ich sein Blut trinken kann, wenn ich es benötige. Du musst wissen, dass man nur verwandelt wird, wenn das Opfer auch das Blut des Vampirs trinkt, der ihn gebissen hat. Geschieht das nicht, ist der Gebissene nur etwas geschwächt, bleibt aber ein Mensch. Leider ist es mir eine Nacht nicht gelungen aufzuhören. Ich war so hungrigt, dass ich ihn bis auf den letzten Tropfen geleert habe und...." Louis Stimme brach und er wischte sich über die Augen bevor er weitersprach: "...Thomas ist dann gestorben...Ich habe ihn geliebt und ich habe ihn getötet....es tut mir immernoch so Leid und deswegen habe ich mir geschworen, NIE WIEDER einen Menschen zu beißen. Naja, das war eigentlich auch schon alles, was ich dir erzählen konnte. Also, wenn du mich jetzt verurteilen und verlassen willst, dann kannst du das tun, aber glaub mir, dass ich dir nichts tun wollte. Ich habe mich wirklich in dich verliebt...du hast eine unglaubliche Anziehungskraft auf mich ausgeübt und deswegen wollte ich auch nicht, dass du erfährst, was ich wirklich bin, denn dann hättest du vielleicht nie mit mir gesprochen."
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Umzug mit Folgen
FanfictionHarry ist 16 Jahre alt und gerade mit seiner Familie nach Schottland gezogen, wo er sich gleich in einer neuen Schule einfinden muss. Er findet schnell Freunde in Liam und Niall, wird jedoch auch rasch vor den beiden komischen Typen aus der Oberstuf...