Kapitel 46

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"Ich habe gar nicht vor, Magnus zu töten.
Viel zu schmutzig und außerdem dumm;
schließlich hätte ich seinen Tod jederzeit veranlassen können.
Ich will, dass er mir sein Leben aus freien Stücken gibt.
Denn im Leben eines Unsterblichen liegt Macht, große Macht,
und genau die wird mir helfen, mein Königreich zu lenken."
"Aber er ist doch dein Sohn", protestierte Isabelle.
"Und das wird er immer sein", versicherte Asmodeus grinsend. "Sozusagen im Geiste."
~City Of Heavenly Fire~

„Ich hab etwas, was du schon das Letzte Mal haben wolltest“, setzte er fort und zögerte kurz. 
„Meine Unsterblichkeit.“

Stille.

Und dann lachte Asmodeus lauthals los. 

Ich zuckte aufgrund der ungewohnten Lautstärke zusammen und schaute zu Magnus rüber, dessen Lippen zu einem fast nicht mehr sichtbaren Strich zusammengepresst waren. Das Lachen des Dämonenfürstes hallte förmlich von den hohen Wänden des Saals wider. Es hatte etwas ziemlich Unheimliches an sich und keiner wagte es zu sprechen. Mein Blick glitt weiter zu Alec, der kreidebleich im Gesicht war und seine Augen weit aufriss. Ich fragte mich ob das Ganze wirklich so von den Beiden geplant war.

Denn was würde das genau heißen?

Wenn Magnus seine Unsterblichkeit abgeben würde, dann würde er doch sterben, oder etwa nicht?
Schließlich war er älter als 400 Jahre. Alec hatte doch unmöglich dem zugestimmt, oder?

Nach gefühlten Ewigkeiten hörte Asmodeus auf zu lachen und starrte Magnus fast schon verblüfft an.
„Du meinst das Ernst?“, fragte er ungläubig und gleichzeitig so verspottend, dass ich eine ungewohnte Wut in mir hinaufsteigen fühlen konnte. Wie musste sich wohl gerade Magnus fühlen? Welch ein Vater konnte nur so herablassend sein? Dieser Mann widerte mich an. Ob nun Dämon oder nicht. Ich fand es unverständlich wie jemand so sein konnte. Schließlich war doch Magnus sein Sohn.
„Ja, ich meine das Ernst“, erwiderte Magnus kühl und ließ sich, wenn er von den Worten seines Vaters verstimmt war, nichts anmerken. Asmodeus Augenbrauen wanderten skeptisch in die Höhe.
„Du willst deine Unsterblichkeit für jemanden wie ihn abgeben?“, fragte Asmodeus lachend und ich versteifte mich augenblicklich, als der Dämonenfürst auf Jonathan deutete. 

„Ja.“ Magnus Stimme zitterte nicht. Sie fiel weder ab, noch wurde sie höher. Sie blieb einfach monoton und unleserlich. Ich bemerkte, wie sich Jonathan neben mir versteifte und hätte am liebsten nach seiner Hand gegriffen, aber auch das würde nichts an der Situation verbessern. Also ließ ich sie einfach schlaff neben meinem Körper hängen.
„Du weißt, was passiert, wenn du mir deine Unsterblichkeit überlässt? Du weißt schon, diese Situation hatten wir schon einmal. Ich werde dir deine Lebenskraft rauben und dein Körper wird zerfallen. 400 Jahre deines Lebens, die sich mit einem Schlag bemerkbar machen. Dein Leben aus freien Stücken. Sicher, dass du das willst?“, fragte Asmodeus mit begierigen, fast hungrigen Augen und klang gleichzeitig so gelangweilt, dass ich trocken schlucken musste. 

Dann erst realisierte ich richtig, was seine Worte bedeuteten. 

Magnus sollte sein Leben aus freien Stücken geben?

Vermutlich war der Dämonenfürst nicht der Einzige hier im Raum, der sich fragte, ob Magnus wirklich seine Unsterblichkeit und sein Leben für Jonathan opfern wollte. Vor allem nicht, als Jonathan leise „Das ist doch Bullshit“ murmelte und einen Schritt in Richtung des Podiums trat. 
Meine Arm schoss schneller nach vorne, als mein Kopf realisieren konnte, was ich da tat und Jonathan blickte mich mit einer absoluten Entschlossenheit in seinen grünen Augen an, als er seinen Kopf zu mir drehte. 
Entschlossen, Magnus daran zu hindern, Asmodeus das zu geben, was er wollte.
Er löste meine Finger von seinem Arm und drehte sich dann wieder zum Podium. Und ich konnte nur nur betäubt zusehen, wie er eilig zu Magnus schritt.

Das zweite GesichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt