12.Zayns Verrat

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"Wieso wollten mich deine Eltern kennenlernen?", fragte Louis, als sie nebeneinander die dunkle Straße entlanggingen. "Sie wollten eben wissen, mit wem ich so spät noch unterwegs bin...du weißt doch wie Eltern so sind", sagte Harry und lachte, bis er Louis Gesichtausdruck sah. Er wirkte hart un versteinert, dann murmelte er: "Nein, das weiß ich leider nicht." Mist, Harry hatte vergessen, dass Louis keine Eltern mehr hatte und ihm damit gerade sicherlich wehgetan: "Tut mir Leid, ich hab nicht darüber nachgedacht, was ich sage. Ich wollte dich nicht....sorry." Doch Louis schüttelte nur den Kopf: "Macht nichts", murmelte er und schob die Hände noch ein wenig tiefer in die Taschen.

Harry schielte zu ihm hinüber und bemerkte, dass der Punk eine Art Abwehrhaltung eingenommen hatte. Es gefiel ihm nicht und er überlegte, wie er das Eis wieder brechen konnte. Leider fiel Harry nichts ein und so gingen sie schweigend nebeneinander her, die Princess Street hinauf bis sie bei der Burg ankamen.

Die Mauern wurden von unten angestrahlt und sahen durch das goldene Licht noch höher und massiver aus, als bei Tag. Louis ging ihm voran eine Treppe hinauf und führte Harry über einen großen Hof zu einer niedrigen Mauer, von wo aus man über die Stadt blicken konnte. "Wow, das sieht toll aus", sagte Harry und ließ den Blick über die vielen kleinen Lichter der alten Häuser schweifen, die zu ihm heraufblinkten. Louis stand eng hinter Harry und legte mit einem Mal beide Arme um ihn: "Jetzt komm, du musst nicht mehr so schüchtern sein, nur, weil du das vorhin mit den Eltern gesagt hast. Ich bin dir nicht böse." Harry grinste, als Louis ihn kurz an sich drückte und dann ebenfalls über die Stadt blickte. Eine Weile standen sie so da und Harry versuchte sich auf den Ausblick zu konzentrieren und nicht darauf, dass der Punk, den er seit seinem ersten Tag in der neuen Schule so unglaublich interessant gefunden hatte, ihn gerade im Arm hielt.

"Ich weiß, der Ausblick ist atemberaubend, aber du solltest nicht vergessen, Luft zu holen", flüsterte Louis und Harry, dem jetzt erst aufgefallen war, dass er tatsächlich die Luft angehalten hatte, atmete tief ein. "Weißt du, dass ich dich vom ersten Tag an beobachtet habe?", fragte Louis leise und Harry war sich plötzlich bewusst, dass Louis Lippen ganz nah an seinem Ohr waren, denn seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. "Ach wirklich?", fragte der Lockenkopf und räusperte sich nervös. "Ja. Weil du offen gewirkt hast und nicht so voreingenommen. Du warst der Erste neue Schüler seit Jahren, der mich und Zayn nicht kritisch, sondern interessiert beobachtet hat. Glaub mir, ich habe da meine Erfahrungen." Louis kicherte und wandte den Kopf zur Seite. Harry tat es ebenfalls und sie waren nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt. Harrys Blick huschte zu Louis blauen Augen, die fest auf seine gerichtet waren. Sein Herz machte einen Salto, als er Louis Hand in seinem Nacken spürte, die ihn sanft zu sich zog. Er schloss die Augen und ließ es geschehen, dass Louis ihn küsste.

Noch nie war er so geküsst worden. Eine Gänsehaut breitete sich über seinem Körper aus und er seufzte leise, als er realisiert hatte, was hier gerade passierte. Louis hatte die Augen geschlossen und hielt Harrys Gesicht sacht in seinen Händen, wärend er den Kuss vertiefte. Harry hätte noch ewig so stehenbleiben können, denn der Moment war einfach zu perfekt. Louis war einfach zu perfekt.

Doch eine wütende Stimme zerrte die beiden grob zurück in die Gegenwart: "Das ist nicht dein Ernst Louis!" Sie fuhren auseinander und sahen Zayn, der auf einer Kanone saß, die auf dem Hof aufgestellt war und deren Lauf genau auf sie zeigte.

Wütend funkelte Zayn Louis an und es hätte Harry nicht gewundert, wenn er die Kanone direkt auf den Wuschelkopf angefeuert hätte. Zayn kletterte von der Kanone und sprang leichtfüßig auf den Kies, ging dann mit langen Schritten auf Louis und Harry zu. Der Jüngere wich unsicher vor dem dunkelhaarigen Punk zurück, der ihn allerdings keines Blickes würdigte, sonder nur Augen für Louis hatte. Dieser nahm Harrys Hand und zog ihn ein wenig hinter sich, als wollte er ihn beschützen. "Was willst du Zayn?", fragte er und sein Blick war nicht minder böse. "Du weißt genau, was ich will....das kannst du nicht bringen", zischte Zayn zwischen den Zähnen hindurch und blieb so nahe vor Louis stehen, dass sich ihre Nasen beinahe berührten.

Beide Jungen hatten eine bedrohliche Körperhaltung eingenommen. "Du erinnerst dich sicherlich, was beim letzten Mal passiert ist und in welchen Schwierigkeiten wir deswegen waren. Ich werde nicht zulassen, dass uns das nochmal passiert und wir beinahe auffliegen, Louis."

"Ich erinnere mich gut, du musst mir das nicht sagen, danke Zayn. Und ich werde dieses Mal besser aufpassen. Es wird nicht nochmal passieren", antwortete Louis ruhig und hob das Kinn. "Ts", Zayn lachte spöttisch, "als ob du das in dem Moment kontrollieren könntest. Wenn du drauf bist, dann bist du ein ganz anderer und hast keine Ahnung, was du den Menschen in deinem Umfeld antust....lass es bleiben, ich bitte dich."

"Was soll er bleiben lassen?", fragte Harry schüchtern und Zayn sah ihm nun direkt in die Augen. Er sah Harry an, als sei er ein unwissendes Kleinkind, dann sagte er leise: "Louis und ich...."

"Nein!", fuhr Louis dazwischen. "Sag es ihm nicht. Ich will nicht, dass er schlecht von uns denkt."

"Du musst es ihm sagen...oder willst du mit einer Lüge leben, wenn du ihn schon küssen musst?" Harry sah zwischen den Beiden hin und her. "Was meint er, Louis?" Doch Louis schüttelte nur stumm den Kopf, ohne dabei den Blick von Zayn abzuwenden: "Wenn du es ihm nicht sagst, dann sag ich es...", knurrte Zayn. Einen Moment lieferten sich die beiden ein Blickduell, dann wandte Zayn sich Harry zu und sagte: "Louis und ich sind unsterblich. Wir sind Vampire."

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So, jetzt weiß Harry, wieso Louis so ist, wie er ist. Und ihr auch.
Was sagt ihr dazu?

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