25.Kapitel *Dimitris Sicht*

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Dimitri's Sicht (zum ersten Mal)

Lessing war netterweise so freundlich gewesen, uns nach Paris zu fahren. Wir hatten Tornado und Fire in einen Anhänger geladen, der nun an Lessings Auto hing. Ich konnte immer noch nicht glauben das ich Tornado, meinen Tornado, den ich als Junge mit der Flasche groß gezogen hatte,  reiten durfte. Während der Fahrt war Luna ungewöhnlich still und als ich mich auf dem Sitz nach hinten zu ihr umdrehte, war sie schon eingeschlafen. Da lag sie halb auf dem Sitz, mit ihren wunderschönen roten Haaren und ihrem ... Dimitri, reiß dich zusammen! Lessing musste meinen Blick bemerkt haben, denn er schmunzelte. „Ja ja, die Kleine ist hübsch. Ziemlich stur, aber auch ziemlich hübsch." Dann wurde er ernst. „Pass bloß auf sie auf, Dimitri. Du weißt, die Reise ist kein Kinderspiel und sie ist ja, laut seiner Beschreibung, total unerfahren. Wie lange, sagtest du, hat sie trainiert?", meinte er, den Blick auf die Straße gerichtet. „Keinen einzigen Tag", sagte ich leise. Lessing schnappte nach Luft. Erst jetzt, wo ich es aussprach, wurde es mir richtig bewusst. Lessing ergriff wieder das Wort. „Dann erst recht, Dimitri. Du musst sie beschützen." Er warf einen Blick über die Schulter um sich zu vergewissern, dass Luna auch wirklich schlief. „Sie könnte umkommen. Bitte bedenke das. Freunde dich mit ihr an, erzähle ihr von deinem Training. Vielleicht wird das helfen." Ich starrte auf die Straße. „Vielleicht", murmelte ich nicht überzeugt. Zum trainieren muss man es tun, nicht hören. Vielleicht könnte ich mit ihr ein paar Tage trainieren und sie vorbereiten. Sofort verwarf ich den Gedanken wieder. 1. Hatten wir gar nicht die Zeit um zu üben, immerhin würden die Prüfungen schon morgen beginnen und 2. musste ich auch an mich denken. Auch ich wollte, nein musste, überleben. Lessing riss mich aus meinen Überlegungen. „Wir sind da." Ich sah wieder zu Luna. Sie war wirklich hübsch, mit ihren tollen Haaren und den stechend grünen Augen... Also wirklich Dimitri! Vor 8 Stunden maulst du sie noch an, weil sie sich wie ein Schoßhündchen an dich klammert und jetzt findest du sie auf einmal hübsch? Aber wenn sie schlief hatte sie etwas Unschuldiges und Unbekümmertes. Denn wenn sie wach war, konnte ich in ihren Augen die Sorge und die Anspannung sehen. So gefiel sie mir viel besser. Ich stieg aus dem Wagen aus und öffnete ihre Tür. Vorsichtig schnallte ich sie ab. So nahe konnte ich ihre ruhigen Atemzüge hören. Sanft zog ich sie zur Kante des Sitzes und nahm die sanft in meine Arme. Im Brautstil sah sie noch viel hübscher aus. Jap, dir ist definitiv die MexxoMix, oder das, was davon übrig geblieben war, nicht gut bekommen (oder ins Gehirn gelaufen) oder du hast einfach eine Schraube locker. Ich ignorierte die Stimme in meinem Kopf konsequent. „Sollten wir sie nicht doch lieber aufwecken?", fragte Dimitri uns sah mich mit einem Wenn-sie-jetzt-aufwacht-bist-du-tot-Blick an. Ich lief los. „Nein, sie ist erschöpft, es war ein langer Tag", erwiderte ich mit einem Weck-sie-nicht-sonst-ist-sie-übel-gelaunt-Blick. Denn zu dieser Sorte Mädchen gehörte Luna zweifellos. Die Dame an der Rezeption drückte uns wortlos einen Schlüssel in die Hand. Zimmer 103. Ich lief einen langen Gang entlang, bis ich an der Tür zu 103 angekommen war. „Danke fürs Fahren. Ich bringe sie jetzt auf unser Zimmer. Bis bald!", verabschiedete ich mich von Lessing, denn ein Händedruck war mit einem Mädchen im Arm logischerweise nicht möglich. Dieser nickte verständnisvoll und hielt uns die Tür auf. Als diese hinter uns ins Schloss viel, legte ich Luna behutsam auf das große Doppelbett. Na klasse. Aber hey, du willst sie doch beschützen, da sollte ein bisschen Freundschaft nicht schlecht sein. Okay, zusammen in einem Bett schlafen ging über Freundschaft vielleicht ein bisschen hinaus. Aber was sollte ich machen? Auf dem Sofa schlafen? Ganz sicher nicht, das sieht hart wie ein Brett aus. Seufzend lief ich ins Bad. Ich schaute in den Spiegel. Na ja, du hast schon mal besser ausgehen.  Ja, aber jetzt würde ich erstmal das T-shirt ausziehen, Luna zu tragen war ganz schön anstrengend gewesen und mir war warm. Ich wusch mich kurz und zog dann eine Jogginghose an, die schon bereitgestellt worden war. Leise ging ich wieder aus dem Bad hinaus und sah Luna. Sie saß nun aufrecht da. Shit, hatte ich sie geweckt? Zerknirscht räusperte ich mich. „Sorry, ich wollte dich nicht wecken" Ihr Kopf schoss herum und blieb an meiner Brust hängen. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Sie schaute mich an wie wie ein Kaninchen eine Karotte. Sie merkte das wohl auch gerade, denn beschämt senkte sie den Blick. „Na, gefällt es dir?", konnte ich nicht unterdrücken. Sie lief daraufhin rot an. Da hatte sich die Arbeit an meinem Sixpack den Sommer über gelohnt. „Zieh. Dir. Etwas. Über!", zischte sie ohne mich anzusehen. Scheinheilig zuckte ich die Schultern. Was hat sie denn? „Ich schlafe immer so." Ich lief zu ihr hinüber und ließ mich aufs Bett fallen. Gott, tat das gut mal zu liegen! Sie jedoch schien ausgelegen zu haben, denn sie sprang wie von der Tarantel gestochen auf.  „Was soll das werden?", fragte sie aufgebracht. Irgendwie gefiel es mir sie wütend zu machen, die Grenzen auszutesten. Ich sah sie unschuldig an. „Wir haben nur das nötigeste Geld, also müssen wir uns wohl ein Zimmer teilen!", erklärte ich ihr, als spräche ich mit einem begriffsstutzigen Kind. „Ein Zimmer ja. Ein Bett nein.", schnaubte sie arrogant, immer noch ohne mich anzusehen. „Es wird dich nicht umbringen!", erwiderte ich belustigt. Entschlossen nahm sie Kissen und die Decke und schmiss sie aufs Sofa. Erstaunt sah ich zu ihr hinüber. „Es würde mich nicht umbringen, es würde mich auf direktem Wege in die Hölle befördern", sagte sie so hochnäsig wie möglich. „Na dann ...", brummte ich ein wenige enttäuscht und drehte mich im Bett auf die Seite. Also, wirklich Dimitri, hast du dich gefreut mit ihr in einem Bett zu schlafen? Schäm dich. „Nacht", murmelte ich. Sie ließ sich aufs Sofa fallen. „Gute Nacht", sagte sie trotzig. Doch ich hatte gesehen, wie sie kurz das Gesicht verzog und dass das Polster der Matratze kaum gefedert hatte. Ich versteckte mein Gesicht schnell im Kissen, damit sie mein Grinsen nicht sehen konnte. Ja, gute Nacht.

Liebe Erben
Wenn euch Kapitel mit Dimitris Sicht gefallen, schreibt es unbedingt in die Kommis, dann mache ich noch mehr davon
Füllt euch umarmt und hab euch lieb
Eure Erbin03

Die Reise der ErbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt