Kapitel 37

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„Ich könnte dich in Scheiben schneiden", erwiderte Jace. „Mal sehen, ob du auch in winzigen Fitzelchen überlebst.
Oder ich könnte dir den Kopf abtrennen. Das bringt dich vielleicht nicht um, aber es wäre lustig,
dir dabei zuzusehen, wie du nach ihm suchst."Sebastian lächelte noch immer. 
„An deiner Stelle würde ich es lieber nicht versuchen", sagte er.
Lass nicht zu, dass er dich hinhält, schrie sein Verstand. 
Aber das Problem war, dass er Sebastian kannte, gut genug kannte.
Er durfte nicht darauf vertrauen, dass Sebastian bluffte. Sebastian hasste es zu bluffen.
Er zog es vor, im Vorteil zu sein und das auch genau zu wissen.
~City of Heavenly Fire~

Zoey

„In Ordnung. Wie wollen wir jetzt heraus finden, ob einen Sender in mir habe?", fragte ich und fummelte nervös an dem Saum meines T-Shirts herum. Jonathan und Clary starrten angestrengt auf das Bücherregal, wirkten dabei einmal mehr wie Geschwister und Simon schaute mich direkt an. „Tja wenn du wirklich eine Art Mikrochip eingepflanzt bekommen hast, dann brauchen wir dich bloß zu röntgen", erklärte er. 

Clary erwachte aus ihrer Pose und schnaubte abfällig auf. „Wow, toll, Simon. Du kennst nicht zufällig jemanden, der das mal eben machen würde? Und zwar ohne irgendwelche doofen Fragen zu stellen?" Er nickte. „Zufällig ja.", antwortete er grinsend und wuschelte mit seiner Hand durch Clarys roten Haare. „Lass das", fuhr sie ihn an und versuchte sich wegzuducken. „Ich glaubs nicht. Woher kennst du bitte jemanden, der..." „Hör zu, ist doch egal woher, oder? Wichtig ist, das wir dieses Ding so schnell wie möglich finden und wenn möglich rausschneiden." Bei dem Wort rausschneiden wurde mir ziemlich mulmig, aber wie eine riesige Zielscheibe rumzulaufen war auch nicht wirklich besser, von daher nickte ich zustimmend. 
„Ok gut, dann sag uns die Adresse und wir fahren dort hin", meinte Jonathan und war im nächsten Moment auch schon auf seinen Füßen. „Was? Nein ich komme natürlich mit." „Simon, ich weiß nicht.", meinte nun auch Clary. „Wenn es hart auf hart kommt, werden Isabelle und die anderen hier auftauchen und..." „Ach du darfst dich also gegen Jace stellen, aber ich nicht gegen Izzy?", fragte Simon und verschränkte seine Arme vor der Brust.

„Ehrlich gesagt, wäre es mir lieber, wenn ihr beide solange hier bleibt und ich mit Zoey alleine fahre", sagte Jonathan mit ernster Miene. „Kommt nicht in Frage", kam es jedoch sofort unisono von den Beiden. „Außerdem wird dir mein Kontakt nur helfen, wenn ich dabei bin." „Und ich bin deine Schwester", kam Clarys Argument. Jonathan wollte protestieren, doch es half alles nichts. Wir mussten endlich los. Sonst würden wir Idris vermutlich nie erreichen. Ich rappelte mich auf, auch wenn mein Körper mir siggerierisirte, dass er eigentlich keine Kraft mehr für irgendwelche weiteren Abenteuer hatte. Dann stieß ich Jonathan mit meinem Ellenbogen an, damit er sich sein folgendes Kommentar einfach verkniff. „Lasst uns los, bevor nachher alles zu spät ist", murmelte ich und ging einfach schon mal in den Wohnungsflur. Es klappte tatsächlich, denn die drei folgten mir daraufhin. Natürlich immer noch wild diskutierend. 

Wir nahmen die Untergrundbahn, da in der Stadt mittlerweile schon die Rushhour begonnen hatte und ein Taxi ebenso wenig hilfreich gewesen wäre. Wir erreichten nach einiger Zeit ein relativ kleines Krankenhaus in Brooklyn. Keiner von uns sprach ein Wort zu den Anderen. Alle waren in diesem Moment mit den eigenen Gedanken beschäftigt. Die Anspannung war fast schon greifbar und das Sprichwort „die Ruhe vor dem Sturm" kam mir unweigerlich in den Sinn. 
Simon redete gerade mit einer der Schwestern. Er fragte nach einer Mrs. Humbel oder Flumbal? Ich hörte kaum zu. Stattdessen war ich schon wieder dabei mein T-Shirt auseinander zu nehmen und einzelne Fäden von dem kaputten Saum abzurupfen. Jonathan griff nach meiner Hand und strich sacht mit dem Daumen über meinen Handrücken, als wolle er mir sagen, dass alles gut werden würde. 
Aber daran dachten wir vermutlich beide nicht.

Nach einer schier endlosen Zeit kam eine Frau mittleren Alters mit schnellen Schritten auf uns zu. Sie war aschblond, hatte ihre Haare im Pferdezopf gebunden und sah ziemlich übermüdet aus. Trotzdem lächelte sie, als sie Simon entdeckte und umarmte ihn mit einem freudigen ‚Simon' zur Begrüßung. „Schöner Kittel", scherzte er und deutete auf die zerknitterte und falsch geknöpfte Bekleidung. „Na wenn du mich auch aus meinem Schlaf reißt", grinste sie und schenkte uns einen neugierigen Blick. „Ihr braucht meine Hilfe?" „Ja wir müssen Zoey röntgen", kam es eilig von Simon, bevor Jonathan auch nur den Mund öffnen konnte. „Und eventuell einen Mikrochip entfernen. Ohne großes Aufsehen", setzte er hinzu und blickte sie bittend an. Man merkte ihr an, dass sie am liebsten nachgefragt hätte, aber schlussendlich nickte sie einfach und meinte: „Na dann kommt mal mit."
Einige Blicke lagen auf uns, was mich nicht weiter wunderte. Schließlich zierten mich blaue Flecken und Jonathan getrocknetes Blut. Außerdem waren Clary und er voller Runen. Aber da wir uns im Krankenhaus befanden und vor uns eine Ärztin lief, sprach uns niemand an. Mittlerweile war mir mehr als übel und ich hoffte einfach das Ganze schnell hinter mich bringen zu können. 

Das zweite GesichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt