[46] und nicht

37 3 0
                                        

Die anderen waren schon vorgefahren, während ich und Lucca immer noch in seinem Wagen saßen. Die Musik dröhnte durch ihn und er hielt meine Hand fest. "Sie warten alle auf dich", meinte er und drückte meine Hand für einen Moment fester. Sie warteten auf mich. Auf das Maskenmädchen, welches ihr Kommen bestätigt hatte. Ich hatte den Verfasser des Berichtes mit einer SMS kontaktiert. Natürlich hätte sich jeder als mich ausgeben können, aber wer wollte das schon? Wer wollte denn schon eine Last auf sich laden, wenn er sonst keine hatte? Auf dieser Bühne würde ich alleine stehen, ohne meine Freunde, ohne irgendjemand. Auf dieser Bühne würde es nur mich geben und meine Worte. Er startete sein altes Auto und dann fuhren wir los. Meine Hand ließ er dabei nur selten los. Immer wieder nahm er sie, um mir somit zu zeigen, das nichts schlimmes passieren könnte. Ich hatte die Maske in meinem Gesicht. Niemand wusste wer ich wirklich war, denn sie war echt. "Lucca, ich werde nach dieser Rede wieder nachhause fahren." Kurz packte mich ein unglaublich schlechtes Gefühl. Doch Lucca schaffte es wie immer mich aufzuheitern. "Und wenn, wir bleiben in Kontakt." Ein Lächeln zog sich über mein Gesicht. "Gott, Luc ich lieb dich." Nun lächelte auch er, meinte dabei aber, dass ich lieber jemanden lieben sollte, der das selbe für mich empfand. Dabei meinte er Ben. Oder er wollte, dass ich meinte er würde meinen das er Ben meinte. Kurze Zeit war ich über meine eigene Schlussfolgerung verwirrt. Was wollte ich damit bezwecken? Es war einfach nur albern. So etwas tat ich erst wieder seitdem ich hier her gekommen war und dann kam ein Lied welches mich aus meinen Gedanken riss.

Das Auto blieb vor einem riesigen Gebäude stehen. Langsam öffnete mir ein Security Mann die Türe und gleichzeitig hörte ich das klicken von Kameras. Ich sah mich um. Ich war die einzige, die in diesem Moment den Roten Teppich entlang ging, war das also alles für mich? Machten sie denn nur von mir Fotos? Erstaunt blieb ich kurz stehen, bis mich Lucca sich nach zog. Die anderen wären alle schon im Raum. Alle andere Prominente, sie warteten alle auf mich, auf meine Rede. Mein Atem stockte. Auf mich hatten noch nie so viele Menschen gewartet. Ich wurde noch nie so empfangen. Möglicherweise hatte ich mit meinen Wörtern doch mehr bewirkt, als ich gedacht hatte. Dennoch es waren nur Worte, jetzt folgten Taten.
Ich trat durch die großen Türe und sah mich um. Diese vielen Menschen waren nicht alle für mich gekommen, aber dennoch waren einige wegen mir hier. Oder besser gesagt wegen dem Mädchen mit der Maske in ihrem Gesicht.

"Es freut mich Ihre Bekanntschaft zu machen", meinte der Bürgermeister und reichte mir die Hand. Ich sah ihm in die Augen. Ich kannte ihn. Wir hatten sogar einmal zusammen gefrühstückt. Mein Vater, Meine Mutter, meine Schwester, Carlo und ich. Wir waren einmal befreundet gewesen oder zumindest waren meine Eltern mit ihm befreundet gewesen. In diesem Moment in dem er mich ansah fragte ich mich, ob er mich noch erkannte. Doch es schien nicht so zu sein. Er hatte mich vergessen und trotzdem war er froh, dass ich seine Einladung angenommen hatte. Denn schließlich war ich jetzt das Maskenmädchen, irgendwie berühmt. Übel nahm ich es ihm nicht, er konnte mein Gesicht ja nicht sehen, das einzige was er sah waren meine Haare, meine Augen und ein Teil meines Mundes. "Ebenfalls", gab ich kleinlaut von mir und hörte seinen Worten zu. Lucca hatte inzwischen meine Hand losgelassen und war zu den anderen verschwunden. Da musste ich nun wirklich alleine durch und diese Tatsache war beängstigend. Ich folgte dem Bürgermeister auf die Bühne und sah über die vielen Köpfe hinweg. Der Ansprache hörte ich nur bedingt zu. Die Nervosität war zu stark um einen klaren Gedanken zu fassen. Das einzige was ich mitbekam war mein Name und wie er vom Mikro wegtrat. Nun war ich an der Reihe. Ich musste abschließen. Viele Augenpaare waren auf mich gerichtet. Einige und dann sah ich zwischen ihnen dann doch nur das eine Augenpaar, welches mir Mut und Kraft gab. Ich nahm das Mikro in die Hand und fing an zu erzählen. Die ganze Wahrheit. Warum ich damit angefangen hatte und warum ich alles beendet hatte.

"Hallo", meine Stimme hallte im Raum nach. Es war erschreckend wie leise die anderen geworden waren. So erschreckend weil sie es wegen mir waren "Ich bin es das Maskenmädchen, das Mädchen das drei Jahre lang einen Blog geführt hatte, der gar nicht so schlecht ankam. Das Mädchen, bei dem man dachte es sei nun Tot. Aber sieht mich an, ich lebe noch und ich schließe ab. Man hat mir versichert, dass ich euch hier alles erklären kann, dass ich meinen Lesern zeigen kann, dass ich diesen Blog nicht nur zum Spaß gemacht hatte und nun bin ich hier, um euch alles zu erklären. Möglicherweise interessiert es niemand, wie es am Anfang war, aber trotzdem möchte ich es euch sagen. Am Anfang war ich selbstsüchtig, dachte darüber nach mich umzubringen. Ich wollte nicht mehr leben. Nicht ohne die Liebe meines Lebens, die sich umgebracht hatte, nachdem er sterbenskrank war und keine Hoffnung mehr sah. Das hatte ich dann auch niedergeschrieben um meinen Kummer loszuwerden. Dabei dachte ich an niemanden, sondern nur an mich. Ich wollte das gleiche wie er tun. Ich wollte ihm alles nachmachen. Mein zweiter Bericht handelte davon, aber das wäre der falsche Weg gewesen. Ich hätte niemand an meinen Gedanken teil haben lassen sollen. Denn so kamen sie vielleicht auf die gleiche Schlussfolgerung wie ich und diese war falsch. Das hatte ich eigesehen. Man sollte nicht aufgeben. Deshalb habe ich diesen Blog weitergeführt um Menschen zu helfen, weil er es auch so gemacht hätte. Er wollte immer allen helfen. Er konnte das auch so gut. Doch irgendwann verließ mich die Kraft nur an die anderen zu denken und ich wusste ich musste damit aufhören. Denn dieser Blog ist ein Teil meiner Vergangenheit, er erinnert mich an Sachen, die ich lieber vergessen würde, mit denen ich hätte schon viel zu lange abschließen sollen. Aber ich konnte nicht, denn dieser Blog hinderte mich daran. Er und der Maskenjunge, den ich nicht vergessen wollte. Ich bin für die Leute in meinem Umfeld da, weil ich weiß wie es ist niemanden zu haben. Denn nachdem er gegangen war, fühlte ich mich lange Zeit alleine. Aber ich weiß auch, dass man kein neues Kapitel in seinem Leben beginnen kann, wenn man immer wieder das alte ließt und trotzdem werde ich seinen Namen nie vergessen. Also habe ich diesen Blog geschlossen. Damit ich anfangen kann in der Gegenwart zu leben. Es war das beste für mich, aber das Menschen mir es nach machen würden und aufgeben wollten, daran hätte ich nicht gedacht. Bis ich ein Mädchen getroffen habe, dass meinen Blog las und mir sagte sie würde es ihrem Vorbild nachmachen und springen. Jedoch habe ich nicht aufgeben sondern war dabei abzuschließen. Ich wollte immer das es zwischen mir und dem Maskenjungen ewig so blieb, aber so läuft das Leben nun nicht. Dinge verändern sich und man sollte lernen damit umgehen zu können. Und manchmal ist es das beste was man tun kann neu anzufangen. Ich bin wieder ganz am Anfang. Ich habe keinen Job mehr und wohne bald wieder ohne meine beste Freundin in der kleinen Stadt, in der ich mal glücklich gewesen war. Das hier ist mein Neuanfang, ich schließe mit der Vergangenheit ab und lerne mich selbst wieder zu lieben. So viele Leute behaupten, dass es nicht geht, aber wenn sie das sagen sollte man sich umdrehen und sie auffordern zuzusehen wie man es selbst schafft. Dazu muss man aber wohl oder übel die Maske abnehmen und sein wahres Gesicht zeigen. Denn alleine schafft man es in dieser Welt nicht. Man braucht Hilfe und Freunde. Die Maske muss fallen, damit man glücklich sein kann. Die Maske hält, sie fällt und sie bricht und schlussendlich sieht man die Peron hinter ihr. Jeder sollte seine Maske abnehmen und ich fange an." Ich sah über die Menschenmenge direkt in die Kamera, die das für die Ewigkeit schien aufzunehmen, ich sah in die Gesichter meiner Freunde und ließ die Maske fallen.

Der Maskenball (Cro Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt