47. Kapitel
Louis weckte mich sanft auf, als wir am Flughafen angekommen waren. Das Umladen und Umsteigen in den Flieger verlief in einer müden Halbtrance, doch trotzdem schlief ich nicht ein. Ich hatte glücklicherweise einen Fensterplatz bekommen und starrte lieber gedankenverloren auf die Wolkendecke, und lauschte der Stimme von Louis, der neben mir saß und sich angeregt mit ein paar anderen unterhielt.
Der Flug verging wie im Flug (Ha-Ha) und schon bald saßen wir wieder im Bus und ehe ich mich versah war ich auch schon dabei meinen Koffer aus dem Stauraum dessen auf den kieselbelagerten Asphaltboden unseres Schulparkplatzes zu befördern.
Es war später Nachmittag, die Sonne stets aber deutlich tief am Himmel. Ausnahmsweise war es auch hier in London schön warm, was wohl auch der Windstille zu verdanken war. Bald hatten alle ihre Koffer entladen und nach einem letzten Check fuhr der Bus ab. Unser Lehrer gesellte sich noch für etwas Smalltalk á la "Wie hat es euch gefallen" zu uns, bevor auch er sich verabschiedete. Vereinzelte Leute verabschiedeten sich immer wieder von dem gemütlichen Gespräch, bis wir uns schließlich aufteilten um 'nach Hause', was auch immer das für den Jeweiligen bedeutete, zu gehen. Dabei blieben, wie so oft sonst auch, Louis und ich gemeinsam über.
Wir schlenderten also in angenehmer Stille, mit kleinen Wortwechseln hier und da und dem Schlürfen unserer Koffer. Unsere Arme und Schultern berührten sich hin und wieder, unsere Stimmen waren warm und sanft, unsere Blicke sorglos. Es war ein schöner Tag, und wohl jeder war momentan dadurch in gute Laune versetzt; aber ich spürte diese Spannung, diese Wärme, nicht elektrisch sondern wie eine Aura. Nicht erdrückend oder einengend sondern einfach da, fast beflügelnd. Wie eine besondere Verbindung.
Fragen um Fragen türmten sich in meinem Kopf auf, die sich nur gering limitierten als wir das Internatgebäude erreichten und den einen Gang entlang bogen, was bedeuten würde, dass wir zuerst an meiner Tür vorbeikommen würde.
Würde er mit reinkommen? Würde er mich zu sich einladen? Würde er fragen ob wir irgendwas machen, jetzt oder ein anderes Mal? Was würde er sagen? Würde er mich küssen?
Mein Herz klopfte etwas schneller, als die besagte Zimmertür in Sicht kam. Wenige Meter trennten uns von dem bedeutungslosen Stück Holz, das aber doch an so vielen Erinnerungen Teil hatte. Machte es wohl doch zu etwas Besonderem. Und diesmal? Die letzten Schritte waren getan und zögerlich blieb ich stehen, sah schüchtern aber doch erwartungsvoll zu ihm.
"Tja, das war's dann also mit Venedig.", meinte er, und ich nickte.
"Es verging so schnell, aber das ist bei so Sachen irgendwie immer so."
"Da hast du recht, ist ziemlich verrückt. Aber es war echt schön.", sagte er und grinste, seine Stimme warm, genauso wie seine Augen. Mein Magen wurde flau. Ich kannte ihn, und seine Körpersprache, und in welche Richtung das ging.
Hatte ich nicht gesagt nur noch dieses Wochenende? Und damit hatte ich klarerweise das Wochenende in Venedig gemeint. So schwer es mir auch fiel, musste ich dem Ganzen irgendwie ein Ende setzten. Die letzten Tage war es vielleicht einfach, das 'Richtige' zu ignorieren, und sich dem Ganzen hinzugeben, aber nun würde das nur eine Menge an Problemen und Herzschmerz bringen.
Diese paar Tage Urlaub hatten etwas ziemlich Gutes an sich. Denn nur kurz erlaubte ich mir selbst nochmal, alles auszukosten, was ich mir sonst versuchte zu verneinen, und das machte mir es jetzt einfacher, mich meinen Gefühlen zu widersetzten; auch, wenn ich fast alles haben könnte, was ich wollte.
"W-Was... Was ist das hier?", purzelte es aus meinem Mund, bevor ich es mir richtig überlegen konnte. War wohl besser jetzt als gar nicht. Louis' Spontanität hatte etwas auf mich abgefärbt, auch wenn es mich lediglich dazu veranlasste, unüberlegte Dinge zu sagen. Aber oft waren sie zu meinem eigenen Besten, und es war besser es spontan und unüberlegt zu tun, als gar nicht.
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Opposites - Larry Stylinson AU
FanfictionWenn man ehrlich war hatte Harry - schüchtern, unsicher und insgeheim schwul - schon immer was für Louis - bekannt, beliebt und überaus talentiert - übrig, obwohl der einzige Kontakt der beiden aus Louis' täglichen Sticheleien an Harry bestand. Doch...