15.Kapitel, in dem die Reise beginnt

57 4 2
                                    

Unwillkürlich sah ich an mir hinunter. Ein grau Pullover mit dem Aufdruck Chérie, eine Leggings mit Militärmuster und ein lilaner Schal. Als ich mein Outfit zu Hause ausgesucht hatte, war ich mir ziemlich hübsch darin vorgekommen. Jetzt war ich total unsicher! Ich zupfte daran herum. Und dann ärgerte ich mich über mich. Warum war mir das wichtig? Er war doch nur ein Junge. Kurz entschlossen lief ich auf ihn zu! Dimitri wirkte überrascht, blieb aber gelassen. Ich schlängelte mich durch die Leute, Dimitri immer näher. Und dann, zack, haut es mich hin. Ich stolperte, taumelte und verlor das Gleichgewicht. Nein, nein, nein!; dachte ich frustriert, und rappelte mich so würdevoll wie möglich auf. Ich war an der Kontrolle. Von Dimitri keine Spur mehr. Nun wurde auch noch der Kontrolleur auf mich aufmerksam. ,,Hey, nicht drängeln!", schnauzte er mich an und starrte grimmig an mir hinunter. ,,Oder wolltest du dich etwa durch die Kontrolle schmuggeln?" Aus dem Augenwinkel sah ich Laila und Jesaja auf mich zueilen. ,,Nein!", stammelte ich. Er versuchte nach meinem Arm zu greifen. In diesem Moment erreichte Jesaja mich. ,,Lass sie in Ruhe!", rief er energisch und schob mich hinter sich. Die Leute um uns herum fingen an zu gaffen. ,,Ich hole gleich die Security!", drohte der Kontrolleur wutschnaubend. ,,Das wird nicht nötig sein.", erklang nun ruhig eine Stimme hinter mir. ,,Sie gehört zu mir!" Ich sah mich nach der Stimme um und erblickte Dimitri. Ein Stein fiel mir vom Herzen. Ich nahm (mit vereinten Kräften) Jesaja Reisetasche ab. Ich sah ihn an. ,,Auf Wiedersehen!", flüsterte ich. Jesaja nahm mich in den Arm. ,,Auf Wiedersehen, Luna!" Dann trat er einen Schritt zurück. ,,Laila!", fing ich an, doch sie drückte mich einfach nur an sich. ,,Versprich mir, dass du heil nach Hause kommst!", flüsterte sie mir ins Ohr. ,,Ich verspreche es!" wisperte ich zurück. Langsam löste ich mich von ihr. Der Kontrolleur hatte währenddessen mit Dimitri gesprochen, der mich nicht eine Sekunde lang aus den Augen ließ. ,,Komm", sagte er überraschend sanft und ich ging zu ihm. Ein letztes Mal winkte ich Laila und Jesaja zu und blickte dann Dimitri an. Er war wie immer umwerfend aus. Ohne weitere Verzögerungen zog er mich am Arm hinter sich her. Kaum waren wir außer Hörweite wurde sein Griff fester und grober. ,,Aua", schrie ich. Er hatte unglaubliche Kraft. ,,Hast du sie noch alle?! Du solltest dich normal benehmen. Nur weil du Erbin bist, heißt das nicht, dass du am Flughafen eine Extraeinladung bekommst!!!", schnaubte er wütend. ,,Aber du!", murmelte ich und stemmte meine Beine in den Boden, damit er mich nicht weiterziehen konnte. ,,Benimm dich nicht wie ein kleines Kind, die Leute gucken schon!", fuhr Dimitri mich an. Tatsächlich sahen mich die anderen Leute sehr fragend an. Also lief ich normal. Leider nicht mehr als fünf Meter. Die Tasche war so unglaublich schwer, das ich keinen Schritt hätte weitergehen können! Dimitri drehte sich genervt zu mir um. Als er erkannte, warum ich so langsam war, lächelte er belustigt. ,,Soll ich dir helfen?", fragte er schmunzelnd. ,,Nein danke, das geht schon.", erwiderte ich hochnäsig. Falsch, Luna, ganz falsch. 1. Sei nett zu ihm und 2. Diese Tasche ist sau schwer, also lass dir helfen! Aber nein, mein Stolz gewann! So zog, zerrte und schleifte ich meine Tasche über den Boden. Jetzt glotzen die Leute erst richtig. Dimitri schien das auch zu merken, denn nach zwei Minuten (in denen ich 2 Meter geschafft hatte), nahm er mir mit einem ungeduldigen ,,Ach, gib schon her" die Tasche aus der Hand. Bei ihm sah es aus, als würde sie nichts wiegen! ,,Komm da vorne ist die Wartehalle!", sagte er fast freundlich. ,,Da kannst du dich von dem anstrengenden Marsch erholen"

Die Reise der ErbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt