38. Kapitel

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Ruggero

Am nächsten Morgen wache ich wie gerädert auf. Alles tut mir weh. Inklusive mein Herz. Stöhnend mache ich mich auf den Weg ins Badezimmer und dusche erstmal.
      Nachdem ich mich geduscht habe, setze ich mich mit meinem Handy auf das Sofa, lege es jedoch neben mich hin. Ich stelle meine Füsse auf den Boden ab und stütze mit meinen Armen den Kopf. Verzweifelt fahre ich mir durch die Haare. Mein Handy vibriert und ich werfe einen flüchtigen Blick darauf. Wieder eine Nachricht von Agus.
      Nach meinem Zusammentreffen mit Karol gestern, habe ich ihm per Nachricht mitgeteilt, dass ich nicht komme und bin wieder nach Hause gelaufen.
      Ich ignoriere die Nachricht und starre die weisse Wand an. Meine Gedanken wandern zu dem letzten Gespräch von Karol und mir. Ich war gestern überhaupt nicht wütend. Auch jetzt spüre ich keinen Funken Wut in meinem Bauch. Es ist einfach pure Enttäuschung, die mein Herz zerbricht.
      Blind habe ich ihr vertraut und sie hat mein Vertrauen missbraucht. Ich erinnere mich an den Moment, an dem ich sie gefragt habe, ob sie das Angebot abgelehnt hat. Sie hat meine Frage ohne zu zögern beantwortet und dabei gelogen. Die ganzen Termine, die sie hatte, waren Treffen für dieses Projekt. Aber es ist nicht einmal der Punkt, dass sie mich angelogen hat, sondern eher die Sache, dass sie es tatsächlich angenommen hat. Das hätte ich als aller letztes von Karol erwartet. Ich dachte sie wäre eine bodenständige junge Frau. Wieso sollte sie das Angebot von diesem Kiffer annehmen? Um berühmter zu werden? Will sie mehr Geld?
      Ich schüttele fassungslos über mich selber den Kopf. Wie man sich in Menschen täuschen kann, ist immer wieder überraschend. Ich dachte, ich würde Karol gut genug kennen, aber anscheinend war das nicht der Fall.
      Egal, denke ich mir. Schliesslich gibt es genug andere Frauen auf dieser Welt.
      Von einer Klingel werde ich aus meinen Gedanken gerissen. Stirnrunzelnd stehe ich auf und laufe auf die Tür zu. Ich öffne sie und bin mehr als nur überrascht, wen ich am Türrahmen stehen sehe.
      »Was machst du hier?«, frage ich.
      Agus zuckt mit den Schultern und tut so, als würde er überlegen. »Vielleicht meinen besten Freund besuchen, der mir nicht auf meine Nachrichten antwortet?«
      Mit einem kleinen Schritt trete ich zur Seite, damit er reinkommen kann. Er zieht sich seine Jacke aus und wirft sie auf die Kommode. Seine Schuhe streift er schnell ab und sieht mich auffordernd an. »Vom Mond gefallen?«, fragt er grinsend.
      Als er jedoch meinen Blick sieht, verschwindet sein Grinsen. »Was ist passiert?«
      Ich laufe Richtung Wohnzimmer und höre an seinen Schritten, dass er mir folgt.
      »Hat sie dich betrogen?«, platzt es aus ihm heraus. Ich schüttele meinen Kopf und lasse mich seufzend auf das Sofa fallen.
      »Sie hat mich angelogen.«
      Fragend runzelt er die Stirn. »Und wegen dem machst du so ein Gesicht?«
      »Nein.«
      »Dann erklär es mir«, fordert er mich auf.
      Ich hole einmal tief Luft und beginne zu erzählen. »Sie hat vor einiger Zeit so ein Angebot von einem Typen bekommen. Auf jeden Fall hat sie herausgefunden, dass der Drogen nimmt und irgendwie verfolgt er sie.« Ich gehe nicht auf seinen verwirrten Blick ein, sondern erzähle weiter. »Vor ein paar Wochen hat sie mir gesagt, dass sie das Angebot abgelehnt hat. Ich meine, das würde jeder Mensch tun.« Er nickt bestätigend. »Naja, gestern habe ich erfahren, dass sie doch bei diesem Projekt mitmacht und ich will nicht mit jemandem zusammen sein, die alles für Ruhm und Geld tut.«
      Agustins Gesicht sieht echt verwirrt aus. »Wir sprechen schon von derselben Karol, oder?«
      Ich werfe ihm einen Blick zu, der ihm klar macht, dass ich im Moment nicht für Spässe zu haben bin.
      »Okay«, sagt er und hält seine Hände in die Luft. »Aber Karol würde das nie machen. Ich kann mir das einfach nicht vorstellen.«
      »Anscheinend schon.«
      Unsicher sieht er mich an. »Was ist, wenn du etwas falsch verstanden hast?«
      Ich schüttele meinen Kopf. »Was will man da falsch verstehen? Ich habe das Drehbuch mit meinen eigenen Augen gesehen.«
      Dagegen hat auch er nichts einzuwenden.
      Nach einigen Stunden geht er wieder nach Hause und lässt mich mit meinen Gedanken alleine. Ich verbringe meinen Tag hauptsächlich damit, zu versuchen, meine Gedanken an Karol zu verdrängen. Doch ich schaffe es nicht. Es ist so, wie als hätte sie sich in meinem Kopf eingenistet.
      Frustriert darüber, schnappe ich mir meine Jacke und gehe raus an die frische Luft. Aber auch draussen an der frischen Luft will sie mir einfach nicht aus dem Kopf gehen.

Ruggarol - Verlorene ErinnerungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt