Kapitel 35

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Leafa wachte wieder in Alfheim Online auf. Natürlich hatte sie das gerade Geschehene nicht vergessen. Katsuos Blick, wie er Amaya angesehen hatte. Die Liebe die er ihr geschenkt und Sakura niemals geben würde.
Leafa blieb noch einige Sekunden auf ihrem Bett liegen und starrte an die Decke, bis sie sich aufrappelte und sich auf das Bett setzte. Ihr Blick war allerdings starr auf den Boden geheftet. Sie atmete tief aus und ließ ihre Schultern hängen. Eigentlich hatte sie keine Lust heute etwas zu unternehmen. Aber bei Katsuo hier in Alfheim zu sein würde sie sicher ablenken. Schließlich hatte sie auch Gefühle für ihn, wenn auch nicht so stark wie für ihren Bruder.
In diesem Moment hörte sie das vertraute Geräusch, wenn jemand sich eingeloggt hatte. Auch das helle Licht erschien und blendete sie für einen Moment, doch sie blieb einfach so sitzen. Schließlich hörte sie Katsuos Stimme, die ihren Namen rief. Sie blickte zu ihm auf und sah in das strahlende Lächeln von ihm. Doch sie konnte sich gar nicht besser fühlen. Das bemerkte er auch und sah sie mitfühlend an. "Leafa. Stimmt etwas nicht?", fragte er besorgt. Leafa bekam Tränen in die Augen, da seine Fürsorge sie so an ihren Bruder erinnerte. "Katsuo, ich bin...ich...ich wurde...ich habe...Ich habe schlimmen Liebeskummer. Es tut mir wirklich sehr leid, ich weiß auch nicht, ich sollte dir das nicht erzählen, da wir uns ja kaum kennen. Man sollte keine Probleme aus der realen Welt hier her bringen.", brachte sie heraus und fing bitterlich an zu weinen. Sie konnte nicht anders. Es musste einfach raus und sie hatte es Katsuo niemals angetan, heute nicht aufzutauchen wegen so einer Sache.
Katsuo hatte sich neben sie gesetzt und eine Hand auf ihre Schulter gelegt. "Egal in welcher Welt du bist, wenn du Schmerzen hast, darfst du auch weinen. Es gibt keine Regel, die dir verbietet in diesem Spiel keine Gefühle zu zeigen.", sagte er und streichelte ihr leicht über den Rücken. Sie blickte ihn mit verweinten Augen an und flüsterte nur kurz seinen Namen, bevor sie ihre Hände und ihren Kopf auf seiner Schulter ablegte und bitterlich anfing zu weinen. Er nahm sie fest in den Arm und sagte einfach nichts. Er zeigte einfach nur sein Verständnis dafür.

'Ich bin in meinen Bruder verliebt. Aber ich kann diese Gefühle niemandem mitteilen. Ich muss sie tief in meinem Herzen vergraben, in der Hoffnung, dass ich es irgendwann vergessen kann.'

Die Zeit verging und draußen leuteten bereits die Glocken, die die nächste Stunde ankündigten, als Leafa sich langsam beruhigte. Ihr Stimme war immer noch brüchig und ihre Augen waren immer noch glasig, aber sie fühlte sich schon um einiges besser. Dies teilte sie Katsuo auch mit und löste sich von ihm. "Danke, Katsuo. Du bist echt nett, weißt du das?", sagte sie und konnte ihn sogar anlächeln. Dieser kratzte sich verlegen am Kopf und wurde sogar etwas rot um die Nase. "Wenn ich ehrlich sein soll, höre ich meistens das genaue Gegenteil.", lachte er. "Willst du dich für heute nicht lieber ausloggen? Ich denke, den Rest schaffe ich auch allein.", überlegte er und sah sie fragend an. "Nein, wir sind so weit gekommen, also will ich den Rest des Weges auch noch bestreiten. Also, gehen wir?", fragte sie, stand auf und reichte ihm ihre Hand. Er lächelte sie an und nahm auch ihre Hand in seine. Sie zog ihn auf die Beine.
"Yui? Bist du da?", fragte er schließlich und die kleine Elfe tauchte wieder aus seiner Tasche auf. Sie setzte sich auf seine Schulter und gähnte einmal laut. "Guten Morgen Papa und Leafa.", begrüßte sie beide. "Guten Morgen Yui.", begrüßte auch Leafa die kleine Elfe. Katsuo schnappte sich seine beiden Mädchen und sie machten sich endlich auf den Weg. Sie liefen durch die Innenstadt und trafen auf Feen aller Rassen. "Es sind Unmengen an Menschen hier!", stellte auch Leafa fest. "Ja. Daran erkennt man, dass hier das Zentrum von Alfheim ist. Hier sind auch alle Rassen vertreten.", überlegte Katsuo. Leafa lächelte und blickte sich weiterhin um. Sie erblickte auch die verschiedensten Pärchen und wurde wieder etwas rot, als sie automatisch Katsuo betrachtete.
Sie liefen schließlich aus der Innenstadt heraus und konnten genau auf die hohen Treppen blicken, die zum Stamm des Baumes führten. Es sah einfach unglaublich aus. Alle drei starrten sie nach oben. "Das ist der Weltenbaum Yggdrasil. Aus der Nähe betrachtet, sieht er noch viel gewaltiger aus!", murmelte Leafa. "Dort oben liegt eine Stadt richtig?", fragte Katsuo. "Ja. Dort oben lebt der Elfenkönig Oberon zusammen mit den Elfen des Lichts. Den Alf. Die erste Rasse, die eine Audienz beim König erhält, soll auch zu Alf werden.", erklärte Leafa. "Kann man denn nicht einfach außen hochklettern?" "Nein, die Gebiete um den Baum herum sind gesperrt. Das mit dem Klettern kannst du also vergessen. Die maximale Flugdauer wäre auch schon lange erreicht, bevor man auch nur ansatzweise die Krone erreicht hat!" "Ich habe von einer Gruppe gehört, die das Fludauerlimit überschritten haben, indem sie von der Schulter des anderen gestartet sind.", erzählte Katsuo von seinen Nachforschungen. "Ach davon weißt du also auch schon? Auf diese Weise haben sie es fast bis zu den Zweigen geschafft. Aber die Gamemaster sind ausgeflippt und haben das sofort gepatcht. Jetzt gibt es eine unsichtbare Barriere, die das aufhalten soll." "Verstehe. Ich würde sagen, gehen wir erst einmal zum Stamm.", schlug Katsuo vor. Und das taten sie auch. Sie liefen die vielen Stufen weiter nach oben und passierten einige Tore. Nun waren sie am Mittelpunkt von Arun.
Als sie eines der letzten Tore passierten, wurde Yui auf einmal hellhörig. "Hey, Yui was ist los?", fragte Katsuo besorgt. "Mama. Mama ist ganz nah!", rief das kleine Mädchen. Katsuo erschrak vor Erleichterung, während Leafa völlig verwirrt war. "Bist du dir sicher?", fragte Katsuo noch einmal. Leafa war noch verwirrter. "Irrtum ausgeschlossen. Diese Spieler ID gehört eindeutig Mama! Ihre Koordinaten befinden sich direkt über uns!", rief die kleine Elfe. Katsuo war völlig außer sich. Sie war hier! Sofort tauchten seine schwarzen Flügel auf und er stieg so schnell er konnte in den Himmel.
Leafa rief ihm hinterher, doch er hörte sie nicht mehr. Er wollte einfach nur noch zu Amaya.

Ein etwas anderes Sword Art Online (Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt