Kapitel 4.4

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„Woooh! Immer schön langsam Redhead. Ich bin es nur.“ Puh! Also doch kein Angreifer. Erleichtert lies ich den Ast los und fiel wieder auf die Knie. „Du bist ganz schön weit gelaufen. Es ist ein Wunder, wenn wir wieder zurück finden.“ sagte Herr Smith. „Wieso folgen sie mir, ohne zu wissen wohin? Wieso waren sie langsamer als ich? Wieso haben sie eine Taschenlampe dabei? Wieso mussten sie mich so erschrecken?“ schoss ich wütend zurück. „Ich habe mitbekommen, was zwischen dir und Kristina passiert ist. Ich weiß zwar nicht, was du getan hast, aber trotzdem war die Reaktion ein wenig krass.“ sprach er. „Höre ich da etwa Besorgnis in deiner Stimme?“ neckte ich ihn, trotz der Tränen, die wieder meine Wangen herunter liefen. „Entschuldigung.“ Sagte ich sofort wieder. „Wofür denn das? Ich sehe keinen Grund, weshalb du dich bei mir entschuldigen müsstest.“ sagte er mir.  Ich gestand „Sie sind mein Lehrer. Da darf man nicht Du sagen.“ Er fing an zu lachen. „Das ist nicht lustig!“ zischte ich. „Entschuldige. Aber darüber brauchst du dir nicht den Kopf zu zerbrechen. Ich sage doch auch Du. Dann darfst du das auch. Abgesehen davon, sind wir hier alleine. Es bekommt niemand von den anderen mit, was wir tun oder sagen.“ sagte er.

Ich sah ihn verwirrt an. Scheinbar verirrt genug, um eine Antwort zu bekommen, ohne eine Frage gestellt zu haben, denn er erklärte „Das einzige, was mich hier in Deutschland stört, ist dieses Ding mit den ganzen Anreden. Mein Name ist Sebastian. Es ist wirklich schwachsinnig, die Lehrer anders anreden zu müssen, als gleichaltrige. Noch schwachsinniger ist es, dass zu den Schüler die letzten zwei Jahre auf der Schule Sie gesagt werden muss. Zehn Jahre haben sich alle daran gewöhnt, dass man Du zu ihnen sagt. Und dann kommt auf einmal dieses doofe Sie! Also mir macht es nichts, wenn du Du sagst. Um jetzt aber wieder aufs Thema zurück zu kommen, wieso ist Kristina so wütend?“ Herr Smith ließ sich neben mich auf dem Boden nieder. „Ach ich weiß auch nicht. Auf ihrer Party war noch alles gut. Aber irgendwann verblassen da meine Erinnerungen. Ich habe den ganzen Sonntag verschlafen und weiß nicht wieso. Was auch immer Samstagabend passiert ist, es scheint nicht besonders toll gewesen zu sein. Und über was für eine Drohung Krissy gesprochen hat weiß ich auch nicht. Es tut einfach weh, so behandelt zu werden. Noch schlimmer ist es, den Grund dafür nicht zu kennen.“ gestand ich. Herr Smith wühlte in seiner Jackentasche und reichte mir ein gefaltetes Blatt. Darauf stand Krissy. „Kristina hat es weggeworfen. Ich dachte, es hat vielleicht etwas mit dem Streit zu tun und habe es aufgehoben.“ erklärte er. Okay, vielleicht finde ich hier die Erklärung, weshalb Krissy sich so verhält. Mit zitternden Händen faltete ich das Blatt auseinander.

~Sebastian Smith~

„Krissy, wenn du dies noch einmal tust, dann werde ich fester zuschlagen. Diese Schläge wirst du diesmal aber nicht nur mit einem blauen Auge überleben.“ las Jessica vor. Ich sah sie fragend an. „Das war ich nicht! Ich habe e nicht geschrieben! Ich kann mich nicht erinnern!“ sagte sie. Ohmann, sie klingt wirklich fertig! „Ist das denn deine Schrift?“ fragte ich sie vorsichtig. Mit weit aufgerissenen Augen nickte sie. „Ich erinnere mich nicht! Wieso habe ich sowas getan? Wieso habe ich keine Erinnerung daran?“ fragte sie ins Leere. Wie kann man in diesem Alter bloß schon so verdammt fertig sein?  Ich sah, wie ihr weitere Tränen die Wangen herunter liefen. Sie zitterte immer heftiger. Ich rückte näher und nahm sie in den Arm. „Das wird schon wieder. Ich bin da. Ich helfe dir. Hast du verstanden?“ versuchte ich sie ein wenig zu beruhigen. Ich spürte ein leichtes Nicken ihrerseits an meiner Schulter.

Nachdem Jessica sich wieder beruhigt hatte, gingen wir wieder in Richtung Jugendherberge.

Zumindest hoffte ich, es wäre die Richtung zur Jugendherberge.

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