1. Kapitel, in dem ich verschlafe

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,,Also ich würde an deiner Stelle aufstehen, es sei den du möchtest am ersten Schultag unbedingt zu spät kommen!" Isabels Bellen riss mich unsanft aus dem Schlaf.
Oh mein Gott, wie spät war es?! Warum hatte der blöde Wecker nicht pünktlich um 6.00 Uhr geklingelt?! Ein Blick auf meinen Nachttisch verriet mir, wieso er nicht geklingelt hatte oder besser gesagt, wieso ich ihn nicht gehört hatte! Er war nicht mehr da. Das waren bestimmt Marlene und Lea gewesen. Sie erlaubten sich gerne mal einen Witz! Sie waren überaus hilfsbereit. Besonders wenn es darum ging, anderen Leuten unter der Woche beim Ausschlafen auf die Sprünge zu helfen! In Windeseile sprang ich aus dem Bett. ,,Wie spät ist es?!" fragte ich Isabel keuchend, während ich versuchte mir T-Shirt und Jeans gleichzeitig anzuziehen. Diese überlegte kurz. ,, Also das lange Sushistäbchen ist ganz unten und das andere n Stück weiter links.'' (Das mit links und rechts hatte ich ihr beigebracht. Zahlen hatten wir allerdings aufgegeben) Ich dachte kurz nach und erstarrte dann. Shit, schon halb sieben! Um sieben Uhr musste ich fertig sein, wenn ich den Bus von Signa (da wohne ich mit meinen Großeltern, meiner Tante, meinem Onkel, meinen Zwillingscousinen Marlene und Lea, meiner Schwester Laila, meinem Bruder Lars und Isabel. Es liegt unter dem G von Hamburg auf der Karte) nach Hamburg noch bekommen wollte. Außerdem kam meine Freundin Ella, genannt Ellie, immer fünf vor sieben. Shit, shit, SHIT. Es hätte mich nicht gewundert wenn ich auf den Kalender geschaut hätte und es wäre Freitag der 13 gewesen. War es aber nicht. Es war Montag der 8. September und somit erster Schultag nach den Ferien. Wahrscheinlich brachte der auch Unglück! Ich ließ Jeans und T-Shirt fallen und flitzte ins Badezimmer. Alle vier Stockwerke waren mit einem ausgestattet, außer dem Dachboden, der hatte lediglich ein Gästeklo. In unserem Bad befanden sich eine Badewanne, eine Dusche, eine Toilette und zwei Waschbecken. Ich kann unter die Dusche, drehte kaltes Wasser auf, was mich wirklich wach machte, drehte das Wasser wieder auf warm und wusch meine Haare. Ich wollte gerade aus der Dusche steigen, als mir etwas einfiel . Ich Oberschnellduscherin hatte mein Handtuch vergessen! Ich sah mich um. Das einzige Handtuch, das ich sehen konnte, hing an der Tür. Ich roch daran. Aha, Lailas. Meine Schwester war die Einzige, die ein Shampoo benutzt, dass nach Mandarineneis roch, abgesehen von mir, aber ich bevorzugte Apfel-Grapefruit. Ich nahm das Handtuch, trocknete mich ab und wickelte mich daran einen, um in mein Zimmer zu huschen. Von dort holte ich mir als erstes ein Handtuch von mir aus dem Kleiderschrank und hängt es mit einem Zettel, auf dem "Sorry" stand an die Tür, dort wo vorher Lailas gehangen hatte. Auf den Zettel sprühte ich zwei-, dreimal mein Parfüm. Das war ein Brauch in unserer Familie, damit man immer wusste von wem das hinterlassene Zettelchen war, denn solche Nachrichten waren in unserer Familie keine Seltenheit (mit dem von Laila und Lars hätte ich eine ganze Wand tapezieren können). Kurz darauf bemerkte ich, dass ich meine Kleidung in meinem Zimmer vergessen hatte. Also zurück mittlerweile war es schon 6:45. Ellie würde mich umbringen, wenn wir den Bus verpassen würden! Nachdem anziehen (die Wahl war auf ein enge, helle Hotpants und ein weites, luftiges, weißes T-Shirt, bei dem man die Träger meines BHs sehen konnte, weil es an der Seite von der Schulter rutschte, gefallen. Mein Lieblingsoutfit. Ich rannte die Treppe hinunter und lief in die Küche. Ich murmelte so etwas wie ,,Morgen", setzte mich an den Küchentisch, nahm ihr 5 Toast, die ich im übrigen lieber ungetoastet als anders aß, und legte Bergkäse auf das eine, Kochschinken auf das andere und Mortadella mit Pistazien auf das dritte. Brot 1 und 2 klappte ich mit den zwei verbliebenen Broten zusammen und Brot 3 wanderte direkt in meinen Mund. ,, Guten Morgen. Du bist spät dran." Meine Großmutter stand am Herd und sah mich streng, durchdringend und prüfend wie immer an. Ich aß viel zu schnell mein Mortadella- mit-Pistazien-Brot und stopfte die anderen beiden in eine orangene Tupperbox und die Box in meine Schultasche. ,,Aber das ist kein Grund so zu schlingen!" Tadelnd sah meine Großmutter mich an. Ich warf ihr einen entschuldigen Blick zu ,,Tut mir leid aber jemand hat mein Wecker versteckt", nuschelte ich mit vollem Mund und sah mich suchen nach meinen Cousinen um, aber die waren nirgends zu sehen. Na klar, die hatten sich schön aus dem Staub gemacht, bevor ich kam. ,,Deine Cousinen und deine Schwester sind bereits unterwegs." Himmel, konnte die Frau jetzt auch noch Gedanken lesen?! ,,Aber deine Freundin Ella war noch nicht da." Gott sei Dank, ich hatte es geschafft! Sie war noch nicht da gewesen. In dieser Sekunde klingelte es. ,,Ich mache auf!", sagte ich und schluckte den letzten Bissen hinunter. Vor der Tür stand wie erwartet, Ellie. Da es in Strömen regnete war sie pitschnass, sogar von ihrem kleinen braunen Locken und von ihrer Natur gebräunten Haut perlte das Wasser. Sie hatte einen sehr stylischen, knallroten Regenmantel und die passen Gummistiefel dazu an. Wie jeden Morgen hatte sie ein umwerfendes strahlendes Lächeln auf dem Gesicht. ,,Guten Morgen, beeil dich oder wir kommen wir kommen den Bus nicht mehr und ich mutiere zum Fisch!" Ich lachte. ,,Ich komme gleich!" Ich flitzte in die Küche, schulterte meine Schultasche, rief meine Oma ,,Bis heute Mittag" zu, zog mir im Flur meinen schwarzen Regenmantel und selbstverständlich auch meine schwarzen Gummistiefel an und lief wieder zu Ellie nach draußen. Als wir zusammen die Straße hinunter liefen redeten wir über dies und das. Plötzlich blieb ich stehen. ,,Ich habe vergessen Isabel zu füttern!" Ellie wusste, dass ich meine Hündin Isabelle verstehen konnte. Aber das ist doch nichts besonderes! Franz von Assisi könnte das schließlich auch also von daher! Ellie meinte:,, Hoffentlich weiß Isabel nichts von deinem geheimen Schokoladen Versteck!" Ich senkte den Blick. ,,Und wenn schon", murmelte ich, ,, Ich bin sowieso zu dick!" Zugegeben das war fishing for complimenz gewesen aber ich konnte ein bisschen Selbststärkung gebrauchen. ,,Hera Luna Herbst!" , sagte Elli ernst, ,, Du bist das schlankeste Mädchen, dass ich kenne. Mit deinen roten Haaren und deinen grünen Augen auch das Hübscheste. Und wenn du noch mehr abnimmst, sieht das nicht mehr schön aus und du kannst keine Bikinis mehr tragen, weil man dann deine Rippen sieht! Und da du 1,55 m groß bist, bist du sowieso schon an der Grenze. Denk an die Model! Da hatte sie recht. Ellie und ich waren uns 100% einig, dass englische und deutsche Model alle viel zu dünn waren. Außerdem mussten sie ungeschminkt auf den Laufsteg und das konnten sie sich beim besten Willen nicht leisten, denn dann sahen sie aus wie frisch aus dem Bett. Dazu hatten sie ihre Haare immer so nach hinten geschniegelt, dass man ihre abstehenden Ohren sehen konnte. Und die Kleider, die sie tragen mussten, will ich gar nicht erst ins Gespräch bringen. Kurz, wie ein Model wollte keine von uns aussehen. Da wir nun in die 10. Klasse gehen würden, würden wir mit neuen Schülern zusammen kommen. Und außer Elliewürde ich niemanden kennen.

Die Reise der ErbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt