Kapitel 39

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Leafa wachte aus ihrem Alptraum auf. Sie blickte wieder auf ihr Poster und starrte es lange Zeit, noch immer mit dem NerveGear auf an. Solange bis ihr die Tränen in die Augen schossen. Sie versuchte sie zurückzuhalten, doch sie schluchzte trotzdem viele Male auf.
Sie setzte sich auf und nahm vorsichtig ihr NerveGear ab. Sie drückte es fest an sich, als die ersten Tränen sich den Weg über ihre Wange bahnte.
Sie erschreckte sich, als sie es leise an der Tür klopfen hörte. Es konnte niemand anderes sein. Es musste er sein.
"Sakura? Können wir kurz reden?", hörte sie die Stimme ihres Bruders. Er klang besorgt.
"Verschwinde! Komm nicht rein. Lass mich in Ruhe.", schrie sie der verschlossenen Tür entgegen. Katsuo erschreckte sich bei ihrer gebrochenen Stimme. Sie musste weinen.
"Was ist denn los mit dir, Sakura? Ich hab das doch auch nicht gewusst, ehrlich. Ich wollte dich nicht wütend machen, weil ich das NerveGear wieder benutze, aber ich hatte keine andere Wahl.", versuchte er es ihr zu erklären.
Das Mädchen hatte sich wieder auf ihr Bett gesetzt und sich an ihre Wand gelehnt. Sie hatte ihre Beine fest an ihren Körper gedrückt und legte ihre Hände und ihren Kopf auf ihren Knien ab.
"Aber darum...Darum geht es nicht. Das ist es nicht.", schluchzte sie.
Katsuo überlegte was es sonst nich sein könnte, als er Schritte auf die Tür zukommen hörte. Sein Blick war gekränkt auf den Boden gerichtet.
Sakura riss stark die Tür auf und er erkannte seine völlig verheulte Schwester kaum wieder. Er sah sie schockiert an.
"Ich.. Ich hab...Ich hab meine eigenen Gefühle ignoriert. Ich liebe dich aber ich habe mich selbst belogen. Ich wollte einfach aufgeben und es vergessen und ich konnte es, weil ich anfing mich in Katsuo in Alfheim zu verlieben. Nein, es ist sogar schon passiert. Aber trotzdem ist es..." Sie stockte. Sie konnte es nicht aussprechen. Nicht vor ihm.
"Was? Liebe? Aber wir sind doch?", fragte er schockiert, er wurde allerdings wieder unterbrochen. "Ich weiß es. Wir wissen es. Wir wissen beide genau, dass du und ich keine Geschwister sind. Ich habe es seit den letzten zwei Jahren erfahren und wir haben ja auch schon darüber geredet. Aber du wusstest davon schon länger. Deswegen hast du auch mit Kendo aufgehört. Deshalb bist du mir aus dem Weg gegangen oder? Nicht, weil du Angst hattest, das ich dich verachten würde oder? Der wahre Grund warum du mich gemieden hast liegt doch auf der Hand! Du hast mich gemieden, weil ich nicht deine echte Schwester bin! Wieso bist du also plötzlich so lieb und nett zu mir, hm? Ich war so glücklich, als du zurückkamst und ich meinen Bruder wieder hatte. Ich war so froh darüber, dass wir endlich wieder so gut miteinander auskamen, wie früher als wir kleiner waren. Ich dachte, du gibst mir endlich eine Chance. Nach so langer Zeit, aber hätte ich gewusst was passiert, wäre es mir lieber gewesen, du wärst auf Distanz geblieben! Dann hätte ich wohl niemals angefangen dich zu mögen! Es hätte auch nicht so weh getan von Amaya zu erfahren. Ich hätte es niemals zugelassen, dass ich mich stattdessen Hals über Kopf in Katsuo verliebe!", beichtete sie ihm alles und fing dabei fürchterlich an zu weinen. Katsuo senkte den Blick gekränkt zur Seite. Er wusste nicht was er sagen sollte.
"Es tut mir leid."
Sakura senkte ebenfalls den Blick.
"Lass mich bitte allein.", sagte sie, bevor sie die Tür vor ihm schloss.
Sie legte sich wieder auf ihr Bett und rollte sich zu einer Kugel ein. Nun ließ sie den Tränen freien Lauf. Sie ließ sämtliche Gefühle die sie jemals für Ihren Bruder hatte heraus und weinte so stark es nur ging.
Katsuo stand noch eine Weile vor Sakuras Tür und starrte sie an. Diese verschlossene Tür würde ab jetzt wohl immer zwischen ihnen beiden stehen. Er drehte sich um und lehnte sich an die Tür. Er konnte deutlich ihr Schluchzen hören. Sie weinte, sie war traurig und ihr ging es unglaublich schlecht und das allein wegen ihm. Langsam rutschte er die Tür nach unten und setzte sich auf den Boden. Er atmete dabei tief aus und dachte an seine kleine Schwester. Was hätte sie wohl in diesem Moment für ihn getan? Sie war in ihn verliebt gewesen schon als sie bei ihm im Zimmer war und ihn wegen Amaya weinen gesehen hat. Wie musste sich wohl dieser Schmerz angefühlt haben? Es musste schrecklich für sie gewesen sein.

'Schon damals war ich mir nie ganz sicher wie ich zum Rest der Familie stand. Ich war nie wirklich ein Teil von ihr. Das habe ich bereits im Alter von zehn Jahren begriffen. Wer ist sie überhaupt? Kann ich von ihr behaupten, dass ich sie kenne? Vielleicht war dieses Gefühl nirgendwo hinzugehören der Grund warum ich mich in Online Games geflüchtet habe. In fiktive Welten, in denen niemand einen anderen kennt, in denen man anonym ist, in diesen Welten fühlte ich mich geborgen. Aber die zwei Jahre in Alsword haben mich eines besserem belehrt. Ich habe gelernt, dass es kaum einen Unterschied zwischen der realen und der virtuellen Welt gibt. Es macht keinen Sinn jemanden zu fragen wer er wirklich ist. Alles was einem übrig bleibt, ist sie zu akzeptieren und ihnen zu vertrauen, denn die Gestalt die sie in deinem Kopf annehmen ist, wie sie wirklich sind. Als ich in die reale Welt zurückkehrte und Sakuras Gesicht sah, war ich unheimlich glücklich. Ich habe mir geschworen die Distanz zwischen uns zu verringern, die über die Jahre hinweg entstanden war und das um jeden Preis. Aber wie kann ich ihr jetzt helfen?'

Katsuo stand auf und drehte sich wieder zur Tür um. Er klopfe vorsichtig dagegen. "Sakura. Ich werde in Arun bei der nördlichen Terrasse auf dich warten."
Damit verschwand er in sein Zimmer und hoffte auf ein Wiedersehen.

Ein etwas anderes Sword Art Online (Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt