11.Kapitel, in dem ich mich mal ernsthaft mit Laila unterhalte

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Ellie konnte es immer noch nicht glauben. Zum gefühlt tausendsten Mal fragte sie: ,,Im Ernst?" und ich antwortete: ,,Absolut". Nach Ende des Unterrichts liefen wir auf direktem Weg zum Bus. Auf dem Weg hatte ich ihr alles erzählt. Als wir mit dem Bus losfuhren dachte ich nur an die Reise. Ich musste als erstes mit Laila sprechen. Nicht nur weil sie eine wichtige Rolle zu spielen schien, schließlich hatte Mr. Nature sie erwähnt, sondern auch, weil meine Schwester mit 231Jahren die Mutterfigur für mich und meinen Bruder übernommen hatte, seit meine Eltern gestorben waren. Während der Halbenstunde, die wir fahren mussten, um zurück in unser Dorf Signa zu kommen, war ich abwesend und starrte gedankenverloren ins Leere. Als der Bus an der Haltestelle in Signa hielt, sprang ich sofort heraus und rannte das letzte Stück nach Hause. Dort angekommen klingelte ich an dem alten vierstöckigen Haus meiner Großeltern, kurz meinem Zuhause seit ich 8 Jahre alt war, Sturm. Meine Großmutter öffnete von der Innensprechanlage aus und rief mir aus der Küche zu, dass es gleich essen gab. Ich ignorierte sie und stürmte die Treppe zum ersten Stock hinauf. Dieser war ausschließlich für uns Kinder. Die Zimmer waren wie die Augenzahl 4 auf einem Würfel angeordnet. Lailas neben meinem und gegenüber vom Lars Zimmer. Das Zimmer meiner Zwillingscousinen lag neben dem von Lars. Ich schmiss meinen Schulranzen neben die Tür meines Zimmers und rannte ohne anzuklopfen in das von Laila. Wie immer haute mich der Anblick ihres Zimmers fast um. Es sah aus wie ein ,,All-inclusive-Hotel". Es gab eine riesige Schmink-ecke und einen Friseurbereich sogar ein Waschbecken zum Haarewaschen. Ein großes Doppelbett und ein Computer auf einem pinken Schreibtisch verzierten das Zimmer auf einer anderen Seite. Es war in violett und rosa Tönen gestrichen und die Wände waren gepflastert mit Tier Zeichnungen, die man für Fotos hätte halten können, so täuschend echt konnte meine Schwester zeichnen. Der Friseurbereich kam daher, dass meine Schwester eine Ausbildung bei einem Friseursalon in unserem Dorf machte. Aber heute dachte ich nicht an all dies. Laila saß mit ihrem Freund Jesaja auf ihrem Himmelbett und lächelte mich an. Jesaja lächelte auch. ,,Hallo Luna, schön dich mal wieder zu sehen", sagte er, ,,Setz dich doch zu uns, forderte mich meine Schwester auf und klopfte neben sich aufs Bett. Ich blieb stehen. ,,Tut mir leid Jesaja aber es ist etwas passiert, könnte ich kurz mit meiner Schwester alleine reden?" Ich betonte das Wort etwas so, dass Laila merkte wie dringend es war. Das Lächeln aus Laila Gesicht verschwand besorgt sagt sie Jesaja am der reagierte locker und sagte: ,,Ich gehe mal kurz auf die Toilette" Laila lächelte ihn noch einmal kurz an und ließ ihn dann gehen. Nun wandte sie sich mir zu: ,,Was gibt es?", fragte sie. ,,Ich bin Erbin." Drei Worte, aber nichts schien es besser beschreiben zu können. Laila brach zusammen. ,,Nein!", stieß sie hervor, ,,Das darf nicht sein." Ich schaute sie kalt an. ,,Du wusstest es, du wusstest es und hast mich ins offene Messer laufen lassen!" ,,Nein!", sagte sie entsetzt, ,,Ich wusste nur, dass es eine weibliche Nachkommin von Mum und Dad sein musste. Kurz bevor Mum starb, haben sie es mir erzählt. Du warst damals zu jung, als dass ich dich damit hätte belasten können. ,,Aber du hättest es mir jetzt erzählen können!!", rief ich wütend. ,,Ich bin fast 16, mein Gott! Glaubst du nicht, dass es für mich besser gewesen wäre, nicht so überrumpelt zu werden!" Laila zog die Schultern hoch. ,,Wäre ich es gewesen, hätte ich einfach so getan, als wäre ich auf einer Studiums Reise und du hättest dir keine Sorgen machen müssen.", gab sie betreten zu. ,,Aber du bist es nicht!", schrie ich sie an. ,,Wann musst du los?", fragte sie heiser. ,, Morgenfrüh.", sagte ich tonlos. Eine Träne ran aus Lailas Augenwinkel. ,, Darf ich gehen?" Insgeheim wollte ich das darf durch muss ersetzen. ,,Du musst!", sagte Laila tränenerstickt, ,,Und ich muss dich gehen lassen. Es ist deine Bestimmung." ,,Ich schaffe das schon!" Ich lachte zittrig. ,,Ich nehme einfach Isabel mit dann ist das alles halb so schlimm." Laila grinste schwach. ,,Sicher da kann ja nichts mehr passieren.", spottete sie. Denn Laila wusste nichts von meiner besonderen Bindung zu Isabel. Wenn sie gewusst hätte, das ich sie verstehen kann, hätte sie sich sicher nicht selbst für eine Erbin gehalten. Außerdem ging mir zum ersten mal auf, dass ich mich hiermit endlich beweisen könnte. Man hatte mich immer wie ein kleines Kind mit einer Porzellantasse in der Hand behandelt. Nun konnte ich endlich beweisen, wie erwachsen ich war. Und trotzdem war mir zum heulen zumute. ,,Ich werde es Oma und Opa erklären, mach dir keine Sorgen. Geh in dein Zimmer und pack. Ich komme in einer halben Stunde zu dir. Du darfst nichts Neumodisches mitnehmen. Da ist Mr. Nature besonders streng. Und bitte... mach dir um nichts Sorgen."

Die Reise der ErbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt