"Er ist nur eine Notlösung", beteuerte ich ein weiteres Mal, während ich neben Stella durch den Garten neben der Bühne herlief. Damals als ich angefangen hatte zu fallen, hatte sie mir dadurch den Aufprall erleichtert. Ich war gestürzt, jedoch hat sie mich aufgefangen. Nur mit Wörtern und einem Ort. Es war unglaublich. An so etwas hatte ich nie gedacht. Aber sie hatte es getan. Blätter flogen auf den Boden, als sie mich gefangen hatte ,von den Bäumen. Es war wunderschön. Nun aber war Sommer und kein Blatt flog zu Boden. Hier waren nun mehr nur noch grüne Blätter und einzelne Blumen. Ich seufzte auf und blickte auf den grauen Boden. Den Herbst mochte ich generell lieber als die anderen Jahreszeiten. Er war so farbenfroh, ebenfalls düster und dann war er doch so lebendig. Die Farben der Blätter waren so unglaublich schön. Gott, der Herbst war so eine schöne Jahreszeit. Allerdings war nicht Herbst, sondern immer noch Sommer. "Wie meinst du das?" "Naja, egal was das zwischen uns ist. Es wird nicht von Dauer sein. Wir versuchen beide doch nur irgendwie abzuschließen. Stella, es stimmt, dass ich ein tolles Gefühl neben ihm habe, aber doch auch nur weil ich dann nicht an IHN denke. Er ist eine Notlösung, damit ich vergessen kann." "Du meist Carlo?" Schweigend nickte ich. Wie konnte sie nur so schnell mit ihm abschließen? Wie konnte sie seinen Namen so leichtfertig über ihre Lippen bringen, während mir dazu die Luft fehlte? Sie und Carlo waren früher Freunde gewesen. Sie war oft zu Besuch bei uns gewesen. Stella mochte ihn. Warum konnte sie seinen Tot nur so gut verkraften? Erneut seufzte ich auf. Verstehen tat ich es nicht. Nichts von dem was passierte nicht auch nur ein wenig. Ben war sein Bruder, er war mit ihm verwand aber warum tat es mir dann nur so sehr weh, dass ich nicht ruhig schlafen konnte?Was machte ich falsch? Ich dachte ich wäre auf dem besten Weg. Möglicherweise aber war ich nicht einmal beim Anfang angekommen. Es ging mir nicht besser, als kurz nachdem er gesprungen war. Immer noch hätte ich zusammen brechen können, direkt vor ihren Augen und es hätte mir nicht einmal etwas ausgemacht. Wahrscheinlich wäre es mir dann sogar besser gegangen. "Das ist doch keine Lösung. Du kannst ihn doch nicht einfach so ersetzen." Ihre Stimme klang außer sich. Sie war entsetzt. Vielleicht tat ihr das alles wirklich noch ein wenig weh. Mehr als ich es für möglich gehalten hätte nach ihrem Verhalten vorhin. "Du vermisst ihn doch auch. Was machst du dagegen?" Sie schluckte und ich sah wie sie mit den Worten kämpfte. Alles in mir wollte schreien, ich wollte weinen, mich um ihren Hals werfen und dann ein Schn... "Ich lebe weiter, denke an die schöne Zeit mit ihm zurück und verdränge das Gefühl der Traurigkeit. Das geht glaub mir. Du kannst ihn doch nicht ersetzen. Laska, er war dein Mann." Mein Mann, er war mein Mann, nein, er war die Liebe meines Lebens, er war der Sinn meines Lebens, er hat mich glücklich gemacht, er selbst war mein Leben. "Ich schaff das schon." Meine Stimme wurde immer leiser, bis sie ganz verschwand. Wie konnte ich mich nur selbst so anlügen? Ich schaff das schon. Dieser Satz war ein Hilferuf. Er war der Schrei nach Hilfe, den ich nicht über meine Lippen brachte. "Merkst du nicht wie deine Stimme bei diesem Satz immer wieder abbricht? Bleib bei uns, wir werden dir beistehen. Ich und Ben." Ich dachte an Bens Gesicht, an sein Lachen, seine Trauer und ich dachte daran, dass ich es nie wieder sehen wollte, denn ich erinnerte mich. Ben war niemand besonderes für mich, er war einfach nur Ben. Der Ben, der einst mein bester Freund gewesen war. Der Ben, der mich dazu gebracht hatte, zu gehen und plötzlich dachte ich daran was er mir angetan hatte. Wie konnte ich das nur vergessen?. "Ich will ihn nicht mehr sehen. Ich wollte ihn erst gar nicht sehen. Ich will nicht länger wie nötig in Stuttgart bleiben. Es war ein Fehler zu kommen. Du weißt doch selbst was er getan hat." Beim letzten Wort drehte ich mich um und wollte gehen, zu Johanna und später ins Auto. Doch ihre Stimme hielt mich auf. Ihre Worte und sie verteidigte ihn. Wie konnte sie nur? "ER wollte Carlo nur helfen. Er hat es getan, damit Carlo sich nicht mehr quälen musste. Carlo wollte das alles nicht mehr. Hast du nie bemerkt wie traurig er war? Ben wollte ihm nur helfen. Wir wussten doch alle, dass du damit nie einverstanden gewesen wärst. Alaska, Carlo wollte es so. Er hat sich gegen das Leben entschieden, nicht Ben." Über meine Wangen rannten einzelne Tränen. Meine Hände zitterten. "Du wusstest auch davon?" Sie nickte und ich sackte auf den Boden zusammen. Sie hatten ihm alle geholfen. Er hat sich umgebracht mir mein Leben damit zerstört und was hatte Stella getan? Sie und Ben hatten ihn dazu ermutigt zu springen. Er hätte es doch geschafft. Er war Carlo Waibel. Kein Mensch der aufgab, wie konnten sie nur so verdammt egoistisch sein und mich nicht einweihen? Er hatte mir mein Herz gebrochen und sie wussten beide wieso. Ich war seine Frau. Ich war diejenige, die er liebte. Verdammt, warum konnte er mir so etwas nicht anvertrauen? Mein ganzer Körper zitterte, mir war so kalt und ich konnte nicht aufhören zu weinen. Ich spürte eine Hand an meiner und sah vor mich in sein braun. "Sag mir wieso", flüsterte ich ihm zu. "Es tut mir leid. So unendlich leid, aber ich kann dir das nicht erklären. Es tut mir leid, aber du musst meine Hand los lassen." Ich kniff meine Augen zusammen. Dann öffnete ich sie wieder und er war fort. Genau wie auf dem Autodach. Wieso kam er genau jetzt wieder? Ich lehnte mich nach vorne und stützte mich mit den Händen ab. Immer wenn ich ein weiteres Buch geschrieben hatte, meinte er ich würde nur von der Realität fliehen wollen. Er meinte ich würde nicht leben. Carlo hatte recht. Aber er lebte doch schon lange vor mir nicht mehr. All die Wut, den Kummer und das Leid schrie ich in die Luft. Ich schrie und doch ähnelte es eher einem leisem Krächzen. Damit kam ich nicht klar. So viele Fehler hatte ich getan. So viele unglaublich viele Fehler und rückgängig konnte man sie nicht machen. Deshalb schrie ich in die Luft, um sie zu verdrängen. Das schaffte ich dennoch nicht. Das tat ich nie. Langsam schloss ich meine Augen und beruhigte mich langsam wieder, wurde still.
Ich spürte wie mich zwei Arme hoch hoben, sah die Person jedoch nicht. Ich wollte meine Augen nicht öffnen. Vor allem weil ich seinen Geruch so gut kannte. "Lass mich los", befahl ich ihm, schlang meine Arme jedoch um seinen Hals und vergrub meinen Kopf in seiner Halsbeuge. Immer wieder fuhr ich ihm durch sein Haar. "Warum denn?" Ich presste meine Lippen aufeinander und bemerkte wie er anfing zu gehen. Er trug mich weg von dem Wald und wollte mich ebenfalls auffangen. Aber durch ihn fiel ich noch tiefer. "Kapier es bitte", flehte ich ihn an und unterdrückte ihn noch näher an mich zu ziehen. Wie konnte mein Verstand etwas anderes wollen als mein restlicher Körper? Ich konnte ihn doch nicht mit dem Gehirn hassen und sonst mögen. Ich sagte Sachen, welche nicht mit meinen Bewegungen zusammenpassten. "Unsere Freundschaft." Ich schluckte und drückte ihn von mir weg, sah ihm in die Augen. "Sie wird nichts mehr." Langsam ließ er mich auf den Boden zurück. "Aber Laska", meinte er außer sich und sah mich verwundert an. Dieser Blick war ich so gewohnt. Oft verstand er meine Worte nicht. Meine verrückten Zukunftspläne, jedoch Diesesmal so war ich mir sicher, hatte ich mich verständlich ausgedrückt. "Du hast mich zu sehr verletzt." "Und jetzt wirst du wieder gehen? Damit du noch weiter fällst? Laska, das lass ich nicht zu. Wenn nicht für mich, dann bleib wegen Johanna hier. Sie braucht uns." Er hatte recht. "Dann hilf ihr. Ich muss hier weg. Hier ist zu viel Carlo." Er schnaufte auf. Nicht böse, eher verzweifelt. "Und in eurer alten Wohnung nicht?" Nein, ja wie sollte ich so etwas wissen? Es war mein Zuhause und weil mich sowieso alles an ihn erinnerte, wusste ich nicht ob Seine Aussage stimmte, oder ob es meine tat. "Es ist deine Schuld, dass ich nicht mehr zu dir will. Es ist deine Schuld", klagte ich, schlug mit meiner Hand auf seine Brust und sah auf den Boden. "Du meinst weil ich weiß wo du wohnst und trotzdem nicht zu dir gekommen bin? Oder wieso?" Sie waren so braun wie Carlos. Seine Augen die auf meine trafen
"Weil du die ganze Zeit mit mir spielst. Ben, lass mich. Diese Freundschaft ist vorbei. Ich geh nach Hause."
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Der Maskenball (Cro Ff)
Romance"Wenn du aufhören würdest daran zu denken, würde es nicht mehr so schmerzen." "Das geht aber nicht. Ich kann nicht." . Ich hielt an der Vergangenheit fest, weil ich Angst vor der Zukunft hatte und die Mas...