„Okay“, sagte sie, „zieh dein Hemd aus.“
Verwundert hob Jace eine Augenbraue.
„Keine Sorge, ich werd schon nicht über dich herfallen“, stieß Clary ungeduldig hervor.
„Ich kann den Anblick deines nackten Oberkörpers durchaus verkraften,
ohne gleich in Ohnmacht zu fallen.“
„Bist du sicher?“, hakte Jace nach, streifte aber das Hemd von den Schultern.
„Dieser Anblick hat schon bei vielen Frauen zu ernsthaften Verletzungen geführt-
weil sie rücksichtslos aufeinander rumgetrampelt sind, nur um mir möglichst nahe zu sein.“
~City Of Lost Souls~Ich musste eingeschlafen sein, denn als ich wieder aufwachte, war es Draußen schon stockdunkel. Wenn ich genau aus dem Fenster sah, konnte ich einen der vier sogenannten Dämonentürme von Alicante sehen. Sie strahlten in einem hellen weiß und erinnerten mich ein bisschen an die Strahler von einem Fußballstadion. Auch wenn sie aus purem Adamant bestanden und eines der Wahrzeichen von Alicante waren.
Noch ein bisschen benommen verließ ich das Zimmer, um nach Clary zu suchen. Im Haus war es so still, dass mir meine eigenen Schritte viel zu laut erschienen. Als ich in der Küche ankam, saß Clary am Küchentisch und hatte vor sich ein Buch liegen, in welchem sie mehr oder minder intensiv las.
„Hey", murmelte ich leise und ließ mich ihr gegenüber auf einen der Holzstühle nieder, die irgendwann mal jemand weiß angestrichen hatte. „Oh, hey, hast du Hunger?", fragte sie und schob das Buch von sich. Ich musste erst mal überlegen. Wann hatte ich überhaupt das letzte Mal gegessen? Und wenn ich jetzt wieder gesund war hieß das doch, dass ich alles essen durfte. Auch wenn ich noch keinen wirklichen Hunger verspürte, nickte ich wild und konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. „Können wir...", meinte ich verlegen und brach ab. „Was denn? Sag ruhig worauf du Lust hast. Der Kühlschrank ist eh leer. Wir müssen uns irgendwas hier in Alicante suchen." „Ich würde gern Pizza essen." Clary schien kurz verwirrt über meine kindliche Aufregung zu sein, doch dann erhob sie sich mit einem Nicken und schob den Stuhl zurück an den Tisch. „In Ordnung. Ich glaub, ich weiß, wo ein Italiener ist. Lass uns mal schauen, ob wir hier irgendwie Jacken auftreiben können oder so. Draußen ist es echt verdammt kalt. Und Geld ... das wäre auch ganz praktisch."Dickere Klamotten zu finden war nicht so schwer. Der Kleiderschrank in Clarys zukünftigem Zimmer war gut gefüllt und wir fanden sowohl Pullover, als auch Mäntel zum Anziehen. „Ich denke bald wirst du auch in die Sachen reinpassen. Es wird vermutlich eh keiner unterwegs sein und uns so genau ansehen", hatte sie verkündigt, als ich in den braunen Cordmantel geschlüpft war, der an mir eher wie ein Kartoffelsack aussah. Clary hatte über einen weißen Wollpullover einen dunkelgrünen Anorak gezogen und auch wenn die Klamotten etwas altmodisch aussahen, passten sie irgendwie ganz gut zu ihr. Ich suchte mit noch einen schwarzen etwas dünneren Pullover aus dem Schrank, den ich über mein T-Shirt ziehen konnte und zog mir dann wieder den Mantel an. So sollten wir wenigstens etwas vor der Kälte geschützt sein.
Danach machten wir uns auf die Suche nach Bargeld, was sich wirklich als schwierig herausstellte. Wir mussten das ganze Haus auf den Kopf stellen und fanden schließlich in der Küche in einer kleinen Metalldose ein paar Scheine, die immerhin für heute Abend reichen würden. Ich wollte ehrlich gesagt nicht drüber nachdenken, wie wir überhaupt zukünftig an Geld kommen wollten. Denn das hatte mit Jonathan nie eine wirkliche Rolle gespielt. Er hatte das Geld immer bündelweise hervorgeholt, als wäre er selber ein Bankautomat.Draußen war es wirklich verdammt kalt und es schneite immer noch so stark, dass man nur einige Meter weit blickten konnte, ehe die Straße im Schneegestöber verschwand. Ich zog mir die Kapuze tiefer ins Gesicht und wünschte mir eine Mütze und Handschuhe. Stattdessen schob ich meine Hände tiefer in die Taschen meiner Jeans und dachte unweigerlich an Jonathan. „Mach dir keine Gedanken. Mein Bruder ist zäh. Er wird schon zurechtkommen und sie werden sicherlich so nett gewesen sein ihm so etwas wie ein Feuerzeug dagelassen zuhaben", meinte Clary, als könnte sie meine Gedanken lesen und deutete nach links. „Da müssen wir lang."
Die kalte Winterluft ließ mich nach und nach wacher werden und ich schaute mich genauer um. Die Stadt erinnerte mich leicht an Venedig. Denn hier gab es mindestens genauso viele Brücken und ganz Alicante schien von Kanälen durchzogen zu sein. Jedoch sahen die Häuser total anders aus. Sie waren sandfarben, schon fast golden und besaßen rote Schieferdächer. Es war mir überhaupt gar nicht aufgefallen, als wir vor wenigen Tagen hier angekommen waren.
![](https://img.wattpad.com/cover/92285773-288-k180880.jpg)
DU LIEST GERADE
Das zweite Gesicht
FanfictionZoey hatte sich immer als gutes Mittelmaß betrachtet. Doch seit einigen Wochen war sie nur noch diejenige mit der Krankheit. Nachdem sie an einem regnerischen Tag in London erst einen riesigen blutrünstigen Hund begegnet und dann auch noch ein blond...