Kapitel 41

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"Natürlich." Jace konnte ihre Reflexionen in der Glasscheibe hinter Zachariah erkennen.
Zachariah war so groß wie er selbst, allerdings schlanker,
und mit seinem dunklen Haar und der hellen Haut wirkte er wie Jace' Negativ.
"Ach, ihr Herondales", brachte Zachariah leise hervor,
mit einer Mischung aus Lachen und Schmerz.
"Das hatte ich fast vergessen. Keine andere Familie tut so viel für die Liebe
oder empfindet so große Schuldgefühle wegen ihr. 
Aber du solltest dir nicht die Last der ganzen Welt auf die Schultern laden, Jace.
Diese Bürde ist selbst einen Herondale zu schwer."
~City of Heavenly Fire~

Verwirrt setzte ich mich auf. Langsam und bedächtig, aber außer, dass meine Muskeln wehtaten, war nichts zu spüren. Ich betrachtete mein Gegenüber genauer. Er sah wirklich jung aus und durch die Schminke besaß er einen leicht androgynes Aussehen. Sein Blick jedoch schien älter, weiser und ziemlich durchdringend. „Wer bist du?“, fragte ich leise. Meine Stimme kratzig, als hätte ich wochenlang nicht gesprochen. „Magnus Bane und du?“ „Zoey“, murmelte ich und sah mich im Raum um. 
Ich lag auf einem einfachen Bett aus Holz, welches nicht so wirklich in den Raum passen wollte, denn dieser glich eher einem Arbeitszimmer. Ich erblickte mehrere Regale voller Bücher, einen Schreibtisch und die Wanduhr, dessen Ticken ich gehört hatte. Der Boden war aus dunklem Holzboden und in der Mitte des Raumes lag ein alter dunkelroter Teppich. „Magnus...“ Dieser Name kam mir bekannt vor, aber ich war mir sicher ihn noch nie vorher gesehen zu haben. „Ja, der bin ich.“, antwortete er und lehnte sich seufzend in dem riesigen Bürosessel zurück. Ich faltete meine Hände im Schoss und  runzelte die Stirn.
Mein Gehirn funktionierte nicht. 
Es war wie leer gefegt und auch wenn ich wusste wer ich war, fehlte alles Restliche. „Wasser?“, fragte er und reichte mir ein volles Glas, wo es herkam war mir schleierhaft, denn er hatte nirgends neben sich gegriffen. 
Zögerlich nahm ich es an und bemerkte, dass ich ein langärmeliges weißes Nachthemd trug.
Es fühlte sich seltsam an zu trinken, aber nicht seltsamer als dieser Raum oder Magnus Bane, der mich ruhig und gelassen beobachtete. 
Er stellte keine Fragen und den Redeschwall von eben rückte in den Hintergrund. Zumal ich kaum die Worte in meinen Gedächtnis wiederholen konnte.
Während ich immer wieder vom Wasser nippte, schweigen wir und betrachteten uns einfach nur. 

Es war nicht unangenehm und da der Nebel in meinen Kopf nicht abziehen wollte, sah ich auch keine Notwendigkeit etwas an der Situation zu ändern. Irgendwann betrat ein Mann in einer Art schwarzen Robe den Raum. Seine Gesichtszüge waren hart und sein Blick grimmig. Er hatte schwarze Haare, einen Bart und zu große Hände für seine bullige, aber relativ kleine Körperform. Er bemerkte erst ziemlich spät, dass ich aufrecht im Bett saß und sah kurz verwundert aus. „Sie ist wach? Warum haben Sie uns nicht Bescheid gegeben?“, fragte er viel zu laut und unfreundlich für meinen Geschmack. Da sein Blick auf mir lag, konnte er nicht sehen, wie Magnus genervt die Augen verdrehte. „Wann können wir sie verhören?“ Verwirrt runzelte ich die Stirn, machte mir aber nicht die Mühe nachzuhaken, was der Kerl damit meinte. 
„Hm, da sie sich nicht erinnern kann...“, begann Magnus, wurde jedoch von dem Mann unterbrochen. „Was? Wieso kann sie sich nicht erinnern? Sie können ihr doch sicherlich ihre Erinnerungen zurückholen?!“ Am liebsten hätte ich mir die Ohren zugehalten, weil seine Stimme so unangenehm laut war. 
Erst Sekunden später realisierte ich, dass sie wohl über mich sprachen.
„Klar, ich bin Gott, ich kann alles“, murrte Magnus so leise, dass nur ich ihn verstehen konnte. Ich musste lächeln, aber senkte sofort meinem Blick, denn ich hatte das seltsame Gefühl, dass der fremde Mann nicht gut darauf reagieren könnte. „Ähm sicher“, meinte er lauter und wedelte mit seinen ziemlich zarten Händen. „Aber ich brauch einiges an Zeit und Ruhe.“ Sein Blick war fest und ziemlich unterkühlt, aber sein Gegenüber schien das nicht weiter zu stören. 
„Ich komme heute Abend wieder“, brummte er nur und verließ mit polternden Schritten den Raum. 

Das zweite GesichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt