Kapitel 9.2

28 3 2
                                    

Ich schlug meine Augen auf. Direkt vor mir saß jemand. Ich konnte nur Umrisse erkennen. „Wer bist du?“ fragte ich in die Stille hinein. Die Person drehte sich um. Nein! Das konnte nicht sein! Rote Augen. DIE roten Augen. Die von letzter Nacht. „Ich wollte keinem wehtun. Es tut mir leid. Ich wollte dich nur warnen.“ „Warnen wovor?“ fragte ich ängstlich. „Du bist eine sehr mächtige Hexe. Sobald du deine Kräfte beherrschen kannst, könntest du über das Shadowland regieren, wenn du wolltest. Einige Wesen wollen das nicht. Deswegen jagen sie dich.“ „Das was? Regieren? Ich?“ „Shadowland. Dort leben wir. Die Wesen, die die Menschen glauben, welche es nur in Geschichten gibt.“ erklärte es.  „Was bist du?“ versuchte ich zu erfahren. „Ich bin ein Werwolf. Mein leiblicher Vater ist ein Werwolf, meine leibliche Mutter eine Dämonin. Die Gene des Werwolfs überwiegen aber. Trotzdem kann ich wie die anderen Dämonen auch Traumwandeln. Mein Name ist Shawn.“ Er streckte mir seine haarige Hand entgegen. Dezent angewidert starrte ich sie an. „Oh entschuldige. Ich kann auch in eine menschliche Gestalt wechseln, wenn dir das lieber ist.“ bot er an. „Ja, bitte.“ sagte ich.

„Besser so?“ fragte er. Ich nickte. Er streckte mir wieder seine Hand entgegen. Diesmal ergriff ich sie. „Es freut mich mit dir Bekanntschaft zu machen Jessica Kennedy.“ verkündete er stolz.

„Jessy.“ sagte ich ihm. Verwirrt sah er mich an. „Meine Adoptiveltern sagten du hießest Jessica.“ „Das ist auch mein Name. Aber du sollst mich Jessy nennen.“ erklärte ich. „Alles klar. Jessy. Speichern.“ befahl er sich. Das brachte mich zum Lachen. „Ey! Was ist denn so lustig?“ fragte er mich. „Ach nichts.“ „Schön. Brauchst du Hilfe?“ bot er an. „Hilfe wobei?“ „Hilfe, mit deinen Kräften umzugehen. Du hast mehr drauf, als du glaubst.“ Ich nickte. „Ohnein! Du musst aufwachen. Deine Mutter ist da.“ „Woher weißt du das?“ fragte ich ihn. „Ich merke so etwas einfach. Bis bald.“ mit diesen Worten verschwand er wieder.

Verwirrt öffnete ich die Augen. War das jetzt echt? Oder war das nur ein Traum? Wenigstens war das diesmal kein Albtraum. Ich sah mich in dem Zimmer um. Shawn sagte, meine Mutter wäre da.

„Sie ist wach!“ freute sich meine Mutter. Sie stand zusammen mit Sebastian in der Tür. Meine Mutter kam zu mir gelaufen und nahm mich vorsichtig in den Arm. „Schätzchen, was tust du denn bitte für Sachen? Erst wird auf dich geschossen und dann hast du auch noch einen Autounfall. Jag mir bitte nie wieder einen solchen Schrecken ein!“ befahl sie mir. „Entschuldige Mama. Ich weiß auch nicht, wie das passieren konnte.“ sagte ich. Scheinbar hatte niemand von meiner Kopfverletzung erzählt. Zum Glück. Ich hätte nämlich keine Ahnung, wie ich erklären könnte, wieso die Wunde auf einmal verschwunden ist. „Ich lasse sie beide dann mal allein. Wenn sie mich brauchen, ich bin im Aufenthaltsraum.“ verkündete Sebastian. Er verließ das Zimmer und schloss hinter sich die Türe.

„Wieso sind Kristina und Elizabeth denn nicht bei dir? Ihr seid doch so gut befreundet.“ fragte sie mich. „Ach, ich wollte allein sein. Es nervt mich, wenn immerzu jemand bei mir ist.“ log ich sie an. Ich konnte ja schlecht sagen ich wäre eine Hexe, kann meine Kräfte aber nicht kontrollieren. „Ach Schätzchen. Was hälst du von einem Spaziergang?“ schlug sie vor. „Ich muss mich nur eben umziehen.“ Ich sprang auf und bereute dies sofort. Diese ruckartige Bewegung tat meiner Schussverletzung überhaupt nicht gut. Sofort kam meine Mutter zu mir geeilt, um mir zu helfen. „Alles gut Mama. Es geht schon wieder.“ Sie löste ihren griff. Ich setzte mich vorsichtig wieder in Bewegung in Richtung meines Koffers. Dort zog ich eine andere Hose und ein anderes Shirt heraus. „Drehst du dich bitte um?“ fragte ich meine Mutter. „Natürlich. Entschuldige bitte.“

Schnell zog ich mich um und ging schließlich mit meiner Mutter nach draußen. Wir liefen in Richtung des Sees. Der See, an dem es passiert ist. An dem ich angeschossen wurde. „Wie lange bleibst du eigentlich Mama?“ versuchte ich wieder ins Gespräch zu kommen. „Willst du mich etwa schon wieder loswerden?“ fragte sie empört. „Nein nein! Ich hab dich doch lieb. Ich frage nur aus Interesse. Der Weg war ja alles andere als kurz.“ „Ihr fahrt ja am Freitag schon wieder heim. Wir haben jetzt schon Mittwoch. Ich werde bleiben, falls jemand nicht mit auf einen Ausflug kann. So wie du heute.“ „Aber Mama! Ich möchte doch mit!“ „Nichts da! Du wurdest angeschossen und hattest unmittelbar danach einen Autounfall. Du wirst hier bleiben!“ „Aber ich bin 18! Und es geht mir gut!“ „Du bist immer noch meine Tochter!“

Shadowland - Wenn Träume wahr werden Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt