Kapitel 18

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„Nicht.“, sagte Jonathan und senkte vor Schmerz die Lider. 
„Ich sehe, dass du versuchst, es zu verstehen. Du überlegst, ob mir verziehen werden kann,
so wie Luke seiner Schwester vergeben würde, wenn der Höllenkelch sie jetzt freiließe.
Aber sie war einst seine richtige Schwester. Sie war einst menschlich. Ich dagegen...“ 
Er hustete und weiteres Blut rann über seine Lippen. „Ich dagegen habe nie existiert.
Das Himmlische Feuer verbrennt alles Böse. Von mir ist nicht genügend Gutes übrig, als dass ich überleben könnte.
Was du hier vor dir siehst, ist nur der Geist des Menschen, der ich vielleicht hätte werden können, mehr aber auch nicht.“
~ City of Heavenly Fire~

Sie waren Geschwister...Gezwungen lächelte ich. Clary konnte ja nichts dafür, dass ihr Bruder mir nie etwas dergleichen erzählt hatte. Wütend funkelte ich Jonathan an, aber dieser starrte mit kühlen Blick in seinen Kaffeebecher. So als wäre das hier alles völlig uninteressant. Ich hob den Crêpes vom Boden hoch, der mittlerweile abgekühlt war, zupfte mir ein Stück, welches sauber aussah, ab und schob es mir in den Mund. 
„Seid ihr zusammen aufgewachsen?“, fragte ich und beobachtete Jonathans Gesichtszüge, sein Kiefer spannte sich merklich an. Doch noch immer spielte er den völlig Gleichgültigen. Clary warf ihm einen kurzen irritierten Blick zu, antwortete mir dann aber doch. „Nein, wir wussten nichts voneinander. Obwohl das ist so nicht ganz richtig. Nur ich wusste nichts von ihm. Meine Mum hat aber so ziemlich alles vor mir geheim gehalten. Ich wusste nicht einmal, dass sie eine Schattenjägerin war.“ 
Interessiert beugte ich mich vor, denn es interessierte mich wirklich. Ich war noch nie so nah dran gewesen mehr von Jonathan zu erfahren. „Du wusstest es nicht?“ Zur Antwort schüttelte sie ihren Kopf, sodass ihre Haare im Zopf hin und her flogen. 
„Ich dachte mein Vater wäre tot und dass ich nie einen Bruder gehabt hätte. Ich dachte ich wäre vollkommen normal, bis ich dann Jace kennenlernte.“
Jonathans Kopf hob sich abrupt und während er drohend „Clarissa.“ sagte, bohrte sich sein Blick in den Meinen. „Jace?“, echote ich und konnte meinen Blick nicht von Jonathan lösen. Der Jace, der uns verfolgte?
Das Gesicht des Blonden war eine perfekte Maske, keine Gefühlsregung, nur die alt bekannte Kälte in den schwarzen Augen. Er würde nichts preisgeben und noch schlimmer, er würde auch seine Schwester davon abhalten mir mehr zu erzählen. 
Er hatte seinen Standpunkt ohne Worte und in wenigen Sekunden klar gemacht.
„Entschuldigt mich bitte.“, murmelte ich. Ich hielt diese Spannung und diese Kälte nicht mehr aus. Es war als würde sie bis in meine Knochen kriechen. Ich verließ das Wohnzimmer und kurz darauf die Wohnung, ohne dass mich jemand aufhielt.

Wahrscheinlich dachten sie, ich würde eh nicht weit kommen. Und das tat ich wirklich nicht. Kaum hatte sich die Haustür hinter mir geschlossen und mich herum gedreht, hatte ich schon einen scharfen kalten Gegenstand an meiner Kehle.
Erschrocken zuckte ich zusammen und ließ den Crêpes, den ich immer noch in der Hand gehalten hatte zum wiederholten Male fallen. Da lag er, im Dreck, nun war er wirklich nicht mehr zu genießen und er erinnerte mich an meine jetzige Situation. Als hätte man mich angeschubst und ich wäre wie ein Sack Mehl einfach umgefallen, ohne mich abstützen oder abfangen zu können. 
Ich sah als erstes ein Paar blauer Augen, dann volle schön geschwungene Lippen und dann langes schwarzes Haar, welche zu einem strengen Pferdeschwanz gebunden waren. 
Sie war wunderschön. In der einen Hand hielt sie eine Peitsche aus Metall und in der anderen ein Kurzschwert, dessen Spitze unsanft gegen meinen Hals drückte. 
Gekleidet war sie in der gleichen Kampfmontur, wie Jonathan, nur diese war taillierter geschnitten. Außerdem trug sie Lederstiefel mit mörderischen Absätzen und sah einfach umwerfend aus. Allein an ihrer Ausstrahlung erkannte ich, dass auch sie eine Schattenjägerin war.

„Du trägst meine Sachen.“, stellte sie fest. Ihre Stimme war hart und kühl, aber nicht so kalt wie Jonathans. Starr stand ich da und traute mich nicht auch nur einen Finger zu rühren. Ehrlich gesagt wartete ich auf den großen Knall. Aber der kam nicht. Es blieb einfach still und ich holte zittrig Luft.
Was hätte ich dafür gegeben sie abwehren zu können, doch wieder einmal stand ich wie der letzte Idiot hier und seufzte erleichtert auf, als sie ihr Schwert senkte. „Oh man tut mir Leid, kurzzeitig dachte ich, du wärst ein Dämon. Aber jetzt weiß ich warum Clary so geheimniskrämerisch war, als sie sich Klamotten ausgeliehen hat.“, meinte sie und lächelte leicht. „Deswegen bin ich ihr auch gefolgt. Ich bin Isabelle.“ So ähnlich hatte ich sie mir tatsächlich vorgestellt. Zaghaft nahm ich ihre entgegen gestreckte Hand und schüttelte sie. Auch ihre Hände waren, wie die von Jonathan, rau. Vermutlich von dem ständigen Umgang mit den schweren Waffen.  

Das zweite GesichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt