Karol
Heute ist der Tag aller Tage. Nach eineinhalb Monaten werde ich Ruggero wieder sehen. Diese eineinhalb Monate kamen mir so unendlich lange vor.
Heute beginnt unsere Reise nach Europa. In denen wir verschiedene Fotoshootings und Interviews machen werden. Aufgeregt stehe ich vor dem riesen Flughafen von Buenos Aires. Heute werden wir nach Europa fliegen. Genau genommen nach Frankreich. Meine Mutter kann leider nicht mitkommen, da sie andere Termine hier in Argentinien hat, was ich sehr schade finde. Ich hätte sie sehr gerne dabei gehabt.
Neben mir steht ein Bodyguard, der uns die ganze Reise über begleiten wird. Er hatte uns auch schon letztes Jahr begleitet. Bis jetzt macht er einen recht netten Eindruck. Er scheint auch ziemlich jung zu sein.
»Wie alt sind sie?«, frage ich direkt. Mit einem schiefen Grinsen sieht er mich an. »Vierundzwanzig«, antwortet er. »Und du kannst mich duzen. Das habe ich dir schon letztes Mal gesagt.« Er grinst mich an und ich erwidere sein Grinsen.
Mein Blick schweift durch die ganzen Menschenmengen, die an mir vorbeilaufen. Plötzlich entdecke ich eine Person. Augenblicklich verlässt mich jegliches Selbstbewusstsein und ich habe das Gefühl keine Luft zu bekommen. Mit langsamen Schritten und einen Koffer, den er hinter sich her zieht, kommt Ruggero auf uns zu. Er hat eine Sonnenbrille auf seiner Nase sitzen, die ihm leicht runtergerutscht ist. Leider sehe ich nicht, wohin er sieht aber sieht stark danach aus, dass er zu mir sieht. Mir steigt die Hitze in den Kopf und ich scheine gleich umzukippen. Ich hätte gedacht, dass ich recht locker auf unser Zusammentreffen reagieren würde, doch das ist alles andere als locker. Schliesslich breche ich fast zusammen.
Ruggero sagt kein einziges Wort zu mir, sondern begrüsst Diego, so heisst der Bodyguard, und mich mit einem kurzen Kopfnicken. Nachdem wir unser Gepäck abgegeben haben, sind wir sofort zum Check-In und jetzt sitzen wir hier in unseren Sesseln. Rechts von mir sitzt Ruggero und hinter uns Diego, da es ein kleineres Flugzeug ist und es nur Zweierplätze hat. Links von mir ist das Fenster, aus dem ich gerade hinausstarre. Ich spüre seine Präsenz so stark, wie noch nie zuvor. Während dieser Wochen, in denen ich ihn nicht gesehen habe, musste ich feststellen, dass ich mich Hals über Kopf in ihn verliebt habe. Ich meine, wie erklärt sich mein fast Zusammenbruch von vorher? Auch unser Kuss geht mir nicht aus dem Kopf. Kaum denke ich daran, beginnt es in meinem Bauch so stark zu kribbeln, dass es fast schon wehtut. Auf meinen Armen macht sich eine klar zu sehende Gänsehaut breit. Ich schiebe es darauf, dass ich einfach kalt habe und lehne mich in meinem Sitz zurück. Ruggero und ich haben noch nicht zusammen geredet, was auch Diego aufgefallen ist, da er mir vorher einen fragenden Blick nach dem Anderen zugeworfen hat. Nur noch im Halbschlaf bekomme ich mit, wie der Pilot alle begrüsst und schliesslich das Flugzeug zu rollen beginnt.
Durch eine ziemlich laute Durchsage werde ich geweckt. Langsam schlage ich meine Augen auf und blicke mich um. Ich brauche ziemlich lange, um zu realisieren, dass ich mich in einem Flugzeug befinde. Und noch einmal solange brauche ich, um zu begreifen, dass mein Kopf auf Ruggeros Schulter liegt. Augenblicklich werde ich hellwach. Zuerst will ich meinen Kopf von dort wegnehmen, bis ich mich dagegen entscheide und meine Augen wieder schliesse. Ich kuschele mich noch näher an ihn heran. Schliesslich weiss er ja nicht, dass ich schlafe. Klar und deutlich höre ich sein Herz schlagen. Es schlägt unnormal schnell. Ob es wegen mir ist? Nein, wieso sollte es? Im nächsten Moment spüre ich seine Hand, die mir sanft meine herausgefallenen Haarsträhnen aus dem Gesicht streicht. Jedoch spüre ich auch, wie ich rot anlaufe. Hoffentlich merkt er das nicht. Nach ein paar Sekunden falle ich wieder in einen tiefen Schlaf.
Ich werde durch leise Stimmen, die miteinander reden, geweckt.
»Schläft sie immer noch?« Nach einigen Minuten identifiziere ich die Stimme als die von Diego.
»Ja«, antwortet Ruggero. »Also weck sie bitte nicht auf.« Diego lacht leise auf und auch Ruggero beginnt leicht zu lachen, da ich merke, dass sein Körper leicht vibriert. Nach kurzem Überlegen, schlage ich meine Augen auf und gähne erstmal ausgiebig. Dann richte ich mich langsam auf und reibe mir verschlafen meine Augen. Wieder nehme ich ein leichtes Lachen von rechts wahr. »Gut geschlafen?«, drängt Ruggeros Stimme zu mir durch. Hat er das wirklich gerade mich gefragt? Ich sehe ihn an und nicke leicht verwirrt.
»Wir landen in zwei Stunden. Du hast praktisch zehn Stunden geschlafen.« Verschmitzt sieht er mich an.
Auch ich bringe ein leichtes Lächeln zustande. »Ich schlafe halt gerne«, rechtfertige ich mich. Bestätigend nickt er.Nach weiteren drei Stunden kommen wir in unserem Hotel an. Ruggero und ich teilen uns ein Zimmer, wieso auch immer. Grundsätzlich habe ich kein Problem damit, da es eine Suite mit mehreren Zimmern ist. Es hat auch zwei Badezimmer. Eins für ihn und eins für mich. Überglücklich halte ich meine Zimmerkarte in meinen Händen und kann es kaum erwarten das Zimmer zu sehen.
»Ruggero, komm endlich«, dränge ich ihn, da er keine Anstalten macht vom Tresen zurückzutreten. Endlich dreht er sich um und betrachtet mich amüsiert. Ohne grosse Worte gehen wir zum Lift und fahren in den besagten Stock. Zimmernummer 56. Suchend schreite ich durch die Gänge, bis ich das richtige Zimmer gefunden habe und es betrete. Staunend betrete ich es und gehe gleich alle Räume durch.
Nachdem ich die beiden Zimmer in der Suite miteinander verglichen habe, gebe ich Ruggero bekannt, welches ich nehme. »Ich nehme das«, sage ich und zeige dabei auf das Grössere. Er scheint Einverstanden zu sein, da er nur schwach nickt. Ohne etwas zu sagen, läuft er an mir vorbei, in sein Zimmer und legt sich direkt in das Bett. Stirnrunzelnd betrachte ich ihn und stelle einige Sekunden später fest, dass er tatsächlich in dieser kurzen Zeit eingeschlafen ist.

DU LIEST GERADE
Ruggarol - Verlorene Erinnerungen
FanfictionKarol und Ruggero sehen einander als beste Freunde. Doch was passiert, wenn sich die Sichtweise der Beiden plötzlich verändert? Zwischen unzähligen Interviews und Terminen muss Karol noch einen Deal mit einem Regisseuren einhalten. Der merkwürdige F...