23.Abendessen zu Dritt

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"Curly...." seufzte Louis, schien sich  dann zusammenzureißen, setzte sich auf und schob sich das Shirt wieder  nach Unten. "Harry, es tut mir Leid, aber du spielst mit deinem Leben,  wenn wir weitergehen...." sagte er und strich ihm über die Wange. "Aber  es kann doch nicht sein, dass wir darauf verzichten müssen....."  jammerte Harry und senkte enttäuscht den Blick. Er hatte es gewusst;  Louis wollte ihn nicht und das tat unglaublich weh. Eine Hand legte sich  unter sein Kinn und Louis zwang ihn dazu, ihm in die Augen zu sehen.  "Harry, glaube nicht, dass ich dich nicht begehren würde. Ganz im  Gegenteil – du hast ja meine körperliche Reaktion gesehen. Vielleicht  finden wir irgendwann einen Weg, wie wir das hinbekommen. Gib mir Zeit,  das herauszufinden, ja? Ich will nicht, dass dir etwas passiert." Harry  schluckte und nickte. Er konnte nicht verbergen, dass er enttäuscht von  Louis Ablehnung war und lies sich aber von seinem Freund fest in den Arm  nehmen. "Es tut mir so Leid Curly." wisperte Louis gegen seine dunklen  Locken und wiegte ihn tröstend hin und her. So saßen sie eine Weile auf  Harrys Bett, der die Nähe zu Louis genoss und sich an ihm festklammerte.  Wie sehr hätte er sich gewünscht mit Louis zusammen einen weiteren  Schritt zu tun, so bereit fühlte er sich, dass es ihm fast schon falsch  vorkam, jetzt zu warten.

Das  Aufgehen der Haustür und Annes Ruf: "Harry, ich bin Zuhause!" lies die  Beiden aufhorchen. "Das ist meine Mum...." murmelte Harry gegen Louis  Brust, der kicherte: "Ja, das hab ich mir auch schon fast gedacht."  Gemeinsam standen sie auf und gingen Hand in Hand hinunter in die Küche,  wo Harrys Mutter gerade einen Einkaufskorb auf dem Tisch abstellte. "Oh  Louis, du bist auch da, willst du zum Essen bleiben?" fragte sie und  nahm, noch bevor er hatte antworten können, bereits drei Teller aus dem  Schrank. "Ähm, naja also eigentlich....ich will Ihnen keine Umstände  machen..." stammelte Louis, doch Anne schüttelte den Kopf: "Das machst  du nicht. Und Harry freut sich bestimmt, oder Schatz?" Der Lockenkopf  lächelte schnell ein falsches Lächeln, weil er nicht wusste, wie er  Louis aus dieser Nummer wieder herausholen konnte und Louis musste sich  geschlagen geben. Immerhin hatte er Harry heute erklärt, dass eine  prinzipielle Nahrungsaufnahme für ihn kein Problem darstellte, daher  würde Anne sicherlich keinen Verdacht schöpfen. Die beiden Jungen halfen  beim Tischdecken und wenig später saßen die Drei zusammen beim  Abendbrot. Harry beobachtete Louis, dem man ansah, dass er mit der  Auswahl der Lebensmittel ein wenig überfordert war. Sicherlich hatte er  sich lange nicht mehr mit richtigem Essen beschäftigt und sah sich nun  mit Wurst, Käse, Aufstrich und diversen Brötchen konfrontiert. "Oh, ich  habe ja gar kein Wasser auf den Tisch gestellt. Ich hole rasch eine  Flasche aus dem Vorratsschrank." stellte Anne fest und erhob sich. Kaum  war sie aus der Tür lehnte sich der Punk zu Harry und fragte verwirrt:  "Hilf mir schnell: was soll ich essen? Ich kann mich an die Geschmäcker  nicht mehr erinnern...." Harry kicherte und legte ihm ein Stück Toast  und eine Scheibe Blutwurst auf den Teller. Louis sah die Wurst an und  sein Blick glitt nocheinmal zu Harry: "Was ist das?" - "Blutwurst...ist  vielleicht eher was für dich." - "Ja, vielleicht hast du Recht."  überlegte der Punk und schnüffelte unsicher an seinem Teller.

