Wir waren keine fünf Minuten geritten als wir, Gott sei Dank, eine Raststätte fanden. Ich ritt zügig auf eine Bank zu. Oh man, was machte ich hier eigentlich? Ich stieg ab und band Fire an einem Pföstchen fest. Ja, warum machst du das? Wir könnten jetzt gemütlich zuhause sitzen, nicht hier in der Kälte und im Dunkeln! Hör auf dich zu beschweren, es reicht, wenn ich das mache. Aber gegen Kälte und Dunkelheit konnte ich was tun! Während Dimitri Tornado absattelte und das Zelt, frag mich nicht, woher er das hatte, aufbaute, suchte ich nach etwas Holz. Als ich ein paar Äste gefunden hatte, warf ich sie auf einen Haufen vor die Bank. So und jetzt an Wärme und Licht denken! An einen Kamin und an eine heiße Schokolade! Ich spürte, wie sich die Wärme in mir ausbreitete bis in meine Fingerspitzen. Dann sah ich eine kleine Flamme auf meiner Handfläche tanzen. Ich hielt meine Hand an das Holz und es begann sofort zu brennen. Kurz starrte ich ins Feuer, dachte an das, was die letzten Tage passiert war. Ich dachte daran, wie ich meine Kräfte bekommen hatte. An die unerträgliche Hitze und die angenehme Wärme. Jemand tippte mich von hinten an. Ich zuckte zusammen und fuhr herum. Dimitri sah mich besorgt an. „Geht es dir gut?“, fragte er ruhig. Ob es mir gut geht? Ich bin komplett übermüdet, habe gerade eine neue Gabe bekommen, bin durch halb Frankreich gereist, habe gegen Clone gekämpft und deine Mutter hasst mich! Also alles in allem... „Ja, mir geht's gut, danke“ Ich drehte mich vom Feuer weg. „Hast du das Zelt schon aufgebaut?“, versuchte ich abzulenken. Dimitri räusperte sich und wies stolz auf das Zelt, das, sehr schief, eine Meter entfernt stand. „Tada!“ Ich grinste. „Du hast nicht zufällig noch ne Packung Spaghetti oder so?“, fragte ich hoffungsvoll. Mein Magen knurrte zustimmend. Dimitri zog eine Dose aus seiner Tasche. „Nur Ravioli, geht das auch?“ Ich schnappte mir die Dose und erwärmte sie kurz. „Machst du Witze?! Ich habe beim Holzsammeln fast an einem Baumstamm genagt, so hungrig bin ich!“ Ich öffnete die Dose und seufzte. „Das riecht so unglaublich gut!“ Dimitri lachte. „Na dann gib was ab!“ Wir setzten uns vors Lagerfeuer und aßen. Dimitri formte ab und zu Wasserkugeln zum Trinken. Schon praktisch, diese Gaben! Als wir fertig gegessen hatten, saßen wir noch eine Weile am Feuer und sahen zu, wie die Flammen loderten. Dimitri unterbrach die Stille. „Hör zu, damals am Flughafen, ich wollte dich wirklich nicht so anschreien“, sagte er mit gesenktem Kopf. Ich sah ihn überrascht an. Wie kam er jetzt darauf? Dimitri hob den Kopf. „Es ist nur so, dass ... mir hat noch nie jemand was geschenkt, geschweige denn überlegte, ob ich etwas brauche. Weißt du, meine Eltern sind zwar reich, aber sie haben sich noch nie um mich gekümmert. Nur darum, dass ich keinen schlechten Ruf habe, weil das der Familie schaden könnte. Sie benutzen mich als Vorzeigeobjekt in der Öffentlichkeit. Sie haben mich für die Reise trainieren lassen, aber das war's auch. Sie machen viele Geschäftsreisen und, na ja Weihnachten und so haben wir schon ewig nicht gefeiert. Für mich ist das schlimm, aber lang nicht so schlimm wie für meine jüngeren Brüder. Bis jetzt habe ich ihnen die Geschenke gekauft, aber Weihnachten oder einen echten Geburtstag kann ich ihnen nicht bieten. In der Schule müssen sie immer mit ansehen, wie Schüler aus ihrer Klasse voller Vorfreude in die Weihnachtsferien gehen oder von ihren Geburtstagspartys schwärmen, mit dem Wissen, dass sie selbst mit so etwas nicht rechnen können. Immer müssen sie so tun, als würden sie sich auch freuen. Es ist schwer für mich damit umzugehen, zu wissen, dass ich ihnen niemals geben kann, was sie sich wirklich wünschen, nämlich elterliche Liebe, Fürsorge und Feste. Ich versuche, ihnen so viel Liebe zu geben wie ich kann, aber es ist nicht das selbe für sie. Und jetzt bin ich nicht mehr bei ihnen ..." Er schwieg. Ich war komplett überrascht. Dimitri war für mich immer jemand ohne richtige Familie gewesen, aber das er sich mir so offenbarte... Plötzlich verstand ich, warum er in so vielen Situationen traurig oder distanziert gewesen war. Das Feuer knisterte. „Wie alt sind sie?", fragte ich. „6 und 12." Seine Stimme triefte vor Reue. Ich dachte an Lars. Er war nicht viel älter als sie. „Es tut mir leid, ich... weiß nicht was ich sagen soll“. Er nickte nur. „Und dann kommst du und schenkst mir etwas. Es war als hättest du mir gesagt, was ich all die Jahre verpasst hatte und ich hab es an dir ausgelassen, die Wut, die Trauer, obwohl du mir nur etwas Gutes wolltest und ...!" Er fuhr sich durch's Haar. „Sorry, dass ich dir das überhaupt erzähle, vermutlich interessiert es dich gar nicht", meinte er bitter. Vorsichtig sah ich ihm in die Augen. Eisblau. Und trotzdem konnte ich spüren, dass hinter dem Eis ein Feuer loderte. Er sah mich an. Eisblau in Giftgrün. Es tat mir so leid für ihn, aber ich wusste nicht, ob er mein Mitgefühl wollte. „Natürlich interessiert es mich!“ Ich schwieg kurz. „Ich habe einen kleinen Bruder und eine große Schwester. Wir wohnen bei meinen Großeltern. Meine Eltern sind gestorben als ich acht war“ Ich wandte mich ab. Dimitri zog mich an sich. „Wie heißen deine Geschwister?“, fragte er leise. „Leila und Lars“ Der Gedanke an sie machte mich traurig. All das Heimweh, dass ich durch die Aufregung verdrängt hatte, brach über mich herein. Ich vermisste, Leila in ihrem Zimmer sitzen zu sehen. Ich vermisste, wie Lars ohne anklopfen in mein Zimmer gestürmt kam. Ja sogar, wie meine Großmutter mich ermahnte, nicht mit vollem Mund zu sprechen! Diese Erinnerung brachte mich zum Lächeln. „Ich bin mir sicher, du bist ne tolle Schwester“, meinte Dimitri und umarmte mich vorsichtig. Ich lächelte. „Und ich bin sicher du bist der perfekter Bruder“, murmelte ich, „Und ich bin sicher, deine Brüder denken genauso!“
Liebe Erben!
Halleluja, ich schaff's auch mal wieder ein Kapitel rauszubringen.😂❤ Dieser Weg, den ich mit der Geschichte eingeschlagen habe, war wohl nicht der schlauste und es hat Ewigkeiten gebraucht wieder ne andere Richtung einzuschlagen😂😅❤ aber jetzt geht's wieder weiter.Wie hat euch der Einblick in Dimitris privatleben gefallen?😘
Langsam *hust* jaja langsam *hust* merkt man die Chemie zwischen den Luna und Dimitri😏😂❤
Was glaubt ihr ist die nächste Aufgabe?😏🤔❤
Bis bald ihr Lieben❤
Eure Erbin03✨
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Die Reise der Erben
ParanormalDas ist zuviel für Luna. Bis jetzt war sie nur ein halbwegs normales Mädchen mit einer nicht so normalen Fähigkeit. Warum soll sich das jetzt ändern? Als sie dann mit dem der heißen Idioten in ihrer neuen Klasse auf eine gefährliche Reise nur mit zw...