>>Darf ich dich fragen, was für einen Blog du gelesen hast und warum du damit aufgehört hast?<< Tippte ich die Fragen ins Display ein und schickte sie ab. Ich musste einfach wissen, ob es meiner war. So oft hatte sie davon geredet, ihn angepriesen und kein einziges Mal hatte ich nach dem Namen gefragt. Ich wollte ihn nicht wissen, weil ich Angst hatte. Angst vor einer Antwort, die mir nicht gefallen hätte. Ich wollte nicht den Namen von meinem hören. Aus dem Grund, weil sie nichts davon wusste. >>Klar darfst du fragen. Aber ob du auch Antworten bekommst. Auf einmal hast du also Interesse daran? Interessant. Wieso denn ausgerechnet jetzt?<< Zwar sah ich sie nicht, doch konnte ich ihre Schadenfreude bis hier her hören. Jetzt hatte sie mich in der Hand. >>Du hast doch gesagt er hat dir geholfen oder?<< Wenig später ihre Antwort. >>Nein, er hat mehr als das mit mir gemacht. Er hat mich neu erfunden. Dieser Blog und sein Verfasser haben mich zu demjenigen gemacht der ich heute bin. Ohne ihn wäre ich nicht ich. Aber warum interessiert es dich jetzt so plötzlich?<< Ich legte mein Handy auf meinen Bauch und sah nach oben. Das Mondlicht strahlte auf mich herab und ließ mich scheinbar leuchten. Es interessierte mich nicht was er aus ihr gemacht hatte. Das einzige was ich wollte, war den Namen des Blogs erfahren. >>Für Johanna, sie braucht auch soetwas. Kannst du mir den Namen bitte sagen?<< Ich war so ein elendiger Lügner. Aber ich konnte ihr die Wahrheit nicht sagen. Was hätte sie gesagt, wenn sie erfahren hätte, dass ich seit Jahren einen Blog schrieb und es ihr verheimlicht hatte? Das hätte sie mir nicht verziehen. Vor allem wenn sie ihn gelesen hätte und ich einfach so aufgegeben hatte. Besser gesagt ich hatte damit abgeschlossen. >>Der Maskenball, aber wunder dich nicht wegen dem Namen, weil er Deutsch ist. Der Autor verfasste nämlich alles zuerst auf Deutsch. Der Name hatte er zum Anfang seiner Karriere, dann fing er an Englisch zu schreiben und jetzt schreibt er gar nicht mehr. Aber die Beiträge kannst du ihr trotzdem zeigen. Alle bis auf den letzen. << Ich kniff meine Augen zusammen. Nein. Das war unmöglich. >>Bist du sicher, das er so heißt?<< >>Ja.<< Es war seltsam diese Tatsache so klar vor sich zu haben.
Ich legte mein Handy auf den Nachtisch neben mir, blickte zu Johanna, die ruhig auf der anderen Bettseite schlief und hörte zu wie sie leise schnarchte. Der Ton ihres Atems beruhigte mich, dennoch nicht genug um meine Augen schließen zu können und ebenfalls ein wenig zu schlafen. Sie hatte meinen Block gelesen. Meinen. Und ich hatte es nie bemerkt. War ich den so blind? Langsam setzte ich mich auf und fuhr mir durch die Haare, bevor ich meine Beine auf den Boden stellte und aufstand. Ich würde nicht mehr schlafen können. Nicht nach dieser Erkenntnis. Leise ging ich über den Holzboden, hin zu meinem Schreibtisch und nahm den Laptop in meine Hände. Kurz blickte ich noch zurück bevor ich aus dem Zimmer verschwand, die Türe schloss und das Licht im Wohnzimmerbereich anknipste. Die Helligkeit blendete mich, sodass ich meine Augen im ersten Moment zusammenkniff, doch es dauerte nicht lange, da hatten sich meine Augen schon daran gewöhnt. Meine Beine trugen mich wie von selbst zu dem Couchtisch auf den ich den Laptop abstellte, ihn aufklappte und die alt bekannte Adresse eingab. Es war nie etwas gewesen was ich immer machen wollte oder was mich motiviert hatte weiter zu machen, eigentlich lies ich mir die Kommentare nie durch. Diese Nacht war aber anders als die anderen. Ich wollte wissen was sie von mir hielten. Ob sie mich vermissten. Ich loggte mich ein, ging zu meinem letzten Beitrag und scrollte bis zu den Kommentaren hinunter.Danke Maskenmädchen, für alles. Dein Block hat so viele Menschen motiviert, auch mich. Er hat mir wirklich geholfen.
Du hast mir Kraft geschenkt, ohne dich hätte ich schon vor drei Jahren aufgegeben. Ich weiß das du nie aufgeben würdest , aber ich denke auch du bist genau diejenige die du uns gezeigt hast. Du machst gerade nur einen Schlussstrich bevor es dich übernimmt. So wie du es uns immer geraten hast.
Ich dachte du bist stark. Ich dachte du willst Menschen helfen. Warum sagst du uns das du nicht bist die du uns gezeigt hast? Hast du uns alle nur angelogen? Ich bin enttäuscht.
Flashback
Unsere Rücken lagen aneinander, während wir gedankenverloren gerade aus sahen. Wir saßen am Boden vor der Tür und sprachen nicht. Carlo schlief und bemerkte nicht was für Sorgen wir uns machten. Es war auch besser so. Seit ich aus seinem Zimmer gekommen war, saß mir die Nachricht von seiner Krankheit im Rücken. Ich hatte mich einfach auf dem Boden nieder gelassen und Ben hatte sich zu mir gesetzt. Zuerst hatte er mich umarmt, dann angesehen und bemerkt wie unwohl mir das wahr. Anschließend saßen wir nur so da. "Er hat es dir gesagt oder?", fragte Ben und lehnte seinen Kopf an die kahle Wand an. Ich nickte. Die Worte waren in seinem Zimmer geblieben. Er war krank, trug eine Maske und hatte mich belogen. Trotzdem war er immer noch der gleiche. Er war derjenige, der mir die Welt erklärt hatte. "Es tut mir leid, dass du es so erfahren musstest." Ich zuckte mit den Schultern. Es war möglicherweise sogar der Beste Weg dafür. Ich brauchte diesen Schock vielleicht um es wahrnehmen zu können. "Er wollte eigentlich nicht noch einmal kämpfen, aber irgendetwas hat ihn doch dazu bewegt. Dafür möchte ich dir danken." Ich schüttelte meinen Kopf. Er hatte sich dafür entschieden, diese Entscheidung hatte er selbst gefällt. Ich war lediglich die die den Krankenwagen gerufen hatte, als er auf den Boden gelegen hatte. "Keine falsche Bescheidenheit. Wir wissen alle warum er das tut." Alle bis auf mich. Schon wieder war ich diejenige die nichts wusste. Nur weil ich erst später dazu gekommen war. "Kannst du mir das hier wenigstens jetzt erklären?", fragte ich. Er lachte in die Stille. Er hatte ein schönes Lachen. Es hatte etwas von Freiheit und Unbekümmertheit an sich. So wollte ich auch wieder einmal lachen. Seit dem Zwischenfall war aber nichts mehr passiert worüber ich auch nur hätte schmunzeln können. "Alaska ich bin enttäuscht. Reim dir das doch mal zusammen. Setzt das Puzzel zusammen." Zentimeter rutschte ich von ihm weg. Er lehnte sich jedoch einfach noch weiter zurück. Ich verdrehte die Augen und seufzte laut auf. Nicht nur weil sein ganzes Gewicht auf mir lastete, sondern weil ich die schlechteste Puzzlerin des Planeten war. "Ich kann nicht reimen und auch nicht Puzzeln." Sein Lachen ertönte nun noch lauter. "Dann solltest du das lernen." Ich nickte. Das sollte ich. "Hat er dir eigentlich von den Maskenmenschen erzählt?" Ich bemerkte wie sich sein Kopf immer wieder von mir entfernte. Also nickte er. "Hat er dir gesagt wie man ihnen helfen kann?" "Das ist ganz leicht. Man muss nur mit Ihnen reden. Einfacher geht es ja überhaupt nicht. Man muss nur zuhören können und Mitgefühl zeigen. Zeigen das der Mensch dir gegenüber perfekt ist wie er es nun eben ist. Dann nehmen sie ihre Maske ab. So leicht ist das."Flashback Ende.
Er hatte diese Wort so leichtfertig gesagt. Als wäre es die leichteste Aufgabe der Welt. Bis heute bewundere ich ihn dafür. Denn er hatte es nicht nur gesagt wie so viele andere Menschen, nein er hatte es auch getan. Das was ich jedoch damals nicht wusste, war das er wirklich der einzige von uns allen gewesen war, der keine Maske getragen hatte. Wir waren eine große Gruppe. Sehr viele Jungs und später sogar mit einigen Mädchen. Doch er war der einzige der keine Maske trug. Erschreckend in dieser Hinsicht. Klar hatte er Geheimnisse wie wahrscheinlich jeder Mensch auf dem Planeten, aber diese versteckte er nicht unter einer Maske. Er gab zu wenn er etwas verschwieg. Er lügte nicht und zeigte seine Emotionen. Ben war anders. "Schlafen ist was, was du wohl nicht kannst", murmelte Johanna Lächeln und setzte sich neben mich hin. Ihren Kopf lehnte sie an meiner Schulter an. Das sie kommen würde, hatte ich mir gedacht. Ihre Schritte waren nicht zu überhören gewesen. Ich nickte und schlug den Laptop zu, wobei ein dumpfer Ton entstand. "Ist bei dir doch auch kein Talent. Zumindest sitzt du jetzt auch wach hier neben mir", argumentierte ich. "Ich wollte nur sehen, ob du wieder gegangen bist oder noch hier." "Ich werde nicht noch einmal gehen. Wir wollen doch deine Maske ablegen." "Weißt du, ich bin echt froh dich getroffen zu haben. Du gibst mir ein tolles Gefühl. Möglicherweise schaffe ich es wirklich mit dir mich zu öffnen."
![](https://img.wattpad.com/cover/82735452-288-k523227.jpg)
DU LIEST GERADE
Der Maskenball (Cro Ff)
Romance"Wenn du aufhören würdest daran zu denken, würde es nicht mehr so schmerzen." "Das geht aber nicht. Ich kann nicht." . Ich hielt an der Vergangenheit fest, weil ich Angst vor der Zukunft hatte und die Mas...