~Jessica Kennedy~
„Du hast nicht zufällig eine Taschenlampe dabei, oder?“ fragte mich Lizzy ängstlich. „Nimm doch dein Handy.“ bemerkte ich. Ein Licht neben mir zeigte, dass Lizzy meine Idee umsetzte.
„Wo müssen wir lang?“ fragte sie, immer noch sehr verängstigt. Ein Schuss ertönte. „Da lang!“ rief ich und zeigte in die Richtung, aus der ich vermutete den Schuss gehört zu haben. Wir mussten eine lange Treppe hinauf. Und das auch noch sehr schnell. Wenn Kristina diejenige war, die angeschossen oder gar erschossen wurde, müssen wir schnell bei ihr sein. „Schneller Liz!“ „Es geht nicht.“ „Es muss aber!“ Lizzy legte einen Zahn zu. Und stolperte. Das Handy fiel ihr aus der Hand. Es fiel hinunter in die tiefe Dunkelheit. „Verdammt!“ schimpfte sie. Ich muss es sehen, ich muss es fühlen. Meine Hände erwärmten sich. Eine kleine Lichtkugel formte sich in meiner Hand. Nicht sehr groß, aber ausreichend, dass wir was sahen. „Was ist denn das?“ staunte Lizzy. „Nicht reden. Laufen.“ befahl ich und rannte die Treppe weiter hinauf. Oben angekommen standen wir vor einem Labyrinth aus tausenden Türen. „Wo jetzt?“ fragte Lizzy völlig außer Puste. Ich schloss die Augen. „Was machst du denn da? Dafür haben wir keine Zeit.“ meckerte meine Freundin. Ich fühlte, ich sah. „Diese Tür!“ Verwirrt fragte Lizzy „Woher weißt du das?“ „Ich weiß es einfach.“ Die Tür ließ sich ohne Probleme öffnen. Auf dem Boden lag sie. In einer großen roten Pfütze. „Neeeeeeeeeeeiiiiiiiiiiiiiin!“ schrie Liz und rannte zu Kristina. Meine Lichtkugel erlosch. Ich fiel zu Boden. Das durfte nicht wahr sein! Das war alles meine Schuld!
Eine Hand legte sich auf meine Schulter. Erschrocken drehte ich mich um und blickte in Alysons Gesicht. „Ich habe einen Schuss gehört. Dann Schreie. Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte.“ Völlig unter Schock war ich unfähig irgendetwas zu erwidern. Anstatt weiter zu reden nahm sie mich einfach in den Arm. Meine Tränen wurden nur mehr, wenn als ich hörte, wie Lizzy herzzerreißend schluchzte. Unglaublich, wie Alyson so ruhig bleiben konnte. Vermutlich stand sie einfach so unter Schock, dass sie es gar nicht wirklich realisierte. „Komm. Wir müssen euch rausbringen und einen Krankenwagen rufen. Schaffst du es allein? Ich kümmere mich um Liz.“ Ich nickte. Ally ließ mich los und lief zu Lizzy. „Komm, wir müssen hier raus.“ erklärte sie ihr vorsichtig. „Nein! Ich kann meine Freundin nicht alleine lassen!“ schrie sie Ally an. „Der Notartzt wird sich um sie kümmern. Hier drin ist aber kein Empfang. Wir müssen raus.“ versuchte es Ally erneut. „Neeeeeeeeeeeeiiiiiiin!“ schrie Lizzy wieder.
Schließlich zerrte Ally sie weg. Nach draußen. Ich warf noch einen letzten Blick auf meine vermutlich tote Freundin und lief Alyson wie in Trance hinterher.
Draußen ließ ich mich auf die Treppe fallen. Die Sirenen und das Blaulicht nahm ich kaum war. Erst als mich ein Polizist mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum wirbelte, kam ich wieder zu mir. „Entschuldigen sie. Mein Name ist Müller. Ich habe einige Fragen an sie.“ Ich gab aber keine Antwort. Ich sah ihn einfach nur an. „Herr Müller verstehen sie es doch. Sie steht unter Schock. Ich habe ihnen schon gesagt was passiert ist. Das dürfte doch reichen. Und jetzt lassen sie meine Freundin in Ruhe trauern.“ fuhr Alyson den Polizisten an. Unglaublich, dass sie sich traut, so mit einem Polizisten zu reden. Trotzdem war ich ihr sehr dankbar. Einige Männer kamen wieder aus dem Gebäude heraus. Mit einer Trage. Auf dieser Trage war ein Mensch in ein weißes Tuch gehüllt. Dieses Tuch war dabei sich langsam rot zu färben. Ohne Zweifel, das war Kristina. Ich merkte die Tränen schon gar nicht mehr, die meine Wangen herunter liefen. Alyson nahm mich wieder in den Arm.
Sobald ich wieder fähig war zu sprechen, fragte ich sie „Wo ist Lizzy?“ „Sie wollte nicht, dass Kris weg gebracht wird. Sie hat die Polizisten angeschrienen. Einen hat sie mit voller Wucht in die Eier getreten. Einem anderen hat sie vermutlich die Nase gebrochen. Sie musste mit aufs Revier.“ erklärte sie. Ja, das klang nach meiner Lizzy.
„Schaffst du es heim oder soll ich dich begleiten?“ fragte sie vorsichtig. „Ich glaube ich schaffe das schon. Danke.“ Mit zitternden Beinen erhob ich mich. Ich dachte schon, ich hätte meinen Tränenvorrat für die nächste Zeit komplett aufgebraucht, da begannen die Tränen schon wieder meine Wangen hinunter zu laufen. Ich entfernte mich noch ein Stück von Alyson. Im Park ließ ich mich zwischen einigen Bäumen nieder.
Ich war so traurig. So wütend. Wütend auf dieses Arschloch, was meine beste Freundin erschossen hat. Wütend auf mich, dass ich mich vorher nicht mit ihr vertragen habe. Wütend auf einfach alles. Ich schlug mit all meiner Wut und Trauer in den mir nächsten Baum.
Ein Mensch ließ sich neben mir auf dem Boden nieder. „Geh weg! Ich will allein sein!“ fauchte ich. „Ich werde dich in diesem Zustand unmöglich allein lassen können Redhead. Ich habe gehört, was passiert ist.“ „Das wird jetzt schon verbreitet? Diese Arschlöcher von Presse werden mich so was von kennen lernen!“ rief ich. Ich sprang auf. Gedanklich schon dabei, was ich den Menschen von der Redaktion alles ins Gesicht werfen könnte. Da packten mich zwei starke Arme von hinten. „Ich weiß, was du vor hast Redhead. Das ist keine gute Idee.“ sagte Seba. „Lass mich los!“ schrie ich. Ich trat um mich. Ich schlug soweit es ging. Trotzdem lies er mich nicht los. „Ich werde dich loslassen. Aber nur wenn du versprichst nicht weg zu laufen.“ bot Seba an. Ich hörte auf mich zu wehren und nickte. Nach wenigen Sekunden ließ er mich los.
Versprechen hin oder her! Ich wollte nicht mit dieser Schuld leben. „Alles meine Schuld.“ murmelte ich und lief davon. Ich lief so schnell mich meine Beine tragen konnten. Das Autohaus! Dort könnte ich hin!
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Shadowland - Wenn Träume wahr werden
ParanormalJessica Kennedy erfährt, dass sie eine Hexe ist. Aufgrund dessen wird sie gejagt. Zudem schleicht sich eine neue Klassenkameradin in Jessicas Clique ein, um diese zu zerstören. Als wäre das nicht schon genug, fängt sie auch noch an Gefühle für ihren...