Karol
»Mama?« Mit einer Hand wedele ich vor ihrem Gesicht herum. Sie starrt an einen Punkt, der auf der anderen Seite des Restaurants liegt. Ich werfe ebenfalls einen Blick dorthin, erblicke jedoch nur ein paar Arbeiter. Unter denen ist der Mann, der heute ausversehen an unsere Tür geklopft hat.
Endlich wendet sie ihren Blick ab und sieht mich an. »Entschuldige, was hast du gesagt?«, fragt sie und schüttelt ihren Kopf. Wie als wolle sie ihre Gedanken ordnen.
Misstrauisch hebe ich meine Augenbrauen. »Was ist los?«, frage ich direkt.
Sie zuckt mit den Schultern. »Nichts, was sollte sein?« Gerade als ich sie weiter ausfragen möchte, kommt der Kellner und bringt uns unser Essen. Also belasse ich es dabei.
Nach dem Essen ist meine Mutter direkt in ihr Zimmer und Ruggero und ich schliesslich auch. Kurzfristig entschliesse ich mich dazu duschen zu gehen. Also nehme ich mir ein paar frische Sachen aus meinem Koffer und schliesse mich im Badezimmer ein. Bevor ich jedoch dem Nachgehe, was ich machen wollte, nehme ich mein Handy und gehe als aller erstes auf Instagram.
Nach einigen Minuten will ich mein Handy gleich wieder weglegen, als ich plötzlich ein Bild sehe. Ruggero und ich sitzen auf der Bank in diesem Park und ich habe meinen Kopf auf seiner Schulter. Wenn man sich das Bild so ansieht, könnte man glatt meinen, wir seien zusammen. Was wir auch sind. Schnell schalte ich mein Handy aus und lege es auf eine Ablage. Dann ziehe ich mich aus und trete unter die Dusche. Das warme Wasser prasselt auf meine Haut und gibt mir die gewünschte Wärme. Ich seufze und wende mich meinen Gedanken zu. Sollen wir es doch lieber öffentlich machen? Innerlich schüttele ich den Kopf. Aber trotzdem fühle ich mich so, als würde ich meine Fans belügen. Ich weiss, dass es viele Leute da draussen gibt, die hinter mir stehen. Würden sie enttäuscht von mir sein? Schliesslich habe ich keine Pflicht dazu meine privaten Beziehungen öffentlich zu machen.
Nachdem ich mich geduscht habe, ziehe ich mir meine Schlafsachen an und krieche unter die Decke. Ich liebe es frisch geduscht schlafen zu gehen. Im Halbschlaf bekomme ich noch mit, wie Ruggero sich neben mich legt und gleite dann in einen traumlosen Schlaf.
Am nächsten Morgen werde ich von einem schrillen Wecker geweckt.
»Mach den Wecker aus«, stöhne ich und drehe mich auf die andere Seite.
Als auch nach ein paar Sekunden keine Reaktion kommt, drehe ich mich wieder um und sehe verwundert auf den leeren Platz neben mir. Gerade als ich mich aufrichten will und den Handywecker ausschalten möchte, kommt Ruggero ins Zimmer gerannt. Er trägt nur eine Trainerhose. Die Betonung liegt auf nur. Mein Blick landet unverschont auf seinem nackten Oberkörper. Jedoch wende ich mich schnell wieder ab, bevor er das noch merkt und rolle mich wieder in die warme weiche, kuschelige Decke ein, die mir mit einem Ruck weggezogen wird. »Tut mir leid, aber du musst aufstehen«, sagt Ruggero mit einem leichten schmunzeln auf den Lippen.
Ich trete mit meinen Füssen nach ihm, erwische ihn aber leider nicht. Er sieht kurz zu der Uhr, die an der Wand hängt und dann wieder zu mir. »In dreissig Minuten müssen wir unten sein.« Mit diesen Worten gibt er mir die Decke wieder und ich lege sie über mich. Noch fünf Minuten kann ich ja liegen bleiben, denke ich mir und bereue es nach zehn Minuten. Dieses Mal wird mir nicht nur die Decke, sondern auch das Kissen weggezogen. Erschrocken quieke ich auf richte mich sofort auf. Ruggero steht fertig angezogen vor mir und sieht mich abwartend an. Seufzend schwinge ich meine Beine über die Bettkante und schlurfe ins Badezimmer.
Genau elf Minuten habe ich gebraucht, um mich fertig zu machen. Mit den Händen an meiner Hüfte, stehe ich an der gleichen Position wie Ruggero vorher.
»Ich habe genau elf Minuten gebraucht. Noch ganze neun Minuten hätte ich schlafen können.« Angriffslustig sehe ich ihn an, doch er erwidert meinen Blick nur mit einem kurzen Grinsen.
»Sieh es positiv. Jetzt hast du noch neun Minuten.«
»Und was soll ich mit diesen neun Minuten anfangen?«, frage ich und verkneife mir ein Lächeln. Sein Arm schiesst ohne Vorwarnung nach vorne und packt mich am Handgelenk. Keine Ahnung wie, aber am Schluss lande ich praktisch auf ihm. Wie automatisch kommen sich unsere Köpfe näher, bis seine Lippen auf meinen liegen. Ich erwidere den Kuss aber nicht. Seine Unterlippe liegt zwischen meiner Ober- und Unterlippe. Sie hinterlässt ein leichtes prickeln, das einfach nur wunderschön ist, auf meiner Lippe. Das ist einer der zärtlichsten Küsse, die ich je erlebt habe. Nach einigen Sekunden erwidere ich den Kuss und löse mich dann ruckartig. Fragend sieht er mich an. »Wir müssen runter?«, sage ich, lasse es aber als Frage klingen. Ich und rolle mich zur Seite und wir stehen beide gleichzeitig auf.
»Wärst du früher aufgestanden, hätten wir mehr Zeit für solche Sachen gehabt.« Er macht eine kreisende Handbewegung um das Bett und sieht mich an. Augenverdrehend laufe ich an ihm vorbei und nehme mir beim Durchqueren des Zimmers meine dünne Jacke mit.
An dem Ort des bevorstehenden Ereignisses angekommen, betreten wir das grosse Gebäude, das für die Produktion einer Zeitschrift verantwortlich ist. Der Raum wirkt direkt einladend und ich fühle mich pudelwohl.
Während ich Ruggeros Hand halte, läuft Diego neben mir her und analysiert jeden unserer Schritte. Ich werfe ihm einen halb belustigten, halb fragenden Blick zu, woraufhin er mit den Schultern zuckt. »Das ist mein Job«, rechtfertigt er sich. Ich nehme das so hin und sehe mich weiter in der Eingangshalle des Gebäudes um. Alles ist recht ordentlich. Auf den einzelnen Tischen, die wild im Raum verteilt sind liegen ein paar Exemplare der aktuellen Ausgabe. Meine imaginäre Wanderung durch den Raum wird von einer Frau unterbrochen, die auf uns zukommt. Nach einer kurzen Begrüssung führt sie uns in einen Raum, in dem das Interview stattfinden sollte. Wir setzen uns auf das Sofa, mit genügend Abstand natürlich. Schliesslich wollen wir es ja noch nicht preisgeben, dass wir zusammen sind. Die verschiedenen Menschen, die uns vorher recht freundlich begrüsst haben, rennen gestresst herum und suchen noch die letzten Unterlagen zusammen. Ruggero legt seine Hand auf mein Bein, woraufhin ich ihm einen strengen Blick zuwerfe. Ihn scheint es jedoch herzlichst wenig zu interessieren, da er mich einfach nur angrinst.
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Ruggarol - Verlorene Erinnerungen
FanfictionKarol und Ruggero sehen einander als beste Freunde. Doch was passiert, wenn sich die Sichtweise der Beiden plötzlich verändert? Zwischen unzähligen Interviews und Terminen muss Karol noch einen Deal mit einem Regisseuren einhalten. Der merkwürdige F...