Epilog

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Ruggero            

Mit geschlossenen Augen liege ich auf meiner Couch, während irgendeine Fernsehshow im Hintergrund läuft.
      In den letzten Wochen habe ich nicht viel von Karol gehört. Ich weiss nur, dass sie ins Training geht, um die Grundkenntnisse für das Rollschuhfahren wieder aufzubauen und danach die Dreharbeiten fortgesetzt werden. Jedoch habe ich keine Ahnung, wie ich mich in ihrer Gegenwart verhalten soll.
      Seit dem Tag, an dem sie aufgewacht ist, habe ich sie nicht mehr gesehen. Es macht mich fertig, dass sie sich nicht an mich erinnern konnte, aber ich kann nichts dagegen machen. Anscheinend sind wir nicht füreinander bestimmt.
      Agus hat mir immer wieder eingeredet sie mir aus dem Kopf zu schlagen. Das sagt sich so leicht. Natürlich habe ich versucht sie zu vergessen, aber ich habe es einfach nicht fertig gebracht mich mit einer anderen Frau zu treffen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.
      Ich kann mich mit so vielen treffen, wie ich will, ich werde Karol immer lieben. Daran wird sich nie etwas ändern.
      Es klingelt an meiner Tür und ich stehe stöhnend auf. Wahrscheinlich ist es Agus, der mich mal wieder unter Leute bringen will.
      Als ich die Tür öffne, bleibt mir mein Atem im Hals stecken. Vor mir steht Karol. Einige Sekunden starre ich sie unverwandt an, bis ich meinen Blick von ihr löse.
      »Kann ich reinkommen?«, fragt sie.
      Ich nicke, unfähig dazu etwas zu sagen. Sie geht an mir vorbei, direkt ins Wohnzimmer. Ich folge ihr und bleibe hinter ihr stehen. Mit einer Drehung dreht sie sich um und sieht mir genau in die Augen. Und dieses Mal spiegeln sich in ihren Augen so viele Emotionen auf einmal, dass ich Mühe habe, überhaupt etwas daraus zu lesen.
      »Ruggero«, flüstert sie und tritt einen Schritt näher an mich heran. Meinen Namen spricht sie mit so einer Vertrautheit aus, dass ich gar nicht weiss, wie mir geschieht. »Ich ... « Sie verstummt. Kurz schliesst sie ihre Augen und atmet einmal tief ein und aus. »Ich kann mich wieder an alles erinnern.« Fassungslos sehe ich sie an. Ich habe diese Möglichkeit gar nicht in Erwägung gezogen, weshalb mich das jetzt unerwartet trifft.
      »Ich habe mir die ganzen zwei Staffeln von Soy Luna angesehen und danach die Videos, in denen wir hinter den Kulissen gefilmt wurden.« Lächelnd schüttelt sie ihren Kopf. »Ich habe mir jedes einzelne Interview angesehen, das wir zwei gegeben haben und ... und mit der Zeit kamen all die Erinnerungen zurück.« Mittlerweile läuft sie aufgeregt im Zimmer herum. »Zuerst sind sie nur so in Bruchteilen zurück gekommen, aber mit der Zeit sind sie nur so auf mich eingeprasselt.«
      Tränen schimmern in ihren Augen, als sie vor mir wieder stehen bleibt. »Zuerst wusste ich nicht, ob du überhaupt noch etwas von mir wissen willst, aber dann habe ich gestern Agus zufälligerweise getroffen und er hat mir gesagt, ich soll zu dir kommen.«
      Langsam aber sicher, breitet sich ein Grinsen auf meinen Lippen aus.
      Diese Erleichterung, die sich gerade in mir breitmacht, ist unbeschreiblich. Trotzdem kann ich mich nicht ganz freuen, weil ich weiss, dass ich daran schuld bin, dass sie überhaupt in diese Situation geraten ist.
      Als sie meinen Gesichtsausdruck sieht, runzelt sie die Stirn. »Was ist los?«, fragt sie zögernd. Aber sie braucht gar keine Antwort. Sie weiss, was in mir vorgeht. »Ruggero, du bist nicht schuld. Es war ganz alleine meine Schuld. Ich wusste, dass sie die Tochter von ihm ist. Aber irgendwie .. ach ich weiss auch nicht, wieso ich weggerannt bin, aber hör auf, dir die Schuld in die Schuhe zu schieben. Das war meine Schuld.« Das sagt sie mit so einer Überzeugung, dass ich gar nicht anders kann, als nur zu nicken. »Also verzeihst du auch mir?« Nervös kaut sie auf ihrer Unterlippe herum.
      »Was sollte ich dir verzeihen?«, frage ich mit gerunzelter Stirn.
      »Na, dass ich dir die Sache mit Herr Ruiz verschwiegen habe.«
      Ich lache auf. »Natürlich. Eigentlich sollte ich dich ja um Entschuldigung bitten, aber-« Sie unterbricht mich.
      »Nein!«, ruft sie und legt ihre Hand auf meinen Mund.
      Langsam beginne ich zu lachen. »Okay, Karol. Noch eine letzte Frage, damit ich mir sicher sein kann, dass du wirklich noch alles weisst.«
      Skeptisch nickt sie, nimmt ihre Hand aber langsam weg.
      »Wann hattest du dein erstes Mal?«, frage ich.
      »Nach dem Restaurantbesuch«, nuschelt sie. Die Röte schiesst ihr ins Gesicht und sie blickt verlegen zu Boden.
      Kurzerhand umarme ich sie und halte sie in die Höhe. Sie beginnt zu kichern. »Ich habe dich vermisst«, sage ich, als ich sie wieder runterlasse.
      »Ich dich auch«, erwidert sie. Ihre Augen funkeln mich voller Liebe an.
      Ich beuge mich langsam zu ihr nach unten. Kurz bevor ich meine Lippen auf ihre lege, erkenne ich ein Lächeln auf ihren Lippen.
      Als unsere Lippen aufeinander treffen, spüre ich ein Feuerwerk in meinem Bauch ausbrechen. Ich ziehe sie an ihren Hüften näher zu mir heran. Nachdem sie den Kuss erwidert hat, kann ich nicht anders, als zu Grinsen. Auch ihre Mundwinkel schiessen in die Höhe.
      Sie lehnt sich an meine Brust und schlingt ihre Arme um meinen Rücken. »Ich liebe dich, Ruggero«, sagt sie leise. Mein Herz macht einen Sprung bei ihren Worten.
      »Ich liebe dich auch, Karol«, erwidere ich lächelnd und gebe ihr einen kurzen Kuss auf den Kopf.

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ENDE

Ich würde mich sehr über ein Feedback freuen. Es hat mir wahnsinnig Spass gemacht, die Story zu schreiben & ich hoffe, dass ihr die Message dahinter verstanden habt.

Ich danke von Herzen allen, die diese Story gelesen haben. Jedes Mal habe ich mich gefreut, eure Kommentare zu lesen🙈❤️.

DANKE💕

Feedback in die Kommis💫

Ruggarol - Verlorene ErinnerungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt