Clary war sprachlos. Was sollte sie darauf antworten?
Ach, ist schon okay? Aber es war eben nicht okay. Nichts von dem,
was er getan hatte, war okay. Es gab nun einmal Dinge,
die sich nicht einfach verziehen ließen.
Und dennoch hatte nicht er das alles getan - jedenfalls nicht,
wenn man es genau nahm. Denn dieser Junge, den ihre Mutter auf dem Schoß hielt,
als sei er ihre Buße, war nicht länger Sebastian, der gefoltert und germordet
und Tod und Zerstörung gesät hatte.~City of Heavenly Fire~
Keine Ahnung was genau passierte, für meine Augen ging einfach alles unfassbar schnell. Ich hörte wütende Rufe seitens Jace und spürte Jonathans Präsenz neben mir. Dann wurden ich durch den üblichen Strudel des Portals gezogen und landete schmerzhaft auf meine Knien. Ich blickte auf und sah in das schwarze Augenpaar von Jonathan. Seine Miene war unlesbar, seine Lippen zu einem hartem Strich zusammen gepresst und seine Hände zu Fäusten geballt. Der Gedanke an Clary schoss mir durch den Kopf. Würde Jace sauer auf sie sein? Ich hatte sie im Grunde fast verraten und Jace war nicht blöd, er würde seine eigenen Schlüsse ziehen können. Nur welche das sein würden?
"Tut dir etwas weh?"
Überrascht blickte ich ihn an und sah verwundert wie seine Haltung lockerer wurde. Im nächsten Moment kniete er auch schon vor mir und fasste mir unter mein Kinn, zwang sanft meinen Kopf dazu sich zu drehen. Erst jetzt kamen die Erinnerungen hoch wie Jaces Faust mein Jochbein getroffen hatte. Damit kamen auch zeitgleich die Schmerzen zurück, wie ironisch eigentlich.
"Nein geht schon.", murmelte ich, versuchte tief durchzuatmen, sodass sich mein Herzschlag normalisierte. An das Portal würde ich wohl niemals gewohnen, ungefähr so stellte ich mir ehrlich gesagt das Apparieren bei Harry Potter vor.
"Es sollte gekühlt werden.", meinte er, riss mich aus meinen sinnlosen Gedanken und griff gezielt in seine Jackeninnentasche, als wüsste er genau, wo sich seine ganzen Besitztümer befanden. Er holte ein Elbenlicht hervor, welches sofort leicht aufleuchtete. Dann legte er den Stein an meine Wange.
Ich fuhr kurz durch die unerwartete Kühle zusammen und betrachte Jonathan. Was hatte ich auch erwartet? Dass er plötzlich anders aussah? Nicht mehr wie ein Topmodel? Oder vielleicht, dass ich nun das Böse in ihn sehen konnte, nachdem ich über seine Vergangenheit erfahren hatte?"Halt mal." Er überließ mir das Elbenlicht und wieder zuckte ich leicht zusammen, als seine raue Hand die Meine berührte. Der Stein hörte sofort auf zu leuchten und erinnerte mich daran, dass ich ja nur eine Mundie war. Vorsichtig drückte ich das kühle Material auf meine schmerzende Wange, versuchte die aufkommenden Schmerzenstränen zurück zu blinzeln. Jace hatte einen ziemlich starken rechten Haken.
Jonathans Blick ruhte dabei immer noch unaufhörlich auf mir, ehe er bemerkte, dass ich ihn ebenfalls beobachtete. Mit schnellen Bewegungen zog er seine Stele hervor und zog seine Jacke aus. Er trug sich eine Iratze auf den linken Unterarm auf und ich konnte mit ansehen, wie eine ziemlich tiefe Schnittwunde an seinem Oberarm blasser wurde, ehe sie vollkommen verschwand. Nur noch das getrocknete Blut blieb auf den grauen T-Shirt zurück. Ich erinnerte mich unweigerlich daran, dass mir Clary erzählt hatte, dass er damals nicht verwundbar gewesen war, nachdem er den anderen Kelch erschaffen hatte.
In diesem Moment wusste ich einfach, dass er nicht so sein konnte wie früher, dass er nicht mehr der Junge mit dem Dämonenblut sein konnte."Ich sollte dich hassen.", rutschte es mir heraus. Sein dunkler Blick legte sich wieder auf mich, als könnte er mich damit durchbohren oder in meinen Kopf gucken. Vielleicht war es sein Schweigen welches mich bekräftigte fortzufahren oder aber mein eigener Kopf, der mir symbolisiert endlich mal Klartext zu reden. "Ich sollte dich verabscheuen und vermutlich sollte ich auch Angst vor dir haben." Er bewegte sich keinen Millimeter, ich konnte nicht erahnen, was er von den Worten hielt. Er war so verschlossen, wie immer, wenn es um ihn und seine Vergangenheit ging. Aber es war mir seltsamerweise egal, denn ich wusste einfach, dass er sehr wohl in diesem Moment darüber nachdachte.
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Das zweite Gesicht
FanficZoey hatte sich immer als gutes Mittelmaß betrachtet. Doch seit einigen Wochen war sie nur noch diejenige mit der Krankheit. Nachdem sie an einem regnerischen Tag in London erst einen riesigen blutrünstigen Hund begegnet und dann auch noch ein blond...