Plötzlich spürte sie seine Anwesenheit sehr deutlich -
nicht nur die starken, muskulösen Arme, die sie hielten,
sondern auch seine Brust, gegen die sie lehnte, und seinen Geruch,
der aus irgendeinem Grund an schwarzen Pfeffer erinnerte.
Allerdings nicht auf unangenehme Weise,
vielmehr würzig und aromatisch.
~City of Glass~Mein Vater stand vor mir und blickte mich, mit dengleichen dunkelbraunen Augen, an.
Mitleidig und besorgt, etwas was er sonst eigentlich nie tat.
Er streckte seine großen Hände nach mir aus und ich wollte sie ergreifen,
doch scheinbar war ich nur eine Hülle, mein Haut war durchscheinend und waberte dazu noch.
Panisch blickte ich an mir herab und sah, wie ich weiter verblasste.
Ich verschwand einfach.
Das Letzte was ich vernahm, war ein lautes Schlagen und der traurige Blick meines Vaters.Mit einem Ruck setzte mich auf und holte angestrengt Luft.
Ich pumpte, wie ein Maikäfer. Ich hatte wieder einen Anfall. So etwas kam manchmal nachts und ich hasste es.
Es war das Schlimmste, was mir passieren konnte.
Wenn ich mich nicht rechtzeitig beruhigte, konnte ich deswegen irgendwann mal einen Herzinfarkt bekommen.
Hustend presste ich meine Faust gegen meinen Brustkorb, zählte langsam bis Zehn,
machte die üblichen Atemübungen, die mir mein Arzt beigebracht hatte.
Das Husten ebbte ab. Mein Puls beruhigte sich wieder und dann hörte ich das Geräusch,
welches mich aus meinen furchtbaren Traum gerissen hatte.Es klopfte an der Tür.
Jetzt erst realisierte ich, wo ich mich befand.
Ein Himmelbett, eine lange Fensterfront mit breiten Fensterbrettern, auf denen man bestimmt wunderbar sitzen und den ganzen Tag in einem Buch lesen konnte. Ein Sofa aus einem hellen Korbgeflecht und auf der gegenüberliegenden Seite, eine lange Schrankwand, wo Kleiderschrank, Minibar und ein TV untergebracht war.
Ein runder dunkler Holztisch in der Mitte des Raumes, sowie einige bequem aussehende rote Stoffsessel.
Helle moderne Lampen an den Wänden und schöne dunkle Holzbalken an der Decke.
Eine Tür die etwas dünner aussah und eine andere Tür, die vermutlich raus zum Korridor führte.
Wieder ertönte das Klopfen und mein Herz machte einen unangenehmen Satz.
Wo war Jonathan?
Die Vorhänge waren nicht zugezogen und ich konnte den tiefblauen Nachthimmel erkennen.
So leise, wie möglich rutschte ich aus dem Bett. Meine Füße waren nur von der Seidenstrumpfhose bedeckt und ich konnte den rauen Teppichboden unter meinen Füßen spüren.
Warum war ich so nervös?
Vielleicht war es nur das Hotelpersonal oder der Blonde hatte seine Schlüsselkarte vergessen.
Nein, das war es nicht.
Ich spürte es.
Irgendetwas war hier nicht in Ordnung.
Meine zitternden Hände drückte ich gegen den Stoff meines schwarzen Rockes.
Wieder klopfte es, laut, fast schon brutal.
Unweigerlich zuckte ich zusammen.
Warum hatte ich mir kein Handy gekauft?
Ich wusste, dass der Blonde eins besaß.
Er hatte es gestern hervor geholt, als er nach einem Hotel gesucht hatte.Dann hätte ich ihn jetzt anrufen können.
Schnell schaute ich mich im Raum um, die blaue Reisetasche, stand auf den kleinen Sofa vor dem Bett.
Ich erblickte einen Dolch, der oben auf der Tasche lag. In einer Scheide aus Leder, welche durch Prägungen verziert wurden war.
Wieder hämmerte jemand gegen die Tür.
Die Angst kroch in meine Knochen.
Leise ging ich zur Reisetasche und zog den Dolch aus seiner Scheide.
Er war wunderschön, hatte einige dunkelroten Steine im Griff und lag ungewöhnlich leicht in meiner Hand.
Doch ich fühlte mich damit kein Stück sicherer.
Mein Atem ging schwer. Ich hörte gedämpfte Stimmen vor der Türen, aber verstand kein Wort.
Ängstlich wich ich einige Schritte zurück, Richtung Fenster.
Ich hätte ins Bad rennen sollen, doch es war zu spät.
Das Schloss klackte und verriet mir, dass gerade jemand die Tür mit der passenden Karte aufgeschlossen hatte.
Aus einem Instinkt heraus, drehte ich mich zum Fenster und blickte nach Unten.
Dort ging ein junger Mann mit hellblonden Haaren über den kurzgemähten Rasen.
Jonathan.
Ich hielt die Luft an.
Oh nein.
Gleichzeitig öffnete jemand die Tür.
Schnell riss ich den Hebel nach oben und öffnete das Fenster.
„Jonathan.", rief ich so laut wie möglich, wurde dann aber auch schon vom Fenster weggerissen.
Hatte er mich überhaupt gehört?
„Miss Cooper kein Grund zur Panik."
Und genau dieser Satz lies mich panisch werden. Ich stieß den Dolch nach vorne, doch er wurde mir sofort aus der Hand geschlagen. Ich wich zurück. Spürte das Holz des Kleiderschranks in meinem Rücken.
Dort standen zwei Männer.
Mir fiel als erstes ihre Schönheit auf und dann sah ich nur noch ihre Abscheulichkeit.
Sie sahen seltsam aus. Einer der Männer hatte Äste in seinen Haaren, sie schienen dort richtig zu wachsen.
Der Andere hatte am Körper überall sich bewegendes Glitzer, doch als ich näher hinsah,
konnte man erkennen, dass es Motten waren, deren staubig weiche Schicht auf den Flügeln glitzerten.
Die Augen des einen waren hellgrün und er schien weder Augenweiß noch eine Pupille zu besitzen.
Der Zweite grinste mich an, entblößte spitze Zahnstocher artige Zähne.
Oh mein Gott.
Ich schnappte nach Luft.
Mein Dolch lag vor ihren Füßen.
„Wa..was wollt ihr?", meine Stimme zitterte und klang seltsam piepsig.
Die beiden Männer lachten und kamen einen Schritt auf mich zu.„Keine Sorge wir tun dir nicht weh.", säuselte der Kerl mit den spitzen Zähnen.
Ich fühlte mich so seltsam beduselt, als hätte ich zu viel getrunken.
Doch meine Angst siegte und ich schüttelte den Kopf.
„Komm doch einfach mit uns." Wieder lullte mich die Stimme ein, diesmal von dem anderen Typen.
Nein... ich stürzte nach vorne zu meiner einzigen Hilfe. Der Dolch.
Doch noch ehe ich meine Hand um den Griff schließen konnte, wurde ich gepackt und gegen den Couchtisch geschleudert. Ich knallte mit dem Kopf hart gegen die Tischkante und lag dann bewegungsunfähig auf dem Boden.
Alles drehte sich und die schwarzen Punkte vor meinen Augen tanzten auf und ab.
„Wir wollen dir nicht weh tun."
Ihre Stimme war ekelerregend, mir wurde übel und ich bekam Atemnot.
Ich wollte nicht von diesen Männern angefasst werden, doch die Finger von dem einem Mann strichen über meine Wange.
Es tat weh. Es tat so weh.
Wimmernd versuchte ich mich wegzurollen.
Dann hörte ich ein lautes Krachen.
Meine Luft blieb mir weg, die Panik in mir wuchs.
Es sollte aufhören weh zu tun.
Dann hörte ich einen erstickten Schrei, ein dumpfes Knallen und ein Fluchen, in einer anderen Sprache.
Mir blieb die Luft weg.
Ich hörte das Rauschen meines Herzen, spürte den Schmerz an meiner Wange.
Doch ich konnte mich nicht beruhigen.
Hände umfassten meine Oberarme und ich wehrte mich panisch.
Jemand sprach zu mir, doch ich verstand kein Wort.„Zoey."
Woher kannten alle meinen Namen?
Sie sollten verschwinden. Ich wollte nicht mit diesen Männern mitgehen.
Wo war er? Wo blieb Jonathan?
„Ich bin hier. Hörst du ? Hier vor dir. Sie sind weg."
Luft? Ich bekam keine Luft.
Heiße Tränen liefen mir über meine Wange, wieder spürte ich das Brennen.
Jemand hob mich hoch. Jonathan.
„Ja, ich bin da."
Er war da?
Jemand legte mich auf das Bett, meine Sicht war immer noch verschwommen, doch ich konnte seinen hellen Haarschopf sehen. Ich holte zitternd Luft. Versuchte meine Lungen mit dieser zu füllen.Etwas Kühles strich über meine Wange und der Schmerz flaute etwas ab.
Ich seufzte auf, schloss immer noch zitternd und nach Luft pumpend meine Augen.
„W...wo warst du?", murmelte ich erschöpft.
„Ich hatte was zu Erledigen.", murmelte Jonathan.
Er musste neben mir sitzen. Ich spürte seine Körperwärme, die langsam auf mich überging.
Meine Atmung beruhigte sich nach und nach. Erschöpft blinzelte ich.
Jonathan saß neben mir und blickte mich hart an.
Ich zuckte unter seinem Blick zusammen.
„Es tut mir Leid.", sagte er mit rauer Stimme.
Von da an wusste ich, dass Jonathan nicht wegen mir einen solche harten Gesichtszüge hatten,
sondern weil er wütend auf diese Männer war.
Warum wusste ich nicht. Aber ich entspannte mich zunehmend, auch wenn ich die Angst aus meinen Kopf nicht heraus bekam. Er strich mir mit einem Waschlappen über meine Wange, es war angenehm kühl.
„Die Typen waren gruselig.", murmelte ich geschafft.
Seine blonden Haare hingen ihn in der Stirn, welcher er nun nachdenklich runzelte.
„Es waren Elben."
Klar... Elben... ok sie hatten spitze Ohren gehabt, aber sollten sie nicht normalerweise bildschön aussehen?
Scheinbar hatte ich meine Gedanken laut ausgesprochen, denn der Nephilim antwortete mir zögernd.
„Ja... das tun sie auch. Sie haben eine Art Zauber, mit dem sie einen betäuben. In Wirklichkeit, sehen sie aber... wie du schon gesagt hast gruselig aus."
So viele Fragen schossen durch meinen Kopf.
Warum hatten sie für mich von Anfang an so schrecklich ausgesehen?
Woher kannten sie meinen Namen?
Oder warum kannte Jonathan meinen Namen?
Er hatte mich nie danach gefragt.
Je mehr Fragen, durch meinen Kopf schossen, desto schmerzhafter pochte dieser.
Meine Finger fuhren zu der pochenden Stelle und ertasteten eine schmerzhafte Beule.
Jonathan stand auf und ging zur Minibar, kam mit einem Beutel Eiswürfel zurück.
Vorsichtig setzte ich mich auf und nahm ihm dem Beutel ab, drückte ihn vorsichtig gegen meine Haare.
Keine Elben waren mehr zu sehen, nur ein verdächtig roter Fleck war auf dem Teppich in der Mitte des Raumes zurück geblieben. Hatte er sie umgebracht?
Aber dann würden sie ja noch hier liegen, oder?
Verpufften sie auch, wie die Dämonen?
Ich hatte dumpfe Schmerzen in der Brust.
Meine Medikamente.
Eilig griff ich auf den Nachttisch nach meiner Lederumhängetasche und kramte die zwei Dosen hervor.Ehe ich aufstehen konnte, hatte sich der Schattenjäger, so hieß es doch oder, erhoben und holte mir ein Glas Wasser. Sein Blick lag die ganze Zeit auf mir, doch er sagte nichts.
Er schaute seltsam verschlossen, als wolle er etwas verbergen, doch ich war zu müde,
um mich damit weiter zu beschäftigen. Das Letzte woran ich mich noch erinnern konnte, bevor ich auf den Eiswürfelbeutel einschlief, dass er ihn sachte unter meinen Kopf hervorgezogen hatte.
Doch dann übermannte mich die Erschöpfung
![](https://img.wattpad.com/cover/92285773-288-k180880.jpg)
DU LIEST GERADE
Das zweite Gesicht
FanfictionZoey hatte sich immer als gutes Mittelmaß betrachtet. Doch seit einigen Wochen war sie nur noch diejenige mit der Krankheit. Nachdem sie an einem regnerischen Tag in London erst einen riesigen blutrünstigen Hund begegnet und dann auch noch ein blond...