„Ich bewundere dich zutiefst.“, hauchte sie.
„Ja.“, erwiderte Sebastian mit blitzenden Augen, deren Farbe an dunkle Wolken erinnerte.
Die Königin fragte sich kurz, ob er sie beide genauso sah wie sie:
zwei Liebende, die sich - selbst in inniger Umarmung - gegenseitig das Messer in den Rücken pressten,
bereit zum tödlichen Stich. „Und ich werde gern bewundert.“ Er grinste.
„Ich bin froh, dass meine Geschwister unterwegs zu mir sind. Sollen sie nur kommen.“
~ City of Heavenly Fire~Zoey
Im inneren der Bar war es stickig und warm. Außerdem befanden sich hier ziemlich viele Leute für so einen kleinen Laden. Ansonsten war es genau so, wie ich es mir immer vorgestellt hatte. Eine einfache Musikbar eben. Es gab eine kleine Bühne und daneben einen Bartresen, über dem in Leuchtschrift ‚Amadeus‘ stand. Die Bühne wurde durch ein Holzgeländer abgezäunt. Einige runde Tische, die nun voll besetzt waren, waren im Raum verteilt und die zwei weiblichen Kellnerinnen versuchten sich mit ihren beladenen Tabletts durch die Massen zu zwängen.
Allgemein drängten sich überall Leute durch die Bar. Nur wenige lauschten den zwei langhaarigen Musikern, die auf der Bühne mit ihren Gitarren standen und irgendwelche Lieder auf Finnisch sangen. Die meisten der Menschen waren in Gespräche vertieft oder tranken einfach nur ihr Bier. Sie waren zum Großteil alle in Schwarz gehüllt und damit fiel ich mit meinen Kleid nicht so sehr auf, wie ich am Anfang gedacht hatte.
Erleichtert stieß ich meine angehaltene Luft aus und setzte mein Weg zur Bar vor.
Jonathan hellen Haarschopf konnte ich noch nicht erspähen, aber ich war mir sicher, dass er nicht allzu weit entfernt war. Da ich nicht wusste was ich sonst tun sollte, bestellte ich mir einen Saft und lehnte mit dem Getränk in der Hand am Bartresen.
Von hier aus konnte ich gut auf die Bühne blicken und auf den Rest der Menschen.
Irgendwo musste Jonathan ja sein...Jonathan
Die Wut in mir wollte einfach nicht abflauen. Am liebsten hätte ich jetzt auf einen Boxsack eingeprügelt. Mit schnellen Schritten hatte ich einen der Tische erreicht, ganz hinten in der Ecke. Da saß sie ‚die Wandelbare‘ sie war wirklich nicht schwer zu erkennen gewesen. Welche 18-Jährige hatte schon weiße lange Haare und Flügel auf den Rücken? Nicht irgendwelche Flügel, es waren schwarze pergamentartige Flügel, die einer Fledermaus. Natürlich war sie weitaus älter als 18, jedoch blieb das äußere Erscheinungsbild eines Hexenwesens im Jugendalter. Keiner der Irdischen hier schaute sie an, fast so als würde sie gar nicht existieren.
Unaufgefordert ließ ich mich auf einen Stuhl von ihr gegenüber nieder. Sie schaute auf und zuckte leicht erschrocken zusammen. Ihre braunen Augen verschlossen sofort sämtliche Gefühlsregungen und sie setzte ein gespieltes Lächeln auf.
„Hm... Sebastian Morgenstern.“ Ich presste meine Lippen zusammen. Ich hasste meinen alten Namen, doch ich erlaubte mir keine weitere Gefühlsregung. „Nett dich kennen zu lernen.“, gab ich nur kühl zurück. Meine Stimme wie immer eisig und ich zweifelte auch nicht daran, das meine Miene perfekt verschlossen und distanziert kühl herüber kam.
Sie schnalzte ungeduldig mit ihrer Zunge. Sie war gespalten und blau, noch ein weiteres Lilithmal.
„Lüg mich nicht an.“, fauchte sie schon fast und zeigte mit ihren Fingern auf mich. „Ich mache keine Geschäfte mit Verbrechern.“ Unweigerlich musste ich Grinsen. „Verbrecher? Ich denke es ist eine Sicht der Betrachtung, findest du nicht?“, meinte ich gespielt gelangweilt und lehnte mich auf meinen Stuhl zurück.Mein Blick huschte kurz über die Menge. Ich entdeckte Zoey an der Bar. Sie lauschte der Musik und hielt ein Glas umklammert, während sie sich immer mal wieder umsah. Sie war mir also gefolgt. Ich wusste nicht was ich davon halten sollte. Jedoch hatte ich bei ihren Anblick sofort wieder dieses drückende Gefühl in der Magengegend.
„Was willst du in meiner Stadt? Noch mehr Leute abschlachten?“, fragte sie gehässig und lehnte sich vorsichtig näher zu mir herüber. Eins musste man ihr lassen. Ihre Angst konnte sie ziemlich gut verstecken. Trotzdem sah ich ihr Unbehagen. Sie wippte leicht mit ihren linken Fuß auf und ab, ließ ihren Blick immer wieder über die Wand hinter mir gleiten und ihre Hände hatte sie ein wenig zu fest auf die Tischplatte gepresst.

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Das zweite Gesicht
FanfictionZoey hatte sich immer als gutes Mittelmaß betrachtet. Doch seit einigen Wochen war sie nur noch diejenige mit der Krankheit. Nachdem sie an einem regnerischen Tag in London erst einen riesigen blutrünstigen Hund begegnet und dann auch noch ein blond...