48. Kapitel

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Weitere drei Tage vergingen, in denen mich Samuel genaustens im Auge behielt und ab und zu quälte. Es war jedoch lange nicht so schlimm wie damals in seinem Herrenhaus. Ich wagte es nicht, erneut mit den Jungs in Kontakt zu treten. Ich hoffte einfach, dass sie es schafften.

Dann war der Tag gekommen. Sechs Wachen kamen in Samuels Zimmer und zwei nahmen meine gefesselten Arme. Sie zogen mich ruppig hoch und schleiften mich durch die Gänge. Zwei Wachen gingen vor uns, die anderen beiden hinter uns. Viele der Bediensteten blieben stehen und starrten uns an. Einige hatten Striemen im Gesicht und auf den Händen.

Ich schluckte. Auch sie waren also bestraft worden.

Aus einem der Fenster im Flur sah ich, dass ein imposanter Dreimaster neben der großen Yacht ankerte. Eine Holzbrücke diente als Übergang.

Ich trat mit meiner Eskorte hinaus in den Sonnenschein. Ein scharfer Wind ließ mich trotzdem frösteln.

Samuel und seine persönlichen Wachen erwarteten uns schon an Deck des Segelbootes. Neben ihm anscheinend der Kapitän und sein Leutnant. Drake stand teilnahmslos ein Stück hinter ihm.

Ich wurde ruppig auf das Schiff geführt. Bevor meine Hände losgebunden wurden, um sie danach um den Mast wieder festzubinden, stellten meine sechs Wachen sich in Habacht-Stellung um mich herum auf. Eine siebte Wache trat vor und löste so schnell es ging meine Fesseln.

Ich musste beinahe lächeln. Dachten sie, ich würde einen Fluchtversuch wagen und dabei die Wachen niederschlagen? Wo doch die ganze Mannschaft des Bootes noch anwesend war und Samuel, ein Seelen- und Blutmagier?

Dann ging mir auf, dass sie dies wahrscheinlich wirklich fürchteten.

Das brachte mich wieder fast zum Lachen. Ich hatte solange nicht mehr gelacht, dass nur ein komisches Krächzen meiner Kehle entschlüpfte.

Erschrocken sprang die Wache zurück. Doch ich machte keine Anstalten mich zu wehren. Diese Wachen konnten nichts für ihren Arbeitgeber. Zumindest nicht wirklich.

Skeptisch und misstrauisch näherte sich die Wache wieder und machte mich nun entgültig am Mast fest. Ich stand nun mit dem Gesicht zum Mast. Angestrengt versuchte ich meinen Kopf nach hinten zu verrenken, um meinen Onkel im Blick zu haben.

Dabei streifte mein Blick einen der Matrosen. Seine Gestalt kam mir seltsam bekannt vor...

Ich konnte mir gerade noch verkneifen meine Augen auszureißen. Es war Rhyz. Schnell musterte ich auch die anderen Matrosen. Dort war Tarek. Und weiter hinten Castor. Auch alle anderen kannte ich. Sie alle waren vom FBI. Hauptmann Clarke, Grief, Montall und Kella waren dabei. Ebenso wie Logan, Steff und Paoul. Und dann war da natürlich auch noch Zen. Die Jungs hatten gute Arbeit geleistet.

Ein kleines Lächeln stahl sich auf mein Gesicht. Diesmal war es vor wirklicher Freude und nicht vor Schadenfreude.

Dann blickte ich zu dem Kapitän. Wie ich schon fast vermutet hatte, waren es nicht Castor, Zen, Rhyz oder Tarek. Diese waren bei den Kämpfen gesehen worden und das Risiko war zu groß, dass sie in so einer hohen Position gleich erkannt wurden. Es war Veeran. Sein Raubvogelblick war die perfekte Tarnung. Niemand konnte erahnen, dass unter der harten Hülle ein anderer Kern steckte. Vielleicht kein weicher, aber doch nicht so hart, wie er sich immer gab.

Ich war ihnen sehr dankbar, dass sie alle bei der Rettungsmission dabei waren.

Mein Herz glühte, als ich zurück zu meinen Freunden blickte. Einer nach dem anderen. Ich versuchte es nicht zu offensichtlich zu machen. Und doch wusste ich, dass sie mich alle ganz genau beobachteten. So sehr ich mich auch bemühte, das kleine Lächeln wurde zu einem Grinsen. In Rhyz Augen glitzerte es, als Antwort auf meine Freude sie wiederzusehen. Tarek nickte mir minimal zu. Und Castor lächelte kurz. Zen blickte mich nur an. Doch es war genug. Ihn hatte ich so lange nicht mehr gesehen. Mein Herz schwoll noch weiter an.

Der Segen der ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt