Kapitel 7.2

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Meine ganze Klasse starrte mich verwirrt an. „Ist alles in Ordnung mit ihnen Jessica? Brauchen sie Hilfe?“ fragte mich Herr Smith. Ich sah mich um. Alle, wirklich jeder einzelne in diesem Raum starrte mich an. Ich weiß, diese Gestalt ist gerade hier herein gerannt! Und jetzt ist sie wieder weg. Wer war das? Und wieso verschwand diese Gestalt immer wieder? Ich drehte mich um und lief wieder so schnell aus dem Raum, wie ich auch herein gekommen war. Sperrstunde war erst um 20 Uhr. Eine halbe Stunde konnte ich also noch nach draußen. Meine Straßenschuhe hatte ich noch an. Also brauchte ich nichts mehr. Ich lief nach draußen. Dort sog ich die frische Luft ein. Das tat gut. Diese kühle, klare Luft. Ich lief in Richtung See. Dort könnte ich mich hinsetzen und warten, bis die anderen aus meiner Klasse fertig waren mit dem Essen.

Meine Socken stopfte ich in die Schuhe und band diese zusammen. Ich legte sie mir über die Schultern und lief durch das kühle Wasser. Dafür, dass erst Frühling war, war es schon wirklich warm. Da! Da war die Gestalt wieder! Sie lief in den Wald. „Hey! Bleib stehen! Ich kann dich sehen!“ rief ich.

Und tatsächlich blieb die Gestalt stehen und drehte sich zu mir herum. Eine dunkle Kapuze weit ins Gesicht gezogen. Sie hielt etwas in der Hand. Aber was es war, konnte ich nicht erkennen. Ich sah mich um, ob irgendwer aus meiner Klasse anwesend war. Vielleicht war das alles ja nur ein dummer Streich. Als ich mich wieder zu der Gestalt umdrehte, hielt sie den Gegenstand auf mich gerichtet. „Die Zeit ist vorbei! Du bist allein! Niemand wird dich hören! Die Türen sind verschlossen!“ rief mir die Gestalt mit einer dunklen Stimme zu. „Wer bist du?“ fragte ich. „Das ist unwichtig! Wichtig ist, dass ich dem hier ein Ende bereite! Du hättest deine Kräfte noch nicht entwickeln dürfen. Dein Vater sagte, er hätte das geregelt!“ rief die Gestalt zurück. Sie kam immer näher, den Gegenstand immer noch auf mich gerichtet.

Als ich den Gegenstand erkannte, gefror mir das Blut in den Adern. Es war eine Pistole.

Ich hörte einen Schuss, spürte aber nichts. Dies war der Auslöser dafür loszurennen. Ich rannte, so schnell mich meine Beine tragen konnten. Ich wagte es nicht mich umzusehen, um zu schauen, ob ich verfolgt wurde. Verdammt! Die Gestalt sagte, die Türen wären verschlossen. Was konnte ich jetzt bloß tun? Ich hörte einen weiteren Schuss, dann noch einen.

Endlich an der Jugendherberge angekommen, rüttelte ich an der Türe. Vergebens. Sie war abgeschlossen. Ich sah mich um. Die Gestalt kam immer näher, war aber trotzdem noch weit genug weg. Ich suchte in meinen Hosentaschen nach meinem Handy. Vielleicht konnte ich noch rechtzeitig jemanden erreichen. Doch mein Handy hatte ich scheinbar im Zimmer liegen gelassen. Ein kleiner metallener Gegenstand lag stattdessen in meiner Hand. Ein Schlüssel. Wo kam der bloß her? Ich steckte ihn ins das Türschloss. Ich entsperrte die Türe, lief in die Herberge und verschloss die Türe wieder. Ich betete, dass die Gestalt mir nicht folgen würde. Ich wagte einen Blick nach draußen. Die Gestalt rannte auf die Türe zu und prallte an etwas zurück. Es war, wie eine unsichtbare Wand. War ich das etwa?

Als die Gestalt endlich die Versuche aufgab durch diese Wand hindurch zu kommen und verschwand, atmete ich erleichtert auf. Dieser Atemzug schmerzte. Ich sah an mir herab und sah, wie mein weißes Shirt sich langsam und ungleichmäßig rot verfärbte. Verdammt! Da hat mich dieser Idiot doch getroffen!  „Hallo? Hört mich jemand?“  rief ich in die Flure. Niemand antwortete mir. Also musste ich wohl selber zum Telefon. Ich lief in Richtung Treppe. Mir wurde leicht schwindelig. Dieses Gefühl verstärkte sich mit jedem Schritt. Kurz vor der Treppe verließ mich meine Kraft. Meine Umgebung wurde urplötzlich in ein tiefes schwarz gehüllt.

Shadowland - Wenn Träume wahr werden Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt