Kapitel 39

348 24 0
                                    

Er sah genauso aus wie früher und doch vollkommen anders:
Er war hundertprozentig er selbst und dennoch wirkten seine ganze Statur
und seine Züge verändert, weniger kantig.
Auch seine früher so bleiche Haut war nun von der Sonne gebräunt und seine Augen...
Seine Augen leuchteten so grün wie Frühlingsgras.
Er hatte schon immer grüne Augen, flüsterte die Stimme in Clarys Kopf.
Die Leute haben sich oft darüber gewundert, wie ähnlich ihr euch seht- er,
deine Mutter und du. Er heißt Jonathan und er ist dein Bruder.
Er hat dich immer beschützt.
~City Of Heavenly Fire~


„Nein...“, flüsterte sie erstickt. „Nein, das kann ich nicht.“

Alec setzte an etwas zu erwidern, aber Clary redete einfach weiter. 
„Aber ich fühle es, Alec! Er ist nicht mehr Sebastian.“ Sie sah ihn flehend an, dann glitt ihr Blick zu Isabelle, die die ganze Zeit über ruhig dagestanden hatte. „Er ist mein Bruder.“ Isabelle seufzte und presste sich ihre Finger gegen den Nasenrücken. „Das ist doch Irrsinn“, murmelte Alec und man sah welchen Kampf er mit sich führte. 
„Lasst mich nur mit Zoey die Aszension machen, wenn es nichts bringt, dann... Bitte! Lasst es mich wenigstens versuchen!“ 
„Weißt du was du da von mir verlangst? Von uns? Wir sollen Jace verraten?“, fragte Alec ernst und blickte wieder zu seinem, immer noch kämpfenden, Parabatai herüber. „Nein, ich bitte euch nur zu warten und dann...“ Sie redete nicht weiter. „Ich find die Idee gut“, meinte Simon und klatschte in die Hände. Er versuchte damit die Anderen dazu zu bewegen sich zu entscheiden, auch wenn Alecs Blick mehr als unfreundlich war.

„Ich kann nicht, Clary“, erwiderte Alec fest und seufzte auf. „Jace ist wie mein Bruder. Ich vertraue ihm.“ 
„Alec“, setzte Isabelle an. „Was, wenn Clary Recht hat?“ „Was? Aber, nein... das da ist Sebastian. Du weißt schon, der, der unseren Bruder  umgebracht hat!“, meinte Alec aufgebracht.
„Ja mag sein, aber was wenn nicht? Was, wenn es wirklich Clarys Bruder ist? Könntest du es ertragen ihn ihr zu entreißen? Würdest du das gleiche wie Sebastian damals machen? Jemanden Unschuldigen umbringen?“, argumentierte sie sachlich und sah Alec eindringlich an. 
„Ich könnte es mir nicht verzeihen, wenn wir uns irren sollten“, setzte sie hinzu und verschränkte ihre Arme vor der Brust, die Peitsche mittlerweile wieder an ihrem Gürtel hängend.
„Izzy“, flehte Alec. „Du kannst mich nicht dazu zwingen Jace zu hintergehen.“
„Das will doch auch niemand. Ich brauche nur Zeit. Bitte, nur die Zeremonie und wenn ihr dann immer noch der Meinung seid, dann... dann kann ich euch nicht davon abhalten“, murmelte Clary und wurde zum Ende hin immer leiser.
„Ich will euch wirklich nicht hetzen, Leute, aber ihr wisst schon was so eine Alarmanlage bedeutet, oder?“, kam es von Simon, der auf die kaputte Vitrine deutete und dann auf den Kelch in Clarys Hand.
„Wenn ihr noch weiter diskutiert, haben wir alle  ein ziemliches Problem am Hals.“
Simon hatte Recht, wenn wir noch weiter warteten würde man uns die Entscheidung einfach abnehmen und uns vermutlich alle ins Gefängnis stecken. 

„Scheiße“, fluchte Alec und raufte sich die schwarzen Haare. „Alec, geben wir ihr diese Chance“, redete Izzy auf ihn ein und legte ihre Hand auf seinen Oberarm.
Alec ließ Clary los und seufzte: „Ich werde Jace nicht aufhalten.“
„Gut, dann mach ich das! Und du hältst Jonathan dafür fest“, meinte sie und zog ihren Bruder zu sich. 
„Wehe, Izzy, du irrst dich!“
„Glaub mir, mir fällt das auch nicht leicht.“
Sie warfen uns noch einen letzten undeutbaren Blick zu und gingen dann zielstrebig auf die beiden Kämpfenden zu. Clary verlor keine Zeit, fasste wieder nach meiner Hand und zog mich mit sich.
Ich warf Jonathan einen letzten Blick zu, der diesen erwiderte. Als er jedoch die beiden anderen Schattenjäger erblickte, erstarrte er mitten in seiner Bewegung und dann konnte ich nur noch sehen, wie Jace Faust auf sein Gesicht zu sauste.   

„Wie kannst du dir sicher sein, dass sie ihn jetzt nicht einfach köpfen?“, fragte Simon und joggte neben uns her.
„Gar nicht, aber ich nehme, was ich kriegen kann“, meinte sie und stieß die Tür zu einer Art Tagungsraum auf.
Die Tische waren zu einem großen U zusammengestellt wurden und boten zusammen mit den Holzstühlen für bestimmt 50 Leute Platz. Wir setzten uns einfach in die Mitte auf den freien Boden. Ich versuchte wieder tief ein und auszuatmen, aber es fiel mir schwer. 
„Ok“, meinte Clary, stellte den Kelch vor sich hin und tastete ihre Hosentaschen ab. Verwirrt zog sie einen kleinen Dolch hervor und ihre Stele. „Woher ist der Dolch?“, fragte Simon ebenso verwirrt. 
„Keine Ahnung... In Ordnung, ich weiß nicht, was ich machen soll.“
Sie blickte leicht panisch auf den Kelch und dann zu mir. „Ganz ruhig, Clary, du weißt was du machen musst. Du hast die Bücher so oft gelesen. Außerdem kannst du doch fühlen, was zu tun ist, richtig?“, redete Simon auf sie beruhigend ein und drückte ihre Hand. „Es ist alles in dir drin.“

Das zweite GesichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt