Meine Füße hingen am Rand der Brücke hinunter auf der ich saß und gedankenverloren nach unten blickte. Hier war er hinunter gesprungen, hier hatte er sich gegen das Leben, gegen mich gestellt. Hier wollte selbst ich einmal springen und genau hier tat ich es dann doch nicht. Weil ich es nicht konnte.
Es war der Ort, an dem ich mich lange Zeit erwünscht gefühlt hatte und es plötzlich nicht mehr war.
Er bedeutete mir so viel und doch hätte ich hier nie wieder her kommen sollen. Aber an diesem Tag war es der Ort geworden an dem ich seid Stunden das Lied vom Radio gehört hatte, bis mein Akku aufgegeben hatte. Es war das Lied, welches ich zuerst bei Leo im Auto gehört hatte und später bei Lucca. Das eine Lied welches Carlo gesungen und einst für mich geschrieben hatte. Es lief nun im Radio. Luc hatte es eingeschickt und nun lief es anscheinend nur für mich fast jeden Tag. Der Unbekannte Künstler hatte einen Hit geschrieben. Würde es aber nie erfahren. Es war nur dafür, dass er mir in Erinnerung blieb, er wollte nicht vergessen werden. Und das würde er auch nicht. Selbst ohne dieses Lied, war er für immer ein Teil von mir.
Zwei Hände packten mich an der Hüfte und zogen mich zurück, sodass mein Blick vom Wasser abweichte. Von dem Wasser welches zehn Meter von mir entfernt war und nur zwanzig Zentimeter hoch. Er zog mich nach hinten, sodass ich reflexartig nach vorne blickte, jedoch niemand sah. "Du wirst noch fallen", murmelte seine Stimme besorgt in mein Ohr worauf ich zu grinsen begann. "Warum bist du hier?", fragte ich leise und sah über meine Schulter in seine braunen Augen zurück. Ich sah etwas unbegreifliches in Ihnen, das machte ihn Geheimnisvoll, sodass ich ihn nicht wegschicken konnte. Irgendwie hatte ich aber, als ich seine Augen sah zugeben müssen, dass ich darauf gehofft hatte, das er kommen würde.
Seine Hände entfernte er zaghaft von meiner Taille und setzte sich neben mich hin. Der Wind fuhr mir durchs Haar und ließ mich die Freiheit fühlen, doch trotzdem betrachtete ich weiterhin den unschlüssigen Ben lächelnd. "Weil ich...,du bist..., naja, nach deiner Rede gestern warst du nicht mehr da und ich wollte noch mit dir reden." Die Ehrlichkeit in diesen Worten ließ mich schmunzeln und doch war heute an Carlos Todestag nicht der richtige Tag um über uns zu diskutieren. Heute war ein Tag des Schweigens nicht des Redens. Zumindest die letzten zwei Jahre lang. Heute schien alles anders zu sein. Es war alles besser. Irgendwie. "Ich war gestern bei Carlos Grab", schoss es aus mir heraus. Etwas was ich jedes Jahr tat kam mir plötzlich viel bedeutender vor, denn ich hatte mit ihm abgeschlossen, ich konnte endlich vor ihm stehen ohne in Tränen auszubrechen. Ich war bereit weiterzuleben. Endlich hatte ich seine Hand losgelassen. "Danach habe ich einige Anrufe bekommen von meiner ganzen Familie. Sie hatten es alle mitbekommen was passiert war und waren fasziniert, dass ich diese Person war. Es hätte ja keiner auch nur einen Verdacht, schließlich saß die Maske perfekt." Ben betrachtete mich grinsend von der Seite aus, während ich weiter sprach. Vielleicht hatte er ernsthaftes Interesse an meinen Worten, oder er tat nur meinetwegen so, als würden ihn meine Worte interessieren. Weil er eben ein guter Freund war. "Man hat mir einen Job angeboten, die Person am Telefon meinte ich hätte Potenzial für mehr. Sie und die Leute die sie hinter sich hat wollen mich unterstützten, dass ich ein Buch schreiben kann. Ben, ich bin endlich angekommen." Staunend sah er mich an, sein Mund stand dabei offen und dann obwohl er so baff schien, hatte er doch noch eine Frage an mich. Eine Frage die er mir stellen musste, die eine Frage die ich von ihm hören wollte und er stellte sie tatsächlich. Dafür war ich ihm so unendlich dankbar, denn alleine hätte ich ihm die Antwort darauf nicht gesagt. Nicht in hundert von Jahren. "Und warum sitzt du noch hier?" Ich sah dem Fluss entlang. Sah wie er schien unendlich zu sein. "Ich denke über die Vergangenheit nach, über all meine Erlebnisse, über die bessere Zeit." Unsere Augen trafen sich wieder. "Über dich." Weil ich in seinen funkelnden Augen meine Zukunft sah und ich nahm seine Hand in meine, weil ich bereit für neues war.Menschen ändern sich.
Gefühle verschwinden.
Freunde verlassen dich.
Freunde werden Feinde.
Die Liebe betrügt dich.
Die Liebe wird dir Fremd.
Aber das Leben geht weiter.
Mit neuen Freunden und einer
neuen Liebe, irgendwann.Ende

DU LIEST GERADE
Der Maskenball (Cro Ff)
Roman d'amour"Wenn du aufhören würdest daran zu denken, würde es nicht mehr so schmerzen." "Das geht aber nicht. Ich kann nicht." . Ich hielt an der Vergangenheit fest, weil ich Angst vor der Zukunft hatte und die Mas...