"So,  hier ist das Wasser." sagte Anne und stellte eine Flasche Mineralwasser  auf den Tisch. Harry griff danach, um sein Glas zu füllen und Annes  Blick fiel auf den Verband. "Harry, was ist mit deiner Hand passiert?"  fragte sie besorgt und wollte sie sich genauer ansehen, doch er zog sie  zurück und sagte: "Nix Schlimmes, ich bin nur in der Schule vom  Klettergerüst gefallen und der Boden war ein wenig rau." Sie hob  amüsiert die Augenbraue und sagte: "Findest du nicht, dass du für ein  Klettergerüst nicht schon ein bisschen zu alt bist?" Harry grinste nur  verlegen und zuckte die Schultern, dann beobachtete er Louis, der  konzentriert Butter auf sein Toast strich. Es wirkte ein wenig  unbeholfen, was keinesfalls verwunderlich war, schließlich hatte Louis  mit Sicherheit seit mehreren Jahrzenten nicht mehr mit einem  Buttermesser hantiert. Anne beobachtete den Punk ebenfalls amüsiert,  sagte aber nichts zu der Unbeholfenheit, sondern aß in Ruhe weiter.  "Mum, darf ich in den Ferien tagsüber zu Louis? Du und Robin seid ja den  ganzen Tag arbeiten und dann wäre ich nicht so allein." fragte Harry  und fügte rasch hinzu: "Ich bekomme bei ihm auch ein Mittagessen, du  musst dir also keine Sorgen um mich machen." - "Schatz, wieso sollte ich  mir Sorgen machen, dass du bei Louis nichts zu Essen bekommst?" fragte  seine Mutter und Harry lies sich schnell eine Ausrede einfallen: "Naja,  weil Louis ja zusammen mit Zayn wohnt und man in Jungs WGs ja nie weiß,  ob jemand Einkaufen gewesen ist..." Anne sah Louis einen Moment lang an,  als wollte sie abschätzen, wie zuverlässig er war, dann sage sie aber  mild lächelnd: "Ich glaube nicht, dass du bei ihm verhungern wirst."

Nach  dem Abendessen gingen Harry und Louis ins Wohnzimmer, um sich einen  Film anzusehen. Harry schaltete den Fernseher ein und als er sich  umwandte, lag Louis flach auf der Couch und hatte die Augen geschlossen.  "Alles okay bei dir?" fragte er und stupste Louis an, der leise  stöhnte: "Mein Magen ist diese feste Nahrung nicht mehr gewohnt....mir  ist so schlecht, ich habe das Gefühl ich hätte einen Stein gegessen." er  fuhr sich mit der Hand über den flachen Bauch und verzog das Gesicht.  "Willst du das Essen loswerden? Du könntest kurz zum Klo gehen und dich  übergeben....dann wären die Bauchschmerzen sicherlich weg." schlug Harry  vor, doch davon schien sein Freund nicht gerade begeistert zu sein:  "Nee, ich glaube ich kann mich gar nicht übergeben. Zumindest habe ich  es noch nie versucht." Er erhob sich und ging mit schweren Schritten in  den Flur: "Ich probiers mal....bis gleich Curly." brummte er und  verschwand. Harry sah ihm mitleidig nach. Klar, wenn man 142 Jahre lang  nur Flüssignahrung zu sich genommen hatte, wusste der Körper vielleicht  gar nicht mehr, wie man mit etwas Festem zurechtkam. Auch wenn es sich  dabei nur um ein weiches Toastbrötchen handelte. Er setzte sich vor den  Fernseher, wo gerade ein Werbeblock lief und wartete mit gespitzten  Ohren auf Louis, doch aus der Toilette war kein Mucks zu hören und  irgendwann lies sich der Punk wieder neben Harry auf die weichen Kissen  fallen. "Keine Chanche." informierte er ihn und schüttelte den Kopf:  "Vampire können sich wohl nicht übergeben. Scheint nicht in unserer  Natur zu liegen. Vielleicht ist das wie bei Pferden, die können auch  nicht brechen." überlegte er laut, gerade als Harrys Mutter ins Zimmer  kam und den letzten Satz gehört hatte. "Brechen? Wer muss brechen?  Louis, ist dir schlecht? Warte, ich hole dir einen  Verdauungsschnaps...aber so viel gegessen hast du doch eigentlich gar  nicht...." murmelte sie und verschwand wieder in der Küche. Leicht  panisch sah Louis Harry an und flüsterte: "Ich habe noch nie Alkohol  getrunken...ich weiß nicht, was das Zeug mit meinem Körper macht....was  soll ich jetzt tun?" Harry fiel nichts ein und ehe sich die beiden  versahen, hatte Anne Harrys Freund ein kleines Gläschen in die Hand  gedrückt: "Hier, dann gehts dir besser." sagte sie und sah Louis  erwartungsvoll an. Plötzlich hatte Harry eine Idee: "Ähm Mum, holst du  mir noch eine Tüte Chips aus der Küche?" Irgendwie musste er sie aus dem  Zimmer bekommen, denn hinter Louis stand eine Topfpflanze, über die er  seinen Alkohol würde kippen können. Doch dazu musste seine Mutter das  Zimmer verlassen. "Harry, ich habe mich gerade gesetzt, steht doch bitte  selber auf." sagte Anne und nickte Louis aufmunternd zu, der noch immer  das Glas in der Hand hielt und keinen Schluck davon getrunken hatte.  Harry klammerte sich an Louis fest und sagte: "Aber, ich will nicht von  ihm weg. Mum bitte...." Anne überhörte ihren Sohn und sagte zu Louis:  "Kipp es in einem Stück runter, dann ist es nicht so bitter. Na los."  Louis nickte, setzte das Glas an und nahm alles in den Mund, als Anne  endlich aufstand und das Zimmer verließ. Mit dicken Backen und gequältem  Gesicht, sah Louis den Lockenkopf an, der auf die Pflanze hinter der  Couch deutete: "Spucks da rein, schnell." Louis sah sich nocheinmal um  und entledigte sich erleichert des Alkohols. "Boah ist das  ekelhaft...meine Lippen brennen. Wie können das die Menschen nur  trinken..." murmelte er und wischte sich den Mund ab.

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