Kapitel 21

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„Ich werde auf keinen Fall gehen“, sagte Clary, „weil ihr ihn sonst umbringt.“
Sie zeigte auf den Jungen mit den blauen Haaren.
„Wohl wahr.“, räumte Jace ein, wobei er das Messer zwischen den Fingern
herumwirbelte, „aber was kümmert es dich, ob ich ihn töte oder nicht?“
„W-w-weil…“, stotterte Clary vor Entrüstung. „Weil ihr nicht einfach in der Gegend
rumlaufen und Leute umbringen könnt.“
„Auch richtig“, stimmte Jace zu, „man darf nicht einfach herumlaufen
und Menschen umbringen.“ Er zeigte auf den Blauhaarigen, der die Augen zu Schlitzen zusammengekniffen hatte.
„Aber das da ist kein Mensch, Kleine.“
~City of Bones~ 

„Izzy will immer noch das wir dich zum Institut bringen.“, seufzte Clary und nippte an ihrer heißen Schokolade. Simon zog skeptisch seine Augenbrauen hoch und sagte: „Aber dann wird man sie ja erkennen. Sie wird doch immer noch gesucht oder?“ Clary nickte geschlagen. „Ja aber erklär das mal Isabelle. Sie würde ausrasten, wenn sie die Wahrheit erfahren würde. Vermutlich könnte sie es nicht einmal glauben, ähnlich wie Jace.“ „Jace ist aber auch Jace.“, meinte Simon und kassierte einen Schlag gegen den Oberarm von ihr. Ratlos pustete ich in meine Teetasse. Ich wusste nicht warum Isabelle ausrasten würde und auch nicht was Jace nicht verstehen würde. Das Alles waren nur irgendwelche kryptischen Bemerkungen mit denen ich mal wieder nichts anfangen konnte. Es kam mir so vor als würde wir uns in einem See befinden. Während die Anderen durch den ganzen See tauchten bis hin zum Grund, schwamm ich einfach nur an der Oberfläche. 

Das ‚warum' rutschte mir schneller über die Lippen als mir lieb war und brachte die vorherige Stimmung sofort zum kippen. Simon starrte auf einen imaginären Punkt an der Wand und Clary rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her. Diesmal seufzte ich auf und richtete mich etwas auf. „Okay Leute meint ihr nicht, dass ihr mir langsam mal ein paar Antworten schuldig seid?“ Eigentlich wären sie das nicht gewesen, wenn ich hier nicht seit 7 Tagen festsitzen würde. Eigentlich wäre es Jonathans Aufgabe gewesen ehrlich zu mir zu sein. Aber der war spurlos verschwunden. Es schien auch nicht so, als würde er gleich durch die Tür, mit seinem typischen kühlen Schmunzeln auf den Lippen kommen, sich an den Tisch setzen und sich an unserer Konversation beteiligen. 

„Sie hat Recht, Clare. Sie sollte wissen was alles passiert ist. Schließlich ist es deine Aufgabe sie zu schützen.“, meinte Simon nach einigen Minuten der Stille. Clary biss sich unsicher auf die Unterlippe. „Aber Jonathan …“, setzte sie an, wurde aber gleich von ihrem besten Freund unterbrochen. „Das brauch nicht dein Problem sein. Sag mir ins Gesicht, dass du Zoey, wenn Jonathan zurückkommt mit guten Gewissen gehen lassen kannst.“ Betreten blickte die Schattenjägerin auf die Tasse in ihren Händen. „Du hast ja Recht.“, gab sie leise zu.

Die Rothaarige schien alles andere als glücklich zu sein und auch Simons Gesichtsausdruck war etwas verschlossen. Ich schwieg einfach. Ich hätte eh nicht gewusst, was ich noch sagen sollte. Ich hatte ja schon deutlich gemacht, dass ich Antworten wollte. Ob ich dafür aber wirklich bereit war, konnte ich noch nicht eindeutig sagen. Klar, einerseits wollte ich endlich wissen, wer Jonathan gewesen war oder eben ist und auch was er begangen hatte. Aber anderseits hatte ich auch Angst davor. Was wenn ich ihn mit völlig anderen Augen sah? Oder wenn ich ihn gar nicht mehr anschauen könnte, weil er zu viel Unverzeiliches getan hatte? Würde ich damit klar kommen oder würde ich ihn hassen? Könnte ich ihm verzeihen? Clary schien es jedenfalls zu versuchen, sonst hätte sie ihn nicht in Paris getroffen und uns auch hier nicht geholfen.

„Okay, in Ordnung. Du erfährst alles, aber nicht hier.“, riss sie mich plötzlichg aus meinen Gedanken. Clary deutete auf unsere Umgebung, meinte damit das kleine unscheinbare Café, welches in der Nähe ihrer Wohnung war und bei dem sie immer unser Frühstück kaufte. Jetzt war die Sonne schon in den letzten Zügen und kurz davor hinter den Hochhäusern von New York zu verschwinden. Wir hatten uns hier mit Simon verabredet, damit ich mal etwas Anderes als Clarys Wohnung zu Gesicht bekam. Später hatten wir eigentlich vorgehabt die Küchenmöbel aufzubauen. 
Wir bezahlten noch schnell und verließen dann auch schon das Lokal. Während dem Rückweg schien jeder seinen eigenen Gedanken hinterher zuhängen. Keiner hatte das Bedürfnis Konversation zu betreiben. Mit fast schon fahrigen Bewegungen schloss Clary die Eingangstür und danach die Wohnungstür auf und bevor ich noch genauer darüber nachdenken konnte, saßen Simon und ich auf dem Sofa und Clary uns gegenüber auf dem flauschigen Teppich.

Das zweite GesichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt