In Geographie sprach eine Lehrerin, deren Namen ich mir nicht merken konnte, über Städte in Frankreich. Zumindest glaubte ich das. Meine Gedanken kreisten um etwas anderes. Das Szenario auf dem Schulhof. Wie hatte ich so die Kontrolle verlieren können? Zugegeben, ich war nicht das typische Highschool Mädchen, das sich Jungs zu Füßen schmiss. Ich wusste, was ich konnte. Vielleicht war ich auch ein bisschen stur und eigen. Aber so auszurasten war nicht meine Art. Normalerweise hätte ich den Typen noch ein bisschen angeschrien und mich dann beruhigt. Aber ihm eine Runterhauen. Trotzdem war ich fest entschlossen mich vor ihm in Zukunft nicht mehr lächerlich zu machen. Aber ich wusste 1. nicht warum mir das so wichtig war und 2. dass das nicht einfach werden würde zumal er jetzt etwas was gut bei mir hatte. Das würde er sicher schamlos ausnutzen. Und irgendwie war ich mir sicher, dass das, was ich getan hatte, noch Folgen haben würde. Als hätte er meine Gedanken gehört, sprach Direktor Dadischeck in dieser Sekunde durch die Schule Sprechanlage: ,,Hera Luna Herbst und Dimitri Heres Held sollen sich sofort im Direktorat einfinden." Shit, ich hasste es Konsequenzen für mein Handeln zu tragen! Ich warf Ellie einen Blick zu. Sie sah mich resigniert an. Dann schaute ich zu Dimitri hinüber diesmal mit Grund. Dimitri sah mich an als wäre ich ein Geist! Der sollte gar nicht so tun, der hat sie mir doch 100 pro Direx auf den Hals gehetzt! Wir erhoben uns beide und entschuldigen uns. Als wir die Tür geschlossen hatten, liefen wir schweigen den Gang in Richtung Direktorat entlang. Unvermittelt fragte er : ,,Bist du schon aufgeregt?" Ja, aufgeregt, wie hart meine Strafe ausfallen würde. Kurz schaute ich ihm in die Augen und erschrak. Ich hatte nicht gewusst, dass man in Augen ertrinken konnte. Sie waren so strahlend blau, saphir oder eisblau. Dazu der Kontrast seiner dunkelbraunen, fast schwarzen Haare. Umwerfend, irgendwie verführerisch. Für einen kurzen Moment hatte ich den seltsamen Drang, ihn zu berühren. Zum Glück hatte ich mich schnell wieder unter Kontrolle (was war heute mit mir los?) und lief schweigend weiter konnte mir aber nicht verkneifen, noch einmal mit den Augen zu rollen, und das auch nur, um mir zu zeigen, wie egal und bescheuert er war. Dann sah er halt gut aus, na und?! Es kam schließlich auf was anderes an. Die inneren Werte eines Menschen zählten. Außerdem waren die Jungs, die am besten aussahen, meistens die arrogantesten Arschlöcher. Als er merkte, dass ich ihn auf diese bescheuerte Frage keine Antwort geben würde, murmelte er so etwas wie: ,,Verzogene Göre", und lief voraus. Ich musste mich wirklich zusammenreißen, um ihm nicht ,,Lausebengel" hinterher zu rufen. Woher kannte überhaupt solche veralteten Begriffe? Ich kannte sie aus Büchern. Aber er sahnig gerade intellektuell aus. Mit großen Schritten schloss ich wieder zu ihm auf. Als wir schon fast beim Rektorat waren, schoss mir plötzlich durch den Kopf, wie ähnlich unsere Namen waren, und damit meine ich nicht Lausebengel und verzogene Göre. Doch bevor ich diesen Gedanken weiter denken konnte, waren wir angekommen und traten ins Direktorat ein. Direktor Dadischeck und ein Herr ganz in Weiß, den ich bei mir Schneemann taufte, standen im Direktorat. Der Schneemann legte Dimitri eine Hand auf die Schulter und mit der anderen schüttelte er Dimitris Hand. ,,Schön, dich wiederzusehen, mein Junge." Oh Gott, war das vielleicht Dimitris Urururgroßvater? Vom Alter her würde es passen. Schneemann hatte Furchen im Gesicht und Lachfältchen um die Augen. Mit seinem weißen Bart und seinen hellblauen Augen hätte er als "der nette Großvater von nebenan" durchgehen können. Dimitri lächelte ihn ebenfalls an. ,,Schön, dass es endlich losgeht." Losgeht, was losgeht? Und wer war der Schneemann? War er hier, um mich in die Klapsmühle zu bringen? Nur weil ich den Typen neben mir eine runtergehauen hatte? Oder war eine Art