Vor Clarys innerem Auge tauchte plötzlich ein Bild auf:
Sebastians nackter Rücken, mit den unverkennbaren Narben von
Peitschenhieben.
Dagegen war Jace' Rücken unversehrt: goldbraune, glatte Haut über kräftige Muskeln,
lediglich mit den typischen Schattenjäger-Runenmalen versehen-
und den Kratzern, die Clarys Fingernägel hinterlassen hatten.
Sie spürte, wie sie errötete, aber ihre Gedanken kreisten weiterhin um die Frage:
Warum hatte Valentin den einen Jungen ausgepeitscht,
den anderen jedoch nicht?
~City of Lost Souls~Unsicher beobachtete ich Jonathan, wie er vor der Eingangstür eines Ladens stand und mit der Stele verschiedene Entriegelungsrunen auftrug. Mittlerweile war es schon dunkel geworden und ein eisiger Wind wehte mir meine braunen Haare ins Gesicht. Ich zog den Reißverschluss meiner neuen Winterjacke noch ein Stück weiter nach oben. Wir waren nach dem Frühstück zeitnah aufgebrochen um uns neue Kleidung zu kaufen, wieder hatte Jonathan von irgendwoher ein Batzen Geld gezaubert mit dem wir die neuen Sachen bezahlten. Wir hatten nur das Nötigste und vor allem Wintertaugliche gekauft und teilten uns wieder eine mittlere Reisetasche. Ich hatte etwas Schwierigkeiten gehabt etwas in meiner Größe zu finden, aber in London hatte man relativ Glück, dass es auch Vieles in der Größe 4 gab.
Im Moment jedoch standen wir gerade irgendwo in Camden vor einem ziemlich runtergekommenen Haus und einen noch schäbiger aussehenden Laden. „Wow dieser Schuppen sieht echt gruselig aus, was willst du da?“, flüsterte ich und stellte mich auf meine Zehenspitzen um besser über seine Schulter zu linsen.
„Hm?“, mit einem leicht verwunderten Gesichtsausdruck, stoppte er das Zeichnen der Rune und drehte seinen Kopf zu mir. Seine dunklen Augen funkelten bei Nacht fast noch gefährlicher, als sie es so schon taten.
„Was meinst du?“, fragte er argwöhnisch, ehe er zwischen der Tür und mir hin und her blickte. „Das da ist so ziemlich der beste Waffenladen in ganz London und dieses verdammte Schloss wurde magisch gesichert, deswegen... oh.“ Er stoppte sich selbst und drehte sich nun ganz zu mir um, vor Schreck kippte ich wieder auf meinen ganzen Fuß zurück.
„Was hattest du nochmal gesagt?“ Nun war ich diejenige, die ihn verwirrt anblinzelte. Hatte er mir etwa nicht zugehört? „Ich meinte, dass dieser Laden mega schäbig aussieht, fast schlimmer als die Tattoostudios beim Camden Lock Market.“, murmelte ich und sah mir den verdächtig tiefen Riss im Mauerwerk an. „Wirklich das ist eine Bruchbude, ein Wunder, dass sie noch nicht eingestürzt ist.“ Und ich meine, dass es selbst für Londoner Verhältnisse wirklich instabil aussah.Plötzlich grinste er und verschränkte seine Arme vor der Brust. Was war daran bitte so witzig? „Soso, schäbig also?“ Der amüsierte Unterton in seiner Stimme gefiel mir nicht, also eigentlich schon, aber... es kam so rüber als würde er sich über mich lustig machen und das mochte ich wiederum nicht.
Wie von selbst verschränkte ich ebenfalls meine Arme und hob trotzig mein Kinn an. „Ja schäbig! Ich mein, da dieser Riss und die Fenster da oben sind so ziemlich alle eingeschlagen und...“ Er unterbrach mich, in dem er einfach loslachte. Fassungslos starrte ich ihn an. Er lachte mich gerade tatsächlich aus. Unfassbar.
Leider mochte ich sein Lachen, es war rau und irgendwie warm, deswegen schaffte ich es nur ihn leicht mit dem Handrücken gegen seinen Lederjacke zuhauen.
„Lach mich nicht aus.“
Sein Lachen erstarb sogleich, fast so als würde er sich für diesen Ausbruch schämen. „Tut mir Leid.“, meinte er und sein Grinsen kehrte auf seinem Gesicht zurück. Dann ging er um mich herum, positionierte sich hinter mich und legte seine Hände auf meinen Schultern. Okay?
„Schau das Schaufenster an.“, meinte er und drehte mich in die entsprechende Richtung.
„Da ist kein Schaufenster.“, murmelte ich und starrte auf die rissige Backsteinwand. Seine plötzliche Nähe verwirrte mich ein wenig, aber ich versuchte es mir nicht anmerken zu lassen.
„Ok dann schau auf die Wand und jetzt stell sie dir als Vorhang vor.“ Ich nickte leicht, auch wenn es völlig verrückt klang. „Und dann schieb den Vorhang beiseite.“
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Das zweite Gesicht
FanfictionZoey hatte sich immer als gutes Mittelmaß betrachtet. Doch seit einigen Wochen war sie nur noch diejenige mit der Krankheit. Nachdem sie an einem regnerischen Tag in London erst einen riesigen blutrünstigen Hund begegnet und dann auch noch ein blond...