17.Kapitel, in dem ich (zurecht) eine Standpauke gehalten bekomme

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Vorsichtig ging ich auf ihn zu. ,,Hey", sagte ich in einer bemüht fröhlichen Stimmung. Doch seine Augen sprachen Bände. ,,Bist du sauer?", fragte ich jetzt sehr kleinlaut. ,,Glaub mir, für sauer müsste ein neues Wort erfunden werden um meine Stimmung auch nur annähernd zu beschreiben", zischte er. ,,Am liebsten würd ich dich ..." er hob die Hand, ließ sie dann jedoch wieder kraftlos sinken. Ängstlich wich ich einen Schritt zurück. Er war so stark und ich ... ,,Hast du eine Ahnung, was für Sorgen ich mir gemacht habe? Ich sage klipp und klar zu dir, dass du dich nicht von der Stelle rühren sollst, bis ich wieder da bin und dann komme ich zurück und sehe das Miss Ich-Setz-Meinen-Willen-Durch sich überlegt hat, einen kleinen Ausflug zu machen!" Seine Stimme klang aufgebracht und wurde immer schneller. Ich wurde immer kleiner. ,,Und die Tasche? Wir können froh sein, dass sie niemand hat mitgehen lassen!" Daran hätte ich vor lauter Donuts gar nicht gedacht. Plötzlich ärgerte ich mich unglaublich über mich. Alles was er sagte, stimmte! Ich hatte mich wie eine 5-Jährige verhalten, nur weil da ein Donutladen stand. Ich schämte mich so unglaublich! Aber ich hatte noch einen Trumpf im Ärmel, auch wenn das nicht viel war. ,,Es tut mir sehr leid", ich betrachtete auf meine Fußspitzen, als wären sie das wichtigste auf der Welt, räusperte mich dann nochmal kurz, ,,Ich weiß, dass das jetzt nicht viel ist, aber ich habe dir einen mitgebracht." Noch während ich mich selbst hörte kam ich mir unglaublich dumm vor. "Ich hab dur was mitgebracht" ,also ehrlich, wie ein kleines Kind, dem die Argumente ausgehen. Das machte Dimitri noch wütender, aber seine Augen bekamen einen merkwürdig wehmütigen Glanz Glanz. ,,Deinen bescheuerten Donut kannst du dir sonst wo hinstecken!", brüllte er mich an. Ich merkte wie seine Bemerkung mich traf. Mir kamen die Tränen. ,,Es tut mir leid", presste ich hervor. Erst jetzt schien er zu merken, dass ich mit den Tränen kämpfte. Seine Wut verrauchte, aber mein Schmerz blieb. ,,Ich muss kurz auf die Toilette", nuschelte ich und lief von im weg. ,,Luna!", rief er mir nach, doch ich blickte mich nicht um. Als ich eine Toilette entdeckte, rannte ich hinein. Drinnen beugte ich mich über das Waschbecken, das im Vorraum stand, und ließ meinen Tränen freien Lauf. Es ist nur ein Junge, Luna, versuchte ich mir immer wieder zu sagen. Beruhig dich, handele wie eine Erwachsene, redete ich auf mich ein. Doch noch deutlicher hörte ich seine harschen Worte. Ich hatte ihn nicht verärgern wollen. Ich wollte mich bloß mit ihm anfreunden. Ich hörte, wie die Tür zum Vorraum geöffnet wurde und versuchte schnell noch in eine Kabine zu flüchten. Keiner sollte mich so verweint sehen! Ich hatte die Kabine schon fast erreicht, als mich jemand am Handgelenk festhielt, ich schrie auf und fuhr herum. ,,Dimitri!", rief ich, ,,Das ist das Frauen-WC!" Ich sah ihn nicht an, denn ich wusste, das er mir ansehen würde, das ich geweint hatte. Verzweifelt versuchte ich mich seinem Griff zu entziehen, doch er hielt mich fest. ,,Luna", sagte er ruhig. ,,Ich sags dir, die Security holt dich sofort hier raus!", redete ich aufgebracht weiter, während ich mich immer noch wand. ,,Luna!", murmelte er noch einmal durchdringend. Er nahm sacht mein Kinn hoch und zwang mich somit, ihn anzusehen. Ein Blick in seine Augen und er wusste, was passiert war. Sanft zog er mich an sich. Ich begann wieder heftig zu schluchzen und vergrub mein Gesicht an seiner Brust. Ich wusste nicht, was mich so fertig machte. Vielleicht war es einfach nur der Schlafmangel. ,,Es t-tut mit l-leid!", stieß ich zwischen zwei Schluchzern hervor. ,,Nein, mir tut es leid", raunte Dimitri mir ins Ohr. ,,Ich habe vergessen, wie neu das alles noch für dich ist. Und du wolltest nur nett sein, ich hätte dich nicht so anfahren dürfen." Er hielt mich ganz fest und es ging mir schon besser. ,,Er hielt mich vorsichtig ein Stück von sich weg und lächelte schief. ,,Unser Flugzeug geht in 10 Minuten, also wenn du sonst nichts vorhast ...", sagte er. Ich lächelte ihn an. Wir gingen gemeinsam aus der Toilette hinaus. Die Tasche stand neben dem der Tür. Er hob sie auf und ging in eine Richtung. ,,Dimitri", sagte ich leise. Dimitri drehte sich noch einmal zu mir um. ,,Danke!", flüsterte ich. Er lächelte. ,,Nichts zu danken.", raunte er zurück und lief weiter.
Ich sah durch eine der verglasten Wände an der Seite und erblickte den schönen orangenen Himmel, an dem gerade die Sonne aufging.

Die Reise der ErbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt