Kapitel 45

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Jonathans Lider schlossen sich zitternd.
"Ich habe einmal von einer grünen Wiese geträumt", flüsterte er.
"Von einem hellen Landsitz und einem kleinen Mädchen mit roten Haaren...
und von Vorbereitungen für eine Hochzeit. Falls es noch andere Welten gibt,
dann existiert ja vielleicht eine,
in der ich ein guter Bruder und ein guter Sohn war."
~City Of Heavenly Fire~



Da standen wir wieder. Nebeneinander in dem großen Saal. Die Stillen Brüder und Robert Lightwood gegenüber von uns und der Rest hinter uns. Die Stimmung war mehr als angespannt, aber immerhin herrschte wieder Ruhe. Als wir in den Raum geführt worden waren, gab es am Anfang aufgeregtes Gemurmel und das bereitete mir ehrlich gesagt ziemliche Sorgen. 
„Zoey“, flüsterte Jonathan mir leise zu und ich drehte versucht unauffällig meinen Kopf zu ihm, um ihn anzusehen. „Wenn das hier schief gehen sollte, dann müssen wir schnell sein, ok? Tue was ich dir sage“, meinte er ernst und sah mich auffordernd an. 
Ich nickte unsicher. Was meinte er, wenn es schief ging?
Wollte er dann etwa kämpfen? Würde er so irrsinnig handeln? 
Hier waren dutzende von ausgebildeten Schattenjägern im Raum und mindestens die Hälfte davon war bewaffnet. Ich traute ja Jonathan Vieles zu, aber hier lebend rauskommen? Das wäre schier unmöglich, wenn das Urteil schlecht ausfallen würde.
„Ich bring uns hier lebend raus“, murmelte er noch, bevor Robert Lightwood sich räusperte und die Verhandlung fortsetzte. Lebend... 
Die Hoffnung wollte ich mir im Moment noch nicht machen.

„Durch die vorliegenden Beweise und anschließender Beratung mit den Stillen Brüder und dem Rat sind wir zum Schluss gekommen, dass wir noch einen weiteren Zeugen befragen müssen“, meinte er laut und deutlich. Wieder brach Tumult aus und ich hatte das leise Gefühl, dass nur er  zu dem Schluss gekommen war Asmodeus zu beschwören und nicht der Rat. „Ruhe!“, rief er. „Deswegen bitte ich hiermit Magnus Band nach vorn.“ Magnus Miene war ziemlich verschlossen, aber den Blick den er Alec zuwarf, zeigte, dass er eigentlich überhaupt nicht scharf darauf war seinen Vater zu beschwören.
Mit welchen Worten Alec ihn überzeugt hatte, war mir ebenfalls ein Rätsel. Auf den Weg zurück zum Verhandlungsraum, gewährte man ihnen etwas abseits zu gehen. Man hatte sie immer wieder eindringlich aufeinander einreden gehört, aber was genau gesagt wurde, blieb uns ein Rätsel.
Magnus war mittlerweile vorn angekommen und bereitete zusammen mit einem Stillen Bruder alles vor. Er malte verschiedene Runen mit Kreide auf den Boden und murmelte dabei immer wieder in einer fremden Sprache Psalmen vor sich her, während der Stille Bruder Kerzen anzündete. 
Wenn es am Anfang noch laut gewesen war, wurde es nun totenstill. Dass man einen Dämonenfürsten direkt im Verhandlungsraum beschwört geschah vermutlich nur alle 100 Jahre und ich würde das erste Mal so etwas sehen.  
Nervös wippte ich mit meinem Fuß und beobachtete weiter das Treiben. 

Wie er wohl aussah? Ähnelte er den üblichen Dämonen? Völlig fremd von jeder Menschlichkeit, mit reißenden Zähnen und mehreren Gliedmaßen? Aber wenn er Magnus Vater war, dann konnte er ja kaum so aussehen oder? Ich schluckte angewidert, als ich daran dachte, dass man als Mensch auf solche Dämonen hereinfiel und mit ihnen Sex hatte... 
„Zoey“, flüsterte nun Clary, die auf der anderen Seite von mir stand. „Hm?“ Ich lehnte mich näher zu ihr. Die Anwesenden waren eh abgelenkt von der beginnenden Beschwörung, sodass es nicht auffiel, dass wir uns unterhielten.
„Was hat er zu dir gesagt?“ Ich brauchte nicht lange zu überlegen. Natürlich hatte sie mitbekommen, dass Jonathan mir etwas zugeflüstert hatte. Kurz überlegte ich, ob ich lügen sollte, aber Clary war nun meine Parabatai. Es würde sich mehr als falsch anfühlen sie zu hintergehen.
„Er will fliehen, wenn das Urteil schlecht ausfällt“, flüsterte ich so leise, wie ich konnte. Clary presste ihre Lippen aufeinander. Eigentlich war es absehbar gewesen, zu diesem Schluss musste sie vermutlich auch gerade kommen. Deswegen nickte sie knapp und richtete ihren Blick wieder nach vorne.
„In Ordnung, ich komme mit euch.“

Das zweite GesichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt