12.Kapitel, in dem ich mich startklar mache

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Ich saß in meinem Zimmer auf dem Boden, vor mir eine randvolle Reisetasche. Das Zimmer war groß und geräumig mit zwei Fenstern zur Straße. Alle meine Regale standen auf einer Seite, sodass die gegenüberliegende Seite frei war. Dies war mit Plakaten bedeckt. Mein Onkel gestaltete je nach Verlauf des Jahres ein neues und buntes Plakat. Manche waren von Mandalas bedeckt, andere hatten einen schönen Schriftzug auf einem gemusterten Grund. Mein Onkel hatte mir zu Weihnachten immer das Neuste geschenkt. Würde ich an Weihnachten überhaupt wieder Zuhause sein? Der Gedanke so lange von meiner Familie getrennt zu sein, brach mir fast das Herz. Und wenn ich wiederkam und ... und einer von ihnen lebte nicht mehr? Wie schnell das ging, hatte ich ja bei meinen Eltern gesehen. Ich holte zitternd Luft und ließ mich auf das riesige Bett fallen, was den Mittelpunkt meines Zimmers bildete. Ich schloss die Augen und wollte alles vergessen. Es ist nur ein Traum, redete ich mir ein, gleich wächst du auf und gehst zur Schule und wunderst dich über diesen seltsamen Traum. Doch ich konnte mich nicht belügen. Es gab zu viele Fragen. Ich stöhnte auf. Wie sollte ich es außerdem auch nur eine Minute mit Dimitri aushalten? Allein schon seine Anwesenheit machte mich aggressiv! Zugegeben, ich hätte mir durchaus einen äußerlich nicht so attraktiven Begleiter vorstellen können, aber seine Art konnte ich nicht ausstehen. In diesem Moment klopfte es an der Tür. Ich setzte mich auf. Laila schlüpfte ins Zimmer und setzte sich neben mich aufs Bett. Sie sah fertig aus und lächelte mich müde an. ,,Alles klar!", murmelte sie und strich sich eine feuerrote Haarsträhne hinters Ohr. Sie hatte dieselbe Haarfarbe wie ich. ,,Jesaja und ich bringen dich morgen zum Flughafen." Ich nickte still. ,,Du fliegst nach Paris, das wird sicher toll!", versuchte sie mich aufzumuntern. Eine Träne tropfte auf meine Shorts. Laila hob mein Kinn. ,,Hey, nicht weinen! Ich habe gehört, dein Partner soll sehr gut auf die Sache vorbereitet sein. Dir wird nichts passieren. Wie heißt er nochmal?" Ich lehnte meinen Kopf an ihre Schulter. ,,Dimitri", sagte ich verächtlich und verdrehte die Augen. ,,Und ... sieht er gut aus?", versuchte Laila beiläufig einzuschieben. ,,Laila!", rief ich empört und belustigt zugleich. Dann dachte ich kurz über eine passende Antwort nach. ,,Das siehst du ja morgen!"

Die Reise der ErbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt