Ich hoffe, man fängt ihn lebend", sagte Emma, die Augen fest auf Julian gerichtet.
„Ich hoffe, dass er auf dem Platz des Erzengels hingerichtet wird,
damit wir alle zusehen können, wie er stirbt.
Und ich hoffe, er wird einen langen, qualvollen Tod sterben."
~City of Heavenly Fire~Ich bewegte mich keinen Millimeter, denn ich hatte Angst, dass sich die Klinge gleich in meine Haut schneiden würde. Die Männer waren jetzt nur noch einige Meter entfernt und blieben fast schon unsicher stehen.
„Jonathan Christopher Morgenstern, lassen Sie sofort die Mundie los.", meinte der Typ, der eben schon gesprochen hatte. Er war um einiges älter, mit schütteren Haar, Bart und grimmigen Gesichtszügen. Sein Blick war hasserfüllt und seine Hand, in der er eine ebenfalls durchscheinende schimmernde Schwertklinge hielt, zitterte vor Wut.
Nun wusste ich also wer mein Hintermann war. Aber es war ein Name wie jeder Andere, außer vielleicht der Nachname. In meinem Kopf wirbelten die Gedanken, war ich in ein Bandenkrieg geraten? Waren es Leute aus dem Theater, die mich kurzfristig als Proband benutzten? Nein für das Letztere war die Klinge zu scharf, zu schmerzhaft an meiner Haut.
Gab es denn in London überhaupt noch Banden?
Und wenn ja, würden diese wirklich mit Schwertern kämpfen?
Oder was war das mit dem Hund gewesen?
Der konnte unmöglich real gewesen sein.„Jonathan lass das Mädchen los.", diesmal sprach ein blonder Junge. Er schien in dem gleichen Alter zu sein und sah meinen „Entführer" verblüffend ähnlich. Blond, groß, muskulös, nur nicht so blass.
Waren sie Brüder?
„Jace, hat dich Clarissa etwa schon abgeschoben?", zischte der Blonde hinter mir fast schon höhnisch. Seine Stimme ließ mich erstarren, sie war so kalt und hasserfüllt. Die Beiden kannten sich, darin hatte ich keine Zweifel.
Dieser Jace trat wütend einen Schritt nach vorne. Auch er hielt ein Schwert in seiner Hand. Es sah genauso bizarr aus, milchig weiß, als wäre es aus einem Mineralstein, dennoch leuchtete es nicht.
„Ich werde dich, für das was du getan hast, bis ans Ende der Welt jagen . Es ist mir egal, was Einige munkeln. Für dich gibt es keine Begnadigung." Die Worte, ließen mich schlucken.
Bitte, lasst mich gleich einfach aus einem Traum aufwachen. Das konnte unmöglich wahr sein. Ich wusste nicht, ob der Blonde hinter mir absichtlich, die Klinge tiefer in mein Fleisch drückte oder es unterbewusst aus seiner Wut heraus tat. Ich keuchte erschrocken, von dem Schmerz, der durch meinen Körper jagte, auf und von dem Gefühl des warmen Blutes, welches meinen Hals entlang hinunter lief.Die Männer reagierten sofort und versteiften sich zunehmend. „Lass sie los.", zischte Jace wütend. „Ja natürlich, das werde ich machen und wenn ich schon einmal dabei bin, werde ich danach freiwillig mit euch zum Rat gehen und mich hinrichten lassen.", die Stimme von Jonathan triefte nur so vor Sarkasmus und er trat ein Schritt zurück, zog mich dabei mit sich. Die Männer warfen sich einige unsichere Blicke zu.
Was würden sie nun tun? Würden sie angreifen? Wäre ich wirklich ein Hindernis? Was hatten sie nochmal gesagt, Mundie? Das klang mindestens nicht wirklich nach etwas Besonderen.
Der Bärtige sagte zögernd: „Lass sie frei und wir werden dich nicht angreifen." Jace Blick flackerte verwundert zu dem Mann und dann wieder zu uns, doch er nickte grimmig.
Ich hoffte innerlich auch, dass er mich gehen lassen würde. Zurück „in meine Welt", jedoch schienen mir meine Gegenüber ebenfalls sehr suspekt. Wer wusste schon was diese Männer mit mir danach tun würden.
Und so kam es, dass sich mein Körper fast von selbst weiter zu der Brust des Hellblonden bewegte.
Kurz herrschte Stille, niemand hatte meine Bewegung bemerkt, oder?„Ja lass sie einfach gehen und verschwinde. Wir haben dich einmal gefunden. Wir werden dich eh bald wieder sehen.", grinste Jace übermütig und streichelte mit der linken Hand abwesend über die Klinge seines Schwertes. Auch er hatte, wie die Anderen überall an den Händen und am Hals diese Runenmale.
„Die Höllenhunde?", zischte er verächtlich. „Sehr clever, sie haben lieber Irdische angegriffen, als mich. Aber ich denke..." Er machte eine stilistische Pause und ließ die Klinge langsam sinken.
Es war ein Dolch gewesen, eigentlich wäre er ganz hübsch gewesen, wenn nicht mein Blut daran kleben würde.
Bevor mir schlecht werden konnte, schaute ich eilig wieder nach oben.
Der junge Mann hielt mich immer noch mit seinem anderen Arm an sich gedrückt.
„Ich denke, so wird es mir aber mehr Spaß machen.", sagte er schließlich. Endgültig.In einer Geschwindigkeit, die ich noch nie zuvor gesehen hatte, hatte er den Dolch geworfen, welcher sich in den Oberschenkel von Jace bohrte. Dieser schrie vor Schmerz auf und sackte zu Boden. Aber mehr konnte ich auch schon nicht mehr sehen, denn der Blonde hatte mich über seine Schulter geworfen und lief mit mir davon. Hinter uns brach ein lautstarker Tumult aus, doch ich konnte nur auf die nasse Straße unter mir blicken. Sah sie in einer erschreckend schnellen Geschwindigkeit an mir vorbeiziehen und dann stand ich auch schon wieder auf dem Boden.
Allerdings nicht lange, denn der Blonde stieß mich in etwas glänzend Blaues und hielt dabei mein Oberarm umklammert. Alles passiert so schnell, ich wurde weggeschleudert aus dem Hier und Jetzt. Kühle Nässe umgab mich und bevor ich panisch nach Luft schnappen konnte, war ich irgendwo im Trockenen. Kein Regen und auch keine Schreie von diesen komischen Männern. Nur eine Hand, die noch immer meinen Oberarm festhielt und somit verhinderte, dass ich schwankend das Gleichgewicht verlor.
Und doch holte mich die Realität ein, zeigte mir, dass dies keinesfalls ein Traum sein konnte.
Denn ich bekam keine Luft mehr, mein Puls raste und ich spürte das allzu bekannte Stechen in meiner Brust, dazu die Taubheit und wie fast immer, in Extremfällen, die Übelkeit. Es brach alles gleichzeitig über mich ein und schwarze Punkte tanzten vor meinen Augen.Ich musste einige erschreckende Geräusche von mir geben, denn zwei Hände umschlossen meine Schultern und schüttelten mich leicht, fast schon sacht.
Meine Sicht verschwamm trotzdem und ich konnte nur sehr leise die Stimme hören.
„Was ist los?" Ich schüttelten den Kopf. Nichts war los.
Nur das Übliche. Nach einigen gefühlten Stunden hatte ich beruhigt. Ich lehnte gegen einer Hausfassade aus groben Backsteinen und mein „Entführer" stand mir gegenüber. Schaute mich an und dann wieder nicht. Er schien in Gedanken versunken. Seine Hände steckten in seinen Hosentaschen und seine Haare hingen ihm immer noch tropfend im Gesicht.
Wie meine... ich tastete meinen Hals ab, zuckte jedoch sofort zusammen. Es tat weh, er hatte mir tatsächlich eine Schnittwunde verpasst. Mit diesem Dolch. Der nun in dem Oberschenkel von dem anderen blonden Kerl steckte. Hatte er ihn dadurch umgebracht? Was wenn ja?Durch die Bewegung schien er aus seinen Gedanken zu erwachen und seine Augenbrauen zogen sich zusammen. Seine schwarzen Augen durchbohrten mich.
Mir wurde erst jetzt richtig bewusst, dass ich in der Klemme saß.
Und das ich absolut keinen Schimmer hatte, was da eben passiert war.
All das war völlig unrealistisch, abstrakt und verrückt.
Ich war verrückt.
Oder?
Ich musste es sein, wie sonst würde man das eben Geschehene plausibel erklären wollen.
Ich sollte zu meinem Arzt gehen, sofort.
Mit wackeligen Schritten trat ich von der Hauswand weg und ging einige Schritte nach links, die Straße hinunter.
Sie war trocken. Doch das kam nicht in meinem Kopf an.
Die blonde Junge tauchte neben mir auf und fragte kühl: „Wo willst du hin?"„Zu meinem Arzt.", murmelte ich, setzte konzentriert und langsam, wie immer, meinen Weg fort.
Er blieb stehen, scheinbar hatte ich ihn überrascht.
Warum?
Er war doch nicht echt.
Vielleicht hatte er sich jetzt auch in Luft aufgelöst.
Umso besser, ja so muss es gewesen sein.
Ich wusste es, ich habe es mir alles eingebildet.
Es gab keine „Höllenhunde" und auch keine leuchtenden Schwerter.
Nur der Schnitt...
Hatte ich mich selbst verletzt?
Wollte ich mich umbringen?
Aber womit ...
„Wir sind in Prag.", ertönte seine kühle distanzierte Stimme hinter mir.
Er hatte sich nicht in Luft aufgelöst.Diesmal war ich diejenige, die stehen blieb.
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Das zweite Gesicht
FanfictionZoey hatte sich immer als gutes Mittelmaß betrachtet. Doch seit einigen Wochen war sie nur noch diejenige mit der Krankheit. Nachdem sie an einem regnerischen Tag in London erst einen riesigen blutrünstigen Hund begegnet und dann auch noch ein blond...