Am nächsten Morgen machten wir uns schon sehr früh auf den Weg zur Schule. Da ich aber wirklich nicht allzu früh dort sein wollte schlug ich vor „Ally, lass uns doch noch etwas in den Park gehen. Dann kannst du mir das mit den Gleichungen auch nochmal erklären.“ „Ja klar, das können wir machen. Ich bin froh, dass du das vorgeschlagen hast.“ antwortete sie. Wir gingen schweigend nebeneinander her. Es schmerzte mich, das Autohaus zu sehen, auf dem Seba mich davor gerettet hatte zu springen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch nicht sein wahres Ich gekannt. Unglaublich, dass ich nichts gesehen habe, was ihn verraten hätte. Irgendwo ran hätte man doch erkennen müssen, dass er verflucht war. Ich dachte ja immer verflucht sein ist etwas schlechtes. Nun gut, das ist es ja auch. Aber es hatte mir vor dem Tode gerettet. Also war es doch nicht so schlecht. „Jeeessiiiicaaaa?“ Ungeduldig wedelte Alyson mit ihrer Hand vor meiner Nase herum. „Entschuldige bitte. Was hast du gesagt?“ fragte ich verwirrt. „Wo warst du gerade?“ fragte sie dezent amüsiert. Okay, doch nicht nur dezent. Es sah aus, als würde sie sich nicht mehr lange beherrschen können laut los zu lachen. „Ach nicht so wichtig.“ winkte ich ab. Schlagartig verschwand der fröhliche Gesichtsausdruck und Besorgnis machte sich auf ihrem Gesicht breit. „Ich habe nur an Krissy gedacht. Und ich habe mich gefragt, was Liz so macht. Wie es ihr geht. Und dann, wie du dich fühlen musst.“ sagte ich schnell. „Hey, es geht mir gut. Ich habe doch dich. Um mich brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Und Liz geht es sicherlich auch gut. Mein Vater kümmert sich gut um sie.“ versuchte sie mich zu beruhigen. „Na gut, du hast ja Recht.“ Das hatte sie, natürlich. Aber das war nicht meine ganze Besorgnis. „Sollen wir uns vielleicht doch auf den Schulweg machen? Dann kommst du nicht wieder so spät. Und das mit den Gleichungen bekommst du sicherlich hin.“ bot sie an. Ich nickte. Immer wieder versuchte sie mich auf dem Weg in ein Gespräch einzuspannen. Aber meine Gedanken waren ganz woanders.
„Sieh mal wer da kommt!“ rief Isabelle, eine Klassenkameradin von mir. „Sie sollte in die Klapse zu ihrer verrückten Freundin. Sie haben Kristina bestimmt gemeinsam umgebracht.“ sagte Finn. Was hatte er nur immer gegen mich? Ich habe ihm nie was Böses getan. Wie aus dem Nichts fing er an auf mir herum zu hacken. Sein belustigter Gesichtsausdruck verwandelte sich schnell in Angst. Ich wusste nicht genau wieso, bis ich Alyson voller Wut sprechen hörte „Ich verstehe nicht, wieso dir alle einfach blind folgen. Wer weiß, vielleicht hast du es ja getan?“ Jetzt wurde er wütend. Das hielt aber nicht lange an, denn Isabelle fragte „Stimmt, woher sollen wir wissen, dass du es nicht getan hast?“ Zustimmendes Gemurmel erfüllte den Raum. „Siehst du?“ zischte Ally direkt an Finns Ohr. „Komm Jess, wir setzen uns dort hin.“ Bestimmte Alyson. „Ally, das war ja wirklich mutig. Vielen Dank.“ „Nichts zu danken. Irgendetwas musste ich ja machen. Und seien wir mal ehrlich, er hat es verdient.“ Wo sie Recht hat, hat sie Recht. Finn hat es einfach mehr als verdient.
Endlich waren alle Prüfungen geschafft. Dank Allys Hilfe hatte ich auch ein gar nicht mal so schlechtes Gefühl dabei. Ich hoffte so sehr darauf, dass ich die Prüfungen bestehen würde. Dann könnte ich Shawn endlich besuchen. Und meinen Vater. Ich freute mich sogar auf Linea und den vorlauten, selbstverliebten Kyle. Unglaublich, wie sehr einem so manche Leute so schnell ans Herz wachsen können. Und wie sehr man diese dann so sehr vermissen kann. Ich hatte am Tag der letzten Prüfung noch einmal versucht Lizzy zu besuchen. Vergebens. Alysons Vater ließ mich einfach nicht zu ihr. Allys Versuche auf ihren Vater –Verzeihung, Stiefvater- einzureden machten sich dann doch bewährt. Heute, bevor sie zurück nach Hamburg ging, durfte sie Lizzy noch einmal besuchen. Sie war gerade da. Alyson hatte mir versprochen zu berichten, wie es meiner besten Freundin ging.
Das Telefon klingelte. Alyson. Gab es etwa ein Problem? Eigentlich wollte sie direkt her kommen. Wieso rief sie jetzt an? Ich hob ab. „Ja?“ meldete ich mich. „Jess du darfst Lizzy besuchen. Sie wird demnächst nach München verlegt. Hier kann ihr nicht mehr geholfen werden. Du darfst dich unter Aufsicht von ihr verabschieden. Beeil dich aber. Sie wird in einer Stunde geholt.“ Und schon hatte sie wieder aufgelegt. „Mama? Ich borge mir dein Auto, ja? Ich muss mich von Lizzy verabschieden.“ „Wieso denn verabschieden? Ist sie krank?“ fragte meine Mutter besorgt. „Nein. Ihr kann hier nicht mehr geholfen werden. Sie wird nach München gebracht.“ erklärte ich ihr. „Ich komme mit.“ „Nein Mama. Alyson muss noch ihre Sachen holen, bevor sie fährt. Du musst ihr die Türe öffnen.“ „Müssen tue ich nichts. Aber in Ordnung. Grüß Lizzy von mir, ja?“ „Ja, das mache ich. Ich hoffe nur, dass ich auch Alyson noch erwische. Sie war gerade bei ihr.“ sagte ich. „Dann husch husch. Beeile dich Schätzchen.“
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Shadowland - Wenn Träume wahr werden
ParanormalJessica Kennedy erfährt, dass sie eine Hexe ist. Aufgrund dessen wird sie gejagt. Zudem schleicht sich eine neue Klassenkameradin in Jessicas Clique ein, um diese zu zerstören. Als wäre das nicht schon genug, fängt sie auch noch an Gefühle für ihren...