3. Kapitel

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Nervös fummelte ich an den Ärmelbändern meines Kleides herum.

,,Nun halt doch endlich still du dummes Mädchen!", grummelte die Magdt die versuchte mein Mieder zu schnüren.

,,Tut mir leid...", entschuldigte ich mich sofort und riss mich zusammmen.

Doch schon im nächsten Moment strich ich wieder vorsichtig über den samtenen Stoff des dunkelroten Kleides. Heute war das Kleid besonders prächtig. Es hatte einen eckigen Ausschnitt der mit dünnen Goldfäden bestickt war. Dazu passend wand sich um meine Taille ein goldenes Band. Danach fiel der Rock in ordentlichen Falten bis hinunter zu meinen Füßen, welche in ebenfalls goldenen Schuhen steckten. Auf dem Rockteil waren wieder mit Goldfäden verschnörkelte Blumenranken und wunderschöne Blüten zu erkennnen. Das vordere Mieder zierten kleine goldene Schnallen.

Vor Aufregung hatte ich ganz schwitzige Hände. Jetzt bald wollte mein Onkel mich sehen. Er sollte sich schon mal auf einen gewaltigen Fragenhagel gefasst machen. Die mürrische Frau war endlich fertig und bedeutete mir ihr zu folgen. Schnell blickte ich nochmal in den Spiegel welcher über der Frisierkomode hing und zupfte noch ein paar von meinen dunklen widerspenstige Haarsträhnen zurecht, welche aus der kunstvoll gefertigten Hochsteckfrisur entkommen waren. Normalerweise fielen sie mir in braunen sanften Wellen fast bis zum Po. Dann beeilte ich mich der Magdt hinterherzukommen.

Nach endlos vielen Korridoren, Treppen und Gängen blieben wir schließlich vor einer imposanten dunklen Tür stehen. Die Frau blickte noch einmal zu mir dann klopfte sie. Mein Herz raste. Ich hatte keine Ahnung was mich erwartete. Aber immernoch eine kleine Hoffnung das er doch kein so großer Tyrann war wie ich aus dem Verhalten seines Personals schloss.

Warum hätte er mich sonst retten sollen? Andererseits: Warum hatte er mich eingesperrt? Und dann auch noch so lange warten lassen?

Ein letztes Mal glättete ich noch meinen Rock und trat dann durch die gerade geöffnete Tür, nachdem ein scharfes ,,Herein" erklungen war. Nervös sah ich mich um. Drei hohe spitze Fenster denkten fast die komplette Südseite ein. Der Sonnenuntergang tauchte alles in ein mattes rotes Licht. Vor den Fenstern stand ein imposanter Schreibtisch. Ein groß gebauter Mann zeichnete sich als Silhouette im Gegenlicht davor ab. Ein weiterer etwas kleinerer Mann stand neben ihm.

,,Komm näher Mädchen...", befahl der Größere.

Zögernd trat ich zwei weitere Schritte vor. Nun konnte ich die Männer richtig erkennen. Der zu mir gesprochen hatte, hatte wie ich dunkelbraune lockige haare. Seine gingen allerdings nur bis zu den Schultern. Doch statt meinen ungewöhnlich intensiven moosgrünen Augen, waren seine eisblau und sie blickten mich abschätzend an. Es war nicht schwer zu erkennen wer von den beiden mein Onkel war. Obwohl wir nicht blutsverwandt waren ähnelten wir uns auf unheimliche Weise. Der andere hatte ungepflegtes blondes Haar und abstehende Segelohren. Die kleinen Augen sahen mich durch eine dicke Hornbrille ebenfalls an.

,,Ganz hübsch ist sie ja...", sagte Samuel zu seinem Begleiter. ,,Aber kann sie irgentetwas?".

Verwirrt schaute ich von einem zum anderen. Sie sprachen über mich als wäre ich gar nicht im Raum anwesend! Aber jetzt sprach mein Onkel doch zu mir:

,,Kannst du irgendwas Mädchen? Piano spielen? Oder singen? Vielleicht nähen? Oder sticken?"

Beschämt schüttelte ich den Kopf. Wer nähte oder stickte denn bitte freiwillig? Und mit musikalischen Talent war ich leider auch nicht gesegnet.

,,Nein? Nichts davon? Vielleicht etwas was ich nicht gesagt habe?", stichelte er sarkastisch weiter.

Wieder musste ich den Kopf schütteln. Bestimmt konnte ich irgendwas. Aber gerade viel mir absolut nichts ein.

Der Segen der ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt