1. Kapitel

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Karol       

      »Ton ab!«
      »Läuft.«
      »Kamera ab!«
      »Läuft.«
Die Klappe schlägt vor mir zu und ich atme noch einmal tief durch.
      »Action!«, höre ich die Stimme des Regisseurs und setze mich in Bewegung. Verträumt sehe ich mich in der Gegend um. Die Skates baumeln an meiner Hand. Ich seufze und bringe ein leichtes Lächeln auf meine Lippen.
      Dann ertönt ein Ton und ich drehe mich nach hinten zur Kamera. »Karol, du musst bei der Markierung stehen bleiben«, weist mich Martin daraufhin. Ich nicke, bevor ich mich wieder auf meine Startposition begebe. Es ist die letzte Szene eines ziemlich langen Drehtages und ich bin als letzte noch hier, da ich noch eine Szene drehen muss, in der nur Luna vorkommt. Meine Konzentration ist mittlerweile nicht mehr da, doch ich reisse mich zusammen und präge mir die Markierung noch einmal ein. Wieder wird kontrolliert, ob alles stimmt, bevor die Klappe vor mir zuschlägt und ich das vertraute »Action«, höre. Ich laufe los und bleibe an der Markierung stehen. Dann runzele ich meine Stirn und nehme meinen Rucksack, den ich auf dem Rücken trage, und stelle ihn auf dem Boden ab. Ich beuge mich darüber und wühle aufgeregt darin um. Aus dem Augenwinkel nehme ich wahr, wie die Kameramänner ihre Positionen wechseln, lasse mich jedoch nicht davon ablenken. Wieder ertönt der Ton. Ich richte mich auf und warte mit eingestützten Händen, dass alle ihre Position gewechselt haben. Als das geschehen ist, knie ich mich wieder hin und lege meine Hände in den Rucksack. Ein Kameramann positioniert sich genau vor mich und kniet sich ebenfalls hin. Die Klappe schlägt zu.
      »Action!«
Sofort setze ich meinen vorherigen Gesichtsausdruck auf und beginne weiter in der Tasche herumzuwühlen. »Wo sind alle meine Schulbücher?«, sage ich gestresst. Ich hoffe, dass ich es genug laut gesagt habe, dass es das Mikrofon aufgenommen hat. Im Moment bin ich so müde, dass ich auf der Stelle einschlafen könnte. Mit der Hand schlage ich mir auf die Stirn und stehe auf. Die Kamera verfolgt meine Bewegung.
      »Cut!«, ruft Martin. Alle die um uns herum stehen, sehen zum Regisseur und warten auf die Bestätigung alles, was man für den Aussendreh benötigt hat, abzuräumen. Er nickt und mir fällt ein Stein vom Herzen. Jedoch muss ich jetzt nochmal zum Set. Ich reibe mir meine Augen und gehe zum Auto, das mich dorthin bringt.
      Nach einer fünfminütigen Fahrt, steige ich aus und laufe in das Gebäude rein. Hier und dort treffe ich noch ein paar Arbeiter, die ich mit einem Lächeln begrüsse. Ansonsten laufe ich geradewegs in mein Zimmer. Dort angekommen, ziehe ich mir meine Kleider aus und hänge sie an einen Kleiderbügel. Stattdessen ziehe ich mir meine bequemen Kleider und eine Sportjacke drüber an. Schnell packe ich alles zusammen, was ich nach Hause nehmen will und verlasse schliesslich mein Zimmer. Draussen steht ein Kleiderständer, wo ich meine Sachen hinter dem Namen Luna Valente hänge und schnurstracks aus dem Gebäude gehe.
      Zu Hause angekommen, begrüsse ich meine Mutter und gehe dann anschliessend in mein Zimmer rauf. Bevor ich mich auf mein Bett lege, binde ich mir meine Haare zu einem Dutt zusammen und schminke mich ab. Eigentlich mache ich das immer am Set, aber heute habe ich es vergessen. Als ich auf meinem Bett liege, strecke ich mich und seufze laut aus. Mein Handy, welches neben mir auf dem Bett liegt, nehme ich zur Hand und entsperre es. Nachdem ich auf allen sozialen Netzwerken war, lege ich es wieder weg. Langsam fallen mir meine Augen zu und ich schlafe tief und fest ein.

Am nächsten Morgen, werde ich von meinem Handywecker geweckt. Flatternd schlage ich meine Augen auf und stütze mich mit meinen Händen ab. Zuerst gähne ich ausgiebig, bis mein Blick auf meine Kleider fällt. Wieso habe ich nicht meine Schlafsachen an? Erst nach einigen Sekunden, fällt mir wieder ein, dass ich gestern einfach eingeschlafen bin. Schnell schalte ich meinen Wecker aus und sehe auf die Handy Uhr. 07:00 Uhr. Auf einmal bin ich mir nicht mehr sicher, wo ich heute hin muss. Haben wir heute wieder einen Aussendreh? Nein, der ist glaube ich, erst nächste Woche. Auf meinem Handy suche ich schnell den Plan und sehe unter dem heutigen Datum nach, was heute ansteht. Fast schon erleichtert lasse ich mein Handy sinken. Heute muss ich zum Set. Also stehe ich auf, dusche mich und ziehe mir andere Kleider an. Dann gehe ich runter, nehme mir schnell etwas Kleines zu Essen und wünsche meiner Mutter einen guten Morgen. Als wir uns fertig gemacht haben, gehen wir raus und sie fährt mich zum Set. Bevor ich jedoch aussteige, nehme ich schnell das Drehbuch aus meiner Tasche und blättere es bis zu einer Stelle, die ich markiert habe. Eigentlich hätte ich das gestern durchlesen müssen, weshalb ich es mir jetzt noch schnell einpräge. Aus dem Augenwinkel sehe ich den tadelnden Blick meiner Mutter.
      »Ich war gestern sehr müde«, rechtfertige ich mich und sie nickt verstehend. Ich werfe einen kurzen Blick auf die Uhr und stelle fest, dass ich aussteigen muss. Meiner Mutter gebe ich einen kurzen Kuss auf die Wange und öffne dann anschliessend die Autotür. Zielstrebig und mit geducktem Kopf, laufe ich auf den Eingang zu. Drinnen höre ich schon viele Stimmen, die wild durcheinander reden. Ich runzele meine Stirn. Heute müssten doch nur Michael, Ruggero und ich da sein, oder habe ich mich geirrt? Ohne grosses Aufsehen zu erregen, gehe ich in mein Zimmer und lege dort meine Tasche ab. Dann laufe ich ins Kleiderzimmer. Dort erwartet mich schon Angela, die Maskenbildnerin.
      »Guten Morgen«, begrüsse ich sie lächelnd. Sie lächelt mich ebenfalls an und ich setze mich auf den Stuhl. Bevor sie beginnt mich zu schminken, bekommt sie eine kurze Anweisung vom Regieassistenten. Während sie mich schminkt, reden wir zusammen. Leider ist sie zu schnell fertig, da ich wirklich gerne mit ihr rede. Als nächstes kommt die Kleidung, die mir Maria in die Hand drückt. Gestresst läuft sie hin und her, weshalb ich kein Gespräch mit ihr beginne. Ausserdem habe ich selber keine Zeit, da ich ein bisschen spät dran bin. Ich begebe mich in eine der Kabinen und ziehe mich schnell um, bevor ich dorthin laufe, von wo die ganzen Stimmen kommen. Wie schon erwartet, finde ich nur Ruggero und Michael vor.

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