Kapitel 11.2

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„Du musst sehen und fühlen, wie deine Lichtkugel entsteht, wie sie das Ziel trifft. Du musst die Wärme der Kugel fühlen.“ versuchte Kyle erneut zu erklären. Na schön. Damit konnte ich etwas anfangen. Ich öffnete meine Hände und konzentrierte mich. Meine Augen waren geschlossen. Die Nacht, in der ich Shawn zum ersten Mal tauchte vor meinem inneren Auge auf. Ich sah, wie die Kugel entstand. Ich spürte die Wärme.

Als ich die Augen wieder öffnete, bemerkte ich, dass die Kugel nur in meiner Fantasie entstanden ist. In meinen Händen war nichts. Nicht mal der kleinste Funke von Licht. „Du musst es wollen. Du musst glauben.“ sprach Kyle. Erneut schloss ich die Augen und stellte mir vor, wie das Licht in meinen Händen entstand. Die Wärme umschloss meine Hände.

Ich öffnete meine Augen wieder. Nichts. „Los, gleich nochmal. Du schaffst das schon.“ ermutigte mich Shawn. Kyle wirkte da anderer Meinung.

Nach einigen weiteren vergeblichen Versuchen gab ich schließlich auf. Frustration machte sich in mir breit. „Ich glaube das reicht für heute. Sie hat es immerhin gespürt. Oder nicht Jessy?“ versuchte Shawn diese Lerneinheit zu beenden. „Jaja genau.“ antwortete ich erschöpft. „Schön. Versuche es in der Menschenwelt weiter. Pass aber ja auf, dass du nicht gesehen wirst. Das konnte dein Ende bedeuten.“ Mit diesen Worten verschwand Kyle. Dankbar und müde sah ich Shawn an. „Und wie komme ich wieder heim?“ „Du musst es sehen. Du musst es wollen.“ lachte Shawn. „Das ist nicht lustig. Du hast gesehen, wie super das gerade geklappt hat.“ meckerte ich. „Versuche es. Ich weiß, diesmal wirst du es schaffen.“ Es blieb mir scheinbar nichts anderes übrig, als es tatsächlich zu versuchen. Ich dachte an mein gemütliches, warmes Bett. An mein schönes, aufgeräumtes Zimmer. Nebel entstand und formte sich langsam zu einer Wolke. Ähnlich wie bei Shawn, nur nicht ganz so spektakulär. „Siehst du. Es ist gar nicht so schwer.“ hörte ich Shawn noch stolz sagen.

Ich öffnete meine Augen. Sofort glitten meine Augen durch den Raum zu meiner Wanduhr. Es ist schon fast 14 Uhr. Ich hatte gar nicht bemerkt, so lange geschlafen zu habe. Ich lief nach unten, in der Hoffnung, dass meine Mutter Essen gemacht hat. Am unteren Ende der Treppe war es still. Viel zu still. Habe ich wieder einen Termin von meiner Mutter verpasst? Ich lief in die Küche, um nachzusehen, ob sie mir einen Zettel hingelegt hat, wo sie ist. Nein. Kein Zettel. Dann ist sie wohl nur eben einkaufen.

Ich schaute in den Kühlschrank, ob noch irgendetwas essbares da ist.

Jackpot! Die Reste von dem Nudelauflauf von gestern waren noch in der grünen Tupperdose. Für eine Mahlzeit würde das noch reichen.

Auf dem Weg ins Wohnzimmer fiel mir vor Schreck die Tupperdose aus der Hand.

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