46. Tour durchs Globe und Williams Geständnis

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Sie folgten William durch das Foyer des Theaters und eine schmale Holztreppe hinauf, die sie zu einem Durchgang führte. "Voilà, das Globe Theatre." sagte William und wies mit dm Arm von der Brüstung hinunter. Harry trat näher heran und blickte von Oben auf den runden Innenhof und die rechteckige Bühne des Theaters, die ein wenig in den Zuschauerraum hineinragte. Im Innenhof gab es keine Stühle, dafür waren die überdachten Plätze mit Bänken ausgestattet. Die Galerie war nicht bestuhlt. "Wir haben uns an dem Original orientiert und deswegen alles so gelassen, wie es früher war, das macht das Ganze authentischer und ich fühle mich hier auch viel wohler, weil es mich an meine Jugend erinnert." erklärte William. "Wow, das sieht so toll aus..." sagte Harry und beugte sich über die Brüstung, um noch ein wenig besser hinuntersehen zu können, doch William lachte und zog ihn zurück: "Nicht, dass du noch herunterfällst, es genügt, wenn wir hier die Schauspieler in den Stücken sterben lassen...wir können gerne hinuntergehen, dann zeige ich euch die Bühne." William schritt an Harry vorbei und nahm eine schmale Treppe, die sie zwei Etagen tiefer in den Innenhof führten. Von hier wirkte das Theater noch viel eindrucksvoller als von Oben und Harry legte den Kopf in den Nacken, um den Himmel sehen zu können, denn der Innenhof war nicht überdacht. "Was macht ihr, wenn es regnet?" fragte Harry, denn wenn jeder Zuschauer einen Regenschirm aufspannte, würde sicherlich Niemand mehr etwas sehen können. "Oh für diesen Fall gibt es Regencapes. Zum Glück haben die Menschen irgendwann das Plastik erfunden. Früher haben sich die Zuschauer einfach Kapuzen übergezogen, aber die waren natürlich nicht wirklich wasserdicht." William nahm zwei Stufen, die zur Bühne hinaufführten und streckte dann die Hand nach Harry aus, der sie ein wenig unsicher ergriff und so von ihm auf die Bühne ziehen lies. Unfassbar: er stand MIT William Shakespeare auf der Bühne des Globe Theaters. Zu schade, dass er das Niemandem erzählen konnte, denn es würde ihm Keiner glauben. "Ein tolles Gefühl, oder?" fragte William und grinste Harry an, dann wies er auf die Ränge um sie und sagte: "Und jetzt stell dir vor, dass hier überall Menschen sitzen und stehen. Es ist kaum noch Platz zwischen ihnen und alle sehen zu dir auf. Ihre Gesichter angestrahlt vom Licht der Scheinwerfer und alle kleben an deinen Lippen, neugierig auf die Worte, die du gleich sprechen wirst. Und wenn alles vorbei ist, dann applaudieren sie alle und jubeln. Es ist das tollste Gefühl der Welt." - "Spielen Sie auch noch ab und zu bei den Stücken mit?" fragte Harry und sah den Dichter an, der am Rand der Bühne stand, den Kopf stolz erhoben hatte und eine Präsenz ausstrahlte, die man fast schon spüren konnte. Es wäre eine Schande, wenn er nicht ab und zu diese Bühne selbst betreten würde. "Doch, das tue ich. Ich spiele momentan in Macbeth und Romeo und Julia. Die Kollegen wundern sich immer, wieso ich den Text so gut kann." er kicherte kurz, wie ein kleines Mädchen und zog dabei schelmisch den Kopf zwischen die Schultern. "Heute Abend werdet ihr es ja selbst sehen." sagte er und sprang leichtfüßig, aber mit einer unglaublichen Höhe, von der Bühne hinunter auf die Holzspähne, mit denen der Innenhof ausgestreut war. "Aber, besteht nicht die Gefahr, dass man Sie erkennt?" fragte Louis, als William direkt vor ihm gelandet war. "Nun, es gibt zwar einige Portraits von mir, die wurden allerdings nach meinem Tod und anhand von Beschreibungen meiner Freunde und Familie angefertigt und sind daher nicht sonderlich aussagekräftig, wenn ich ehrlich sein soll. Oder sehe ich etwa aus, wie dieser alte Mann auf den Bildern?" er wandte den Kopf, damit Louis ihn mustern konnte. "Nein, eigentlich gar nicht." gab der Punk zu und nahm Harrys Hand, als dieser ebenfalls von der Bühne sprang. "Wollt ihr etwas Trinken? Kommt mit in mein Büro, ich habe dort Tee für dich Harry und einige ausgewählte Blutsorten für uns." sagte er mit einem Blick auf Louis, der begeistert nickte. "Woher beziehen Sie denn das Blut?" erkundigte er sich, nahm Harrys Hand in seine und sie folgten William einige schmale Flure entlang und dann eine steile Treppe hinauf. "Ich habe eine Blutbank gefunden, wo ebenfalls ein Vampir arbeitet. Er heißt Richard und zapft mir regelmäßig etwas ab."
Sie waren vor einer schlichten Holztür angekommen, die kunstvoll mit Eisennägeln beschlagen war und über einen schön gearbeiteten Türknauf verfügte. William öffnete sie und die Drei traten ein.

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