Sekretär, den ich noch nicht kannte? Wollte er mir etwa eine Moralpredigt halten? Das brauchte er wirklich nicht, ich hatte das schon erledigt. Deswegen hatte ich ein ziemlich schlechtes Gewissen. Wirklich lästig. Leider schien Schneemann keine Gedanken lesen zu können, denn er antwortete auf keine meiner Fragen. Aber er wendete sich trotzdem mir zu. ,,Luna Hera Herbst", stellte er scharfsinnig fest, ,,Wie schön dich, oder sollte ich Sie sagen?!, endlich kennenzulernen. Sie sind ja schon eine richtige Dame." Wieso endlich? Ich kannte den Typ doch gar nicht! Trotzdem merkte ich, wie peinlich es mir war, dass er mich siezte und das er mich als Dame ansah. Ich war schließlich erst 15, fast 16. Denn Zuhause hatte ich immer nur gehört: ,, Benimm dich nicht so kindisch!", ,,Sei ein bisschen erwachsener!" Seit dem wollte ich irgendwie beweisen, dass ich erwachsen war und alles selbst regeln konnte. Und dabei hatte ich mich bei jedem Versuch noch kindisch aufgeführt. Schneemann setzte aber noch einen drauf. ,,Ich bin sicher, ihr werdet perfekt harmonieren." Erstens: Was um alles in der Welt war harmonieren? Ich war zwar lektuell aber nicht so lektuell. Zweitens: War mit ihr wohlmöglich Dimitri und ich gemeint? Und Drittens: Was zum Teufel sollte das hier alles?! Trotz aller Fragen war ich so schlau und hielt ist meine Klappe. Jedenfalls bis der Schneemann meine Hand nahm und mir einen Handkuss gab. Nicht nur ich mache dein verdutztes Gesicht. Dimitris Ausdruck lag, laut meiner Interpretation, irgendwo zwischen ,,Ich muss kotzen" und ,,Hoffentlich muss ich diese Hand nie wieder berühren, schon gar nicht mit dem Gesicht!" Mit einem nervösen ,,Ähm" zog ich meine Hand weg. ,,Entschuldigung!", sagte der Schneemann vergnügt. ,,Ich hätte mich natürlich erst einmal vorstellen müssen!" Kaum hörbar murmelte er: ,,Ich dachte sie wüsste Bescheid." In normaler Lautstärke sprach er weiter: ,,Wie konnte ich das vergessen! Mein Name ist Mr. Nature." Sein Name klang englisch und ich hätte in definitiv nicht buchstabieren können. ,, Das ist ...gut." Ich wusste nicht, wie ich es hätte anders ausdrücken können. ,,Aber was wollen Sie von mir?" Das war wahrscheinlich das einzig Sinnvolle, was ich hatte sagen könne. Dimitri warf dem Schneemann einen verunsicherten Blick zu. ,,Na, er gibt uns die Anweisungen für die Reise.", sagte er irritiert. Wäre ich eine Comicfigur gewesen, stände jetzt in meiner Gedankenblase ein einziges großes Fragezeichen! ,,Ich dachte, sie ist vorbereitet!", brauste Dimitri nun auf. Vorbereitet auf was? Und dann tat ich das wahrscheinlich einzig richtige in dieser Situation. ,,Was ist hier eigentlich los?" Mein Ton war ein bisschen lauter und schärfer als beabsichtigt, aber jetzt waren endlich alle Blicke bei mir. Schneem... ähm Mr. Nature seufzte. ,,Es geht um die Reise der Erben. Wir dachten, deine Schwester hätte dich informiert. Zumindest hätte sie das tun sollen. Wie du gewiss schon bemerkt hast, ist mein Nachname nicht ganz geläufig. Er kommt aus dem Englischen und heißt Natur. Das mag sich für eine Unwissende jetzt seltsam anhören, aber ich bin die Natur. Das bedeutet die Natur ist im Grunde eine Person. Ich. Ich verfüge über die Fähigkeit, Pflanzen zum Wachsen zu bringen, Tiere zu erschaffen, und, na ja, alles was eben für die Menschen Naturgewalten heißt. In Wirklichkeit bin ich das. Und meine 10 ,,Nachkommen". Natürlich habe auch ich Nachkommen! Diese Nachkommen nennen wir Erben. Die Erben der Natur. Auch diese Erben verfügen über außergewöhnliche, ja nahezu übernatürliche Fähigkeiten. Dimitri ist einer von ihnen.Und... DU!
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Die Reise der Erben
ParanormalDas ist zuviel für Luna. Bis jetzt war sie nur ein halbwegs normales Mädchen mit einer nicht so normalen Fähigkeit. Warum soll sich das jetzt ändern? Als sie dann mit dem der heißen Idioten in ihrer neuen Klasse auf eine gefährliche Reise nur mit zw...