Man hätte uns sagen können, dass wir albern, unreif und verrückt waren.
Dass das zwischen uns alles überhaupt keinen Sinn ergab.
Das wir damit aufhören sollten, bevor es zu spät werden würde, bevor wir uns ein weiteres Mal hoffnungslos verliebten.
Man hätte uns sagen können , dass dieses Gefühl nicht richtig war. Aber das tat niemand. Es interessierte ja nicht einmal einen einzigen was wir taten, nicht einmal uns und schließlich war es nur ein Kuss. Was war denn schon ein einziger Kuss? Es war nichts und genau deshalb ignorierten wir ihn.
Wie ich damals bei Carlo.Flashback
Er sah mir in die Augen und ich verlor mich in Ihnen. Ich ertrank, aber es fühlte sich so befreiend an.
Wenn sich das ertrinken wirklich so anfühlte, wollte ich sofort im Meer versinken.
Mein Atem wurde stockender und ein Lächeln umspiegelte sein Gesicht. Bunte Blätter flogen an uns vorbei auf den Boden und gaben dem Herbst seine Schönheit. Wie ich ihn liebte. Die Welt schien erst in dieser Zeit wirklich zu erwachen. "Was wünscht du dir?", fragte er und strich mir eine Sträne hinters Ohr. Ich zuckte mit den Schultern und pikste ihm in die Seite, um meinen Gedanken zu entfliehen. Das war alles viel zu perfekt. Erschrocken über diese Aktion schrie er auf und runzelte die Stirn. "Das hast du gerade nicht getan?", fragte er perplex, als hätte er mir dies nie zugetraut und blieb einfach stehen. Ohne zu antworten rannte ich über den halben Skaterplatz und hoffte nur er würde auf einem Blatt ausrutschen. Jedoch ertönte das Geräusch der Rollen seines Skateboards nur wenige Sekunden später hinter mir und mit einem Ruck lag ich auf den Boden und er auf mir. Das Board machte sich eingenstänig und fuhr an uns vorbei, prallte an einer Wand ab und kam uns auf halben Weg entgegen, während ich vor lauter Lachen nicht mehr gerade liegen konnte. "Hör damit auf!", kreischte ich und probierte den Namenlosen von mir zu stoßen, aber erbarmungslos kitzelte er mich weiter. "Sag, dass ich der beste bin", befahl er, doch außer einem Kopfschütteln bekam er keine Antwort, weswegen er weiter machte. Ihm war es so egal, dass uns seine Freunde anstarrten. Das einzige was nun zählte war sein Sieg. "Du bist ein eingebildetes Arschloch", erklärte ich, worauf er schockiert nach Luft schnappte. "Hat sie nicht gesagt." "Doch hat sie", erläuterte einer seiner Kumpels neben uns und schmunzelte über sein Gesicht. Ich mochte diese kleine Gruppe, die er seine Gang nannte, auch wenn ich ihre Namen immer wieder vergaß.Der Boden auf dem ich lag, war kalt, der Aufprall war hart, alles schmerzte doch aufgeben war keine Option. Nicht heute. Ich hatte schließlich den Krieg begonnen.
"Mach mal Pause", beteuerte sein älterer Bruder, als der Namenslose anfing zu husten, legte seine Hand auf seiner Schulter ab und ohne etwas zu sagen stand Carlo auf. Atmete tief ein, sah mich benommen an. Dann drehte er sich weg und rannte zu den Toiletten. "Er ist komisch zur Zeit", beteuerte ich seinem Ebenbild in groß, welcher ihm nur besorgt nachblickte, in der Zeit in denen ihm die anderen nachgingen. "Irgendwann wirst du es verstehen." Bedrückt nickte ich und hoffte nur, er würde die Wahrheit sagen. Diese Situationen waren immer so seltsam, Carlo selbst sprach darüber aber nie. Nur die besorgten Blicke seiner Freunde ließen mich ahnen, dass etwas hier ganz und gar nicht gut war.
Stillschweigend standen wir lange Zeit nebeneinander. Ich und Ben. Carlo kam nicht und obwohl ich nach ihm sehen wollte, ließ mich Ben nicht gehen. Die ganze Zeit sprach er davon, dass wir ihm nur Zeit lassen müssten, dass alles bestens sei und wir einfach warten sollten.
Ben hatte mit Carlo eine unglaubliche Ähnlichkeit, sogar ihre Art war ähnlich. Im Gegensatz zu Carlo aber war Ben erwachsen. Etwas was Carlo nie sein würde, nie sein wollte.
Einige Male nahm Ben einen Schluck aus seinen Becks, senkte es wieder, sah in die Richtung in der Carlo verschwunden war und trank wieder einen Schluck, solange bis die Dose leer war und er sie auf den Boden fallen ließ. Das Blech klirrte auf ihm und wurde von Bens Fuß zusammengetreten. Frust spiegelte sich ihn im wieder und eine einzelne Träne hatte sich in seinem Augenwinkel verfangen.
"Hat er was? Warum kommt er solange nicht?", fragte ich Ben besorgt, der für den Moment seinem Vater zum verwechseln ähnlich sah. Diese Kälte in seinem Blick, diese Ernsthaftigkeit. Innerlich rang er mit sich selbst. Setzte dann sogar schon an um etwas zu sagen, ließ seinen Mund aber geschlossen. "Bitte Ben, er ist doch dein Bruder ich weiß, dass du weißt was mit ihm nicht stimmt." "Mein Bruder", wiederholte er betroffen meine Wörter, in seiner Stimme lag etwas bedrückendes. "Verdammt, Alaska!", schrie er in die Luft "Er ist mein Bruder. Mein kleiner Bruder und ich werde dir nichts gegen seinen Willen sagen. Er hat mich darum gebeten, niemanden etwas zu sagen und das werde ich auch nicht. Solange er lebt." Die kaputte Dose kickte er von sich weg und steckte seine Hände in die Jackentasche. Verlangend biss er sich auf die Unterlippe. Er wollte sie jetzt und er hatte sie auch, aber neben mir rauchte er nie. Nur wegen seinem kleinen Bruder, der ihn darum gebeten hatte auf mich Rücksicht zu nehmen. "Lass mich alleine und rauch deine blöde Zigarette. Ich werde ihm nicht nach gehen", meinte ich und lief Richtung Halfpipe, nahm Anlauf, kam oben an, setzte mich an ihren Rand, strich mir meine Haare aus dem Gesicht und blickte zu ihm. Ben sah auf den Boden. "Geh, bitte", bat ich ihn. Nicht um ihn glücklich zu machen, sondern um zu verdrängen was ich gerade gesehen hatte." Danke", murmelte er und entfernte sich von dem Platz.Meine Augen schweiften über den Display meines Handys. Zeilen wurden geschrieben. Nur wenige, im Moment noch unglaublich unwichtig, hatten keinen Zusammenhang, aber sie würden einen bekommen. In meinem ersten Post im meinem Blog.
Carlos Maske ließ ich die ganze Zeit so gut wie unbeachtet. An diesem Tag hatte ich sie zum ersten Mal wirklich bemerkt. Es ließ mich jedoch kalt. Zumindest wollte ich dass sie mich kalt ließ. Ich wollte sie nicht sehen und ich wollte auch darum Ben nicht sehen, denn Carlo hatte sie gut verborgen können nur Ben eben nicht."Da bist du ja!", schrie Carlo und saß kurze Zeit später auch schon neben mir. "Ich war immer da", beteuerte ich. Ich lehnte meinen Kopf an seiner Schulter an und atmete seinen Duft tief ein, spürte seine Nähe und hörte seinen Worten zu. Wie er über die Welt sprach und mich vorübergehend zum Siger anerkannte. Trotzdem plagte mich ein Schmerz, den ich nicht zuordnen konnte. Woher er kam war unklar. Deshalb wich ich ihm aus. Das ging so gut.
"Ich nimm Ben." Seine Augen drangen durch mich. "Ben? Der Ben? Mein Bruder?" Ich bejahte seine Fragen. So komisch wie es klang, aber er wusste sofort von was ich sprach. Er schlang seinen Arm um meine Schulter und zog mich zu sich her. Mir fiel der Atem aus. "Er ist viel zu alt für dich." Verachtend schnaufte ich auf. Er hatte gesagt ich darf entscheiden. Jetzt musste er damit auch leben. Schließlich hatte ich auch irgendwo ein Leben ohne diesen Idioten. "Es ist doch nur ein Kuss." Erschüttert schüttelte er seinen Kopf. "Es ist dein erster Kuss und er sollte etwas besonderes sein." Carlo war keiner dieser Menschen, der für Romantik lebte, er war kein Romantiker und hasste Traditionen, dennoch meinte er so etwas sollte unvergesslichen sein. Deshalb hatte er mir vorgeschlagen einen guten Freund zu küssen. Einfach um die Person mit nichts schlechten zu verbinden, wenn es doch nicht mit der ersten großen Liebe klappte. Seine Gang sei für die Ewigkeit und deshalb sollte ich mir einen seiner Kumpels aussuchen und ihn küssen. Irgendwann hatte ich seiner Idee zugestimmt. Möglicherweise hatte er sogar recht. "Wenn sollte ich sonst küssen?", fragte ich und zog provozierend eine Augenbraue hoch. Er rückte mir näher und verringerte den Abstand zwischen uns. Der Wind pfiff und ließ mein Haar nach vorne wehen. Carlo wischte sie aus meinem Gesicht. "Küss mich", forderte er mich auf.
Der Tag war schön gewesen, wir hatten unsern Spaß und er hatte endlich zugesagt zu meinem Geburtstag zu kommen. Sollte er so enden?
Meine Augen streiften seine Lippen, wanderten dann aber zu seinen Augen. Seine Hände hielten mich an der Taille fest.
Damals wusste ich noch gar nichts von ihm. Es war vor dem Vorfall im Krankenhaus gewesen, vor dem Gespräch mit Luciana und der Erkenntnis, dass ich mich in diesen Jungen verliebt hatte.
Dieser Kuss war rein freundschaftlich.
Erneut driftete mein Blick zu seinen Lippen ab.
Dann war meine Entscheidung für mich getroffen worden. Mit der einen Hand drückte er mich auf den Boden, drückte seine Lippen auf meine und lächelte in den Kuss hinein. Es war mein erster Kuss. Er war es.
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Der Maskenball (Cro Ff)
Lãng mạn"Wenn du aufhören würdest daran zu denken, würde es nicht mehr so schmerzen." "Das geht aber nicht. Ich kann nicht." . Ich hielt an der Vergangenheit fest, weil ich Angst vor der Zukunft hatte und die Mas...