24.Kapitel, in dem ich eine ganz andere Seite von Dimitri sehe

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Wir wurden von Lessing nach Paris gefahren. Erschöpft von der Aufregung der vergangenen Tage schlief ich auf der langen Fahrt ein ein.

Ich wusste nicht wie lange ich geschlafen hatte, aber irgendwann rollte das Auto nicht mehr. Ich wurde davon wach, dass mich jemand behutsam abschnallte. Doch ich war noch zu müde, um die Augen zu öffnen. Meine Müdigkeit verflog jedoch schlagartig, als ich bemerkte, dass ich plötzlich nicht mehr auf dem Sitz saß. Jemand hatte mich im Brautstil hochhoben und an eine muskulöse Brust gedrückt. Jetzt hörte ich Lessings Stimme. „Sollten wir sie nicht doch lieber aufwecken?" Ich spürte wie die Person, die mich trug, sich in Bewegung setzte. „Nein, sie ist erschöpft, es war ein langer Tag", hörte ich Dimitri dicht neben mir sagen. Also war er es, der mich trug. Sekunde mal, Dimitri trug mich?! Das wäre eigentlich der Moment gewesen, in dem ich aus seinen Armen springen und davon stacksen hätte müssen. Aber eine leise Stimme in mir sagte hinterlistig: „Er hat es sich ausgesucht dich zu tragen also lass ihn machen. Wenn du jetzt läufst, wirst du so wach, dass du nicht mehr einschlafen kannst." Auch wieder wahr. Also entspannte ich mich und tat weiter so, als würde ich schlafen. In diesem Moment erklang wieder Dimitris Stimme; offenbar waren wir an unserem Ziel angekommen. „Danke fürs fahren. Ich bringe sie jetzt auf unser Zimmer. Bis bald!" Oh oh. Unser Zimmer? Ich ahnte böses. Eine Tür wurde geöffnet und ich wurde vorsichtig auf etwas weiches abgelegt. Meine Augen blieben geschlossen. Erst als ich erneut das Klicken einer Türklinke hörte, blinzelte ich vorsichtig in das grelle Licht und setzte mich langsam auf. Ich befand mich in einem luxuriös eingerichteten Hotelzimmer mit abgetrennten Bad. Dorthin war Dimitri also verschwunden! Die Möbelierung war einfach. Ein Tisch mit zwei Stühlen, ein Sofa und ein großes Doppelbett. Warte, Doppelbett? Oh nein. In diesem Moment ging die Tür zum Badezimmer auf und bevor ich reagieren konnte, stand Dimitri im Raum. Das Problem war, in was er dastand. „Sorry, ich wollte dich nicht wecken." Er trug eine schlabbrige Jogginghose und ... er hatte kein Oberteil an. Ich saß stocksteif da. Jetzt wusste ich warum er so stark war. Sein ganzer Körper war mit Muskeln bepackt. Sein Sixpack war trainiert und gut sichtbar. Ich hatte noch nie einen so gut aussehenden Körper gesehen. Erst jetzt viel mir auf, dass ich die ganze Zeit wie ein Schaf geglotzt haben musste. Er grinste. Verlegen und mit rotem Kopf riss ich meinen Blick von ihm los. „Na, gefällt's dir?", fragte er selbstbewusst. Ich wurde noch röter. So ein Idiot! „Zieh. Dir. Etwas. Über!", zischte ich ohne ihn anzusehen. Er zuckte die Schultern. „Ich schlafe immer so." Er lief auf das Bett zu und schmiss sich neben mich. Sofort sprang ich auf. „Was soll das werden?", fragte ich. Er sah mich nur unschuldig an. „Wir haben nur das nötigeste Geld also müssen wir uns wohl ein Zimmer teilen!", erklärte er geduldig. „Ein Zimmer ja. Ein Bett nein.", schnaubte ich, immer noch ohne ihn anzusehen. „Es wird dich nicht umbringen!", erwiderte Dimitri. Das konnte doch nicht wahr sein! Der Junge, der mich abgeschoben hatte, als ich einen Schwächeanfall erlitt, der, der einer Stewardess unter Erstickungsgefahr erklärt, dass wir nicht zusammen sind, dieser Junge wollte sich ernsthaft ein Bett mit mir teilen! Ohne mich. Kurzerhand nahm ich mein Kissen und die Decke und schmiss sie aufs Sofa. Erstaunt sah er mich an. „Es würde mich nicht umbringen, es würde mich auf direktem Wege in die Hölle befördern", sagte ich so stilvoll wie möglich. Luna, ein Oskar. Mozzafiato, so gut hast du schon lange nicht mehr geschaufelt. Grazie. „Na dann ...", brummte Dimitri und drehte sich im Bett auf die Seite. „Nacht" Ich ließ mich aufs Sofa fallen. „Gute Nacht", sagte ich hochnäsig. Doch ab dem Moment, an dem ich mich auf das Sofa gelegt hatte, wusste ich, dass es besser gewesen wäre, mit Dimitri in einem Bett zu schlafen. Das Sofa war Stein hart. Das konnte ja eine heitere Nacht werden.

Die Reise der ErbